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Studie: Wachsende Ungleichheit wird verzerrt wahrgenommen
Soziales

Studie: Wachsende Ungleichheit wird verzerrt wahrgenommen

Symbolbild

Foto: Pexels/Anete Lusina

Das Ausmaß der Ungleichheit in der Bundesrepublik wird von den Menschen weitgehend unterschätzt. Das hat eine aktuelle Befragung ergeben. Danach gibt es eine verbreitete Unkenntnis der tatsächlichen Einkommens- und Vermögensverhältnisse.

Die Menschen in Deutschland nehmen eine weithin zunehmende Ungleichheit von Einkommen und Vermögen wahr. Das hat die zweite Erhebung für das Ungleichheitsbarometer ergeben, das Wissenschaftler von der Universität Konstanz seit 2020 ermitteln. Danach unterscheiden die Befragten kaum zwischen der Einkommensungleichheit und der in Realität noch größeren Vermögensungleichheit.

Für das Barometer, dessen neue Ergebnisse kürzlich veröffentlicht wurden, sind den Angaben nach rund 6.300 Menschen online befragt worden, die die erwachsene Wohnbevölkerung in Deutschland repräsentieren. Daraus habe sich unter anderem ergeben, dass das Ausmaß der Ungleichheit weiterhin in gewisser Hinsicht unterschätzt werde.

Unterschätzte Unterschiede

Laut den Wissenschaftlern unterscheiden die Befragten in der Regel nicht zwischen der Vermögens- und Einkommensverteilung, wenn sie gebeten werden, ihre eigene relative Position zu beurteilen. Die Vermögensverteilung werde „um einiges ausgeprägter“ verzerrt wahrgenommen. Diese falle, verglichen mit der Einkommensverteilung, deutlich ungleicher zugunsten der Oberschicht aus. „Die Befragten sind sich dieses Unterschieds allerdings im Großen und Ganzen nicht bewusst.“ Diese Unkenntnis mache es unwahrscheinlicher, dass sich Menschen für eine stärkere Umverteilungspolitik mobilisieren, so durch höhere Besteuerung von Vermögen und Erbschaften, heißt es.

Viele Menschen aus der Mittelschicht würden glauben, dass sie von solchen Steuern direkt betroffen seien, obwohl dies nicht der Fall ist. „Befragte mit höheren Einkommen tendieren dazu, sich auf der Skala auf einer niedrigeren Position einzuordnen im Vergleich zu ihrer tatsächlichen Einkommensposition“, so die Wissenschaftler aus Konstanz. „Befragte mit niedrigem Einkommen hingegen überschätzen ihre relative Position. Insgesamt ordnen sich also wesentlich mehr Befragte der Mittelschicht zu als objektiv gerechtfertigt. Das tatsächliche Ausmaß der Ungleichheit wird somit unterschätzt.“

Es zeige sich eine hohe Sensibilität für das Thema Ungleichheit, die aus Sicht der Mehrheit in den letzten Jahren stark angestiegen sei. Das Barometer verweist auch auf deutliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland: „Befragte aus Ostdeutschland nehmen ein höheres Maß an regionalen Ungleichheiten innerhalb Deutschlands wahr als die Westdeutschen.“ Und: „Die Zukunftsaussichten für die jüngere Generation beurteilen viele eher negativ, vor allen Dingen die Anhängerschaft der AfD.“ Weniger pessimistisch seien Anhänger von CDU/CSU und FDP.

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