Deutlich steigende Zahlen von Insolvenzen werden gemeldet. Das ist normal, meinen Experten. Neben steigenden Energie- und Materialpreisen treibt die Rückzahlung der Corona-Hilfen immer mehr Unternehmen in die Pleite.
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland steigt stark an. Das berichtet die Tageszeitung Die Welt am Freitag in ihrer Onlineausgabe. Danach gab es im ersten Halbjahr 2023 rund 8400 Firmenpleiten. Die Zeitung beruft sich auf die Wirtschaftsauskunftei Creditreform.
Der Anstieg von 16,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum sei der höchste Wert seit 20 Jahren. „Die enormen Kostenbelastungen durch zu hohe Energie- und Materialpreise zeigen Wirkung“, wird Patrik-Ludwig Hantzsch, der Leiter Wirtschaftsforschung bei Creditreform, zitiert. Experten schätzen laut der Zeitung ein, dass sich der Trend fortsetzt und noch verschärft.
Als einer der Gründe wird die Rückzahlung von Corona-Hilfen genannt, die zur Belastung für viele Unternehmen und zum Bumerang würden. Überdurchschnittlich stark sei der Handel und die verarbeitende Industrie betroffen, heißt es. Bei mittleren und großen Unternehmen würden die Pleiten „rasant“ zulegen. Die Zeitung nennt prominente Beispiele: die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, die Modehändler Peek&Cloppenburg, Gerry Weber und Hallhuber sowie der Schuhfilialist Reno, die Bioladenkette Basic, der Herrenmodehersteller Ahlers oder auch der Personaldienstleister Argo.
Laut Creditreform handele es sich bei den steigenden Insolvenzzahlen aber „um eine Normalisierung“. Während der Corona-Pandemie habe es durch geänderte Insolvenzmeldepflichten trotz wirtschaftlich angespannter Lage auffallend wenige Pleitefälle gegeben. Auch andere Experten würden das so sehen, heißt es bei der Welt. Sie würden außerdem mit zunehmend vielen Pleiten im Bereich von Krankenhäusern und der stationären Pflege rechnen.
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