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Demonstranten: „Bulgarien als Zone des Friedens“
Friedensbewegung

Demonstranten: „Bulgarien als Zone des Friedens“

Foto: “Bulgarien – Zone des Friedens” Foto: Rumen Milkow

In sieben bulgarischen Städten demonstrierten am 12. März Menschen für den Frieden, neben der Hauptstadt Sofia auch noch in Plowdiw, Varna, Ruse, Stara Zagora, Silistra, Kazanlak, Schumen und Targowischte.

Die Friedensdemonstrationen, die in der Vergangenheit von der Partei „Wiedergeburt“ organisiert worden waren, wurden nun von mehr als 20 Bürgerinitiativen in den sozialen Netzwerken ins Leben gerufen. Unter dem Titel „Dieser Krieg ist nicht unsere Wahl“ kamen laut dem staatlichen bulgarischen Radio „Christo Botew“ vor dem Nationalen Kulturpalast in Sofia „Dutzende protestierende Bürger“ zusammen. Ähnlich wie in Deutschland lag auch hier die wirkliche Teilnehmerzahl höher, und zwar waren es eher einige Hunderte, wenn nicht gar Tausende.

Neben „Bulgarien – Zone des Friedens“ war „Nein zum Krieg und zur Einmischung Bulgariens in den Konflikt in der Ukraine“ das wichtigste Motto. Auch Aufschriften wie „Keine bulgarischen Jungs in den Schlachthof!“ und „Schon wieder Ostfront!!!“ waren zu lesen. Die Demonstranten forderten die Neutralität ihres Landes sowie die Abhaltung eines Referendums über die Beteiligung Bulgariens am Krieg in der Ukraine.

„Das Land, das heimlich die Ukraine rettete.“

Im Dezember hatten die Parlamentarier nun auch offiziell beschlossen, die Ukraine militärisch, sprich mit Waffen und Munition zu unterstützen. Bereits in den ersten Kriegstagen kamen etwa 40 Prozent des Treibstoffs und circa ein Drittel der Granaten der ukrainischen Armee aus Bulgarien. Die illegalen Munitionslieferungen im Wert von rund zwei Milliarden Euro wurden von den USA und dem Vereinigten Königreich bezahlt. Die WELT sprach in dem Zusammenhang Ende Januar ob dieser „verdeckten Strategie“ von „beispiellosem Mut“ der damaligen bulgarischen Regierung und bezeichnete Bulgarien als „Das Land, das heimlich die Ukraine rettete“.

Die Demonstrationsteilnehmer sehen dies genauso wie die Mehrheit der Bulgaren anders. Sie wollen nicht in den Krieg in der Ukraine hineingezogen werden. Das bestätigte Ivan Radichev, der auf der Demonstration war, weil er für die Neutralität seines Landes ist. Ihm zufolge verfüge Bulgarien über genügend natürliche und fossile Ressourcen, um ein unabhängiges, neutrales und freies Land auf dem Balkan zu sein. Miglena Yoncheva, auch sie nahm an der Kundgebung in Sofia teil, erklärte, dass sie bei dem Protest dabei war, weil sie Bulgarin und Mutter sei.  Wörtlich sagte sie: „Weil ich immer noch glaube, dass es in Bulgarien genug Menschen gibt, die sich vereinen und Frieden herbeiführen können, nicht Krieg. Ich möchte eine Zukunft für meine Kinder, die ich nicht weglaufen lassen möchte, wie die Menschen meiner Generation weggelaufen sind.“

„Frieden und Neutralität“

Auch in Varna am Schwarzen Meer versammelten sich Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, politischen Parteien und Bürgern mit Plakaten, auf denen unter anderem „Frieden und Neutralität“ zu lesen war. Einer der Organisatoren der Kundgebung, Georgi Velikov, sagte: „Wir sind für den Frieden und die Neutralität Bulgariens in Bezug auf den Krieg in der Ukraine.“ Er forderte, dass Bulgarien eine Zone des Friedens sein solle. Er sehe aber, dass seine Regierung aus Gründen, die ihm nicht klar sind, offensichtlich die Interessen anderer vertrete, die versuchen, das Land in einen Krieg zu führen. Velikov billige keinen Krieg, und er denke auch nicht, dass der Krieg durch Waffenlieferungen oder Truppenentsendungen gelöst wird. Dies könne nur durch Diplomatie, durch Verhandlungen und durch Gespräche geschehen.

Begriffe wie „Friedensschwurbler“ und „Lumpenpazifisten“, wie in Deutschland, kamen in der bulgarischen Presse in den Berichten über die Proteste nicht vor und spielen auch sonst keine Rolle, weder in der offiziellen Berichterstattung, noch in der Umgangssprache. Worte wie zum Beispiel „Querfront“ und „Kontaktschuld“ werden, wenn sie doch einmal Verwendung finden, von den Journalisten aus dem Westen importiert oder von im Ausland leben Bulgaren von dort mitgebracht.

Die Demonstrationen, die ohne Zwischenfälle verliefen, könnten der Beginn einer Friedensbewegung sein. Genauso wie in Deutschland, hoffen dies auch in Bulgarien die Organisatoren und Teilnehmer. Ob dies auch geschieht, wird die Zukunft zeigen.

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