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Gabriele Krone-Schmalz fordert schnelles Ende des Krieges
Friedensbewegung

Gabriele Krone-Schmalz fordert schnelles Ende des Krieges

„Als Journalist und Staatsbürger bin ich sehr enttäuscht über die Fantasielosigkeit von Politik und darüber, dass das politische Kerngeschäft, nämlich Diplomatie, zugunsten von militärischer Unterstützung vernachlässigt wird.“ Das sagte die bekennende Russlandversteherin Gabriele Krone-Schmalz in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit dem Online-Magazin NachDenkSeiten. „Egal wie dieser Krieg entstanden ist, er muss so schnell wie möglich beendet werden.“

Anlass war ihre Rede beim „Handwerker-Friedens-Kongress“ in Dessau-Roßlau am 2. April. „Wenn man von Menschenrechten und von wertebasierter Außenpolitik und all diesen Dingen redet und das wirklich ernst meint, dann kann nur das die logische Folge sein. Wer wann welche Fehler gemacht hat – damit kann man sich beschäftigen, wenn das Schießen aufhört.“

Auf die Frage nach den Gründen, warum die Vorgeschichte des russischen Einmarsches in der Ukraine weggelassen würde, erklärt sie im Interview: „Weil es offensichtlich nicht ins Bild passt.“ Diese Schwarzweißmalerei sei einfacher in der politischen Argumentation, wenn man eine Linie durchziehen wolle. Aber sie habe mit der Realität nicht viel zu tun, so die Journalistin. Das halte sie für gefährlich. Nach ihrem Eindruck lehnen viele Menschen „diese holzschnittartigen Gut-Böse-Modelle“ ab. „Die Diskrepanz zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung ist offenbar ziemlich groß, und wenn das so ist, dann schadet das der Stabilität eines demokratischen Systems.“

Die Unzufriedenheit, sich in der sogenannten Mitte der Gesellschaft nicht mehr wiederzufinden, scheint ihr eine Gefahr zu sein für die Demokratie, wie sie zuvor in ihrer Rede in Dessau sagte. „Ich bekomme sehr viel Zuspruch, sehr viel Unterstützung, Menschen wünschen mir Kraft für meine Arbeit“, berichtet die Publizistin im Interview. Die Menschen würden sich für ihren Mut bedanken. „Und dann frage ich mich immer, wo sind wir gelandet, wenn es Mut braucht, Debatten anzustoßen? Entscheidend ist und bleibt, dass man sich in unserer Gesellschaft angstfrei streiten kann; engagiert, aber mit dem nötigen Respekt.“

Die Autorin mehrerer Bücher über Russland und ehemalige ARD-Moskaukorrespondentin ist besorgt über die Qualität des Journalismus. Sie vermisse die Zivilcourage bei Journalisten, die diese nach ihrer Meinung von anderen immer verlangen. „Es führt zu nichts Gutem, politische Analyse durch Moral ersetzen zu wollen. Es geht darum, Argumente auszutauschen und nicht darum, die Deutungshoheit mit dem Anspruch eines Naturgesetzes zu beanspruchen, weil man auf der ‚richtigen‘ Seite steht.“ Die Glaubwürdigkeit geht so aus ihrer Sicht verloren. Das beziehe sich auch auf die Politik und sei „eine Gefahr für die Demokratie, denn wenn man weder der Politik noch den Medien Glauben schenkt, dann sind Tür und Tor für Entwicklungen geöffnet, die wir alle nicht wollen können“.

Krone-Schmalz war bis zum Februar 2022 häufiger Gast in TV-Talkshows und bei Veranstaltungen. Nach dem russischen Einmarsch zog sie sich zuerst aus der Öffentlichkeit zurück. Seit einigen Wochen tritt sie wieder auf und spricht über den Krieg in der Ukraine. Zugleich ist sie vermehrt öffentlichen und medialen Angriffen ausgesetzt. So warf ihr nach einem Vortrag in Köln im Oktober 2022 die Historikerin Franziska Davies gar unter anderem „Falschaussagen“ und „Putin-Nähe“ vor. Die Publizistin wehrte sich dagegen mit rechtlichen Mitteln, verlor aber in der ersten Runde.

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