ressorts.
Herr, lass Hirn regnen!
Hitzeaktionstag

Herr, lass Hirn regnen!

Foto: Pexels, Shvets Production

Auf dem heute veranstalteten bundesweiten Hitzeaktionstag engagieren sich zahlreiche Organisationen dafür, den Hitzeschutz staatlich zu organisieren und gesetzlich zu verankern. Niemand hat sie um diesen übergriffigen Nonsens gebeten. 

In seinem aktuellen Buch Land ohne Furcht schreibt der Wissenschaftsphilosoph Michael Esfeld: „Ein spezifisches Risiko herauszugreifen und von der gesamten Bevölkerung zu verlangen, sich von diesem Risiko reinzuwaschen, nimmt zunächst die Form an, Furcht und Panik zu verbreiten, indem man dieses Risiko weit übertreibt. Dann verleiht man den Maßnahmen nicht nur einen technischen, sondern auch einen moralischen Status, indem man zum Beispiel Werte wie Solidarität umdeutet. Schließlich werden die Maßnahmen wie ein Kult zelebriert.“

Das neueste Beispiel dieses Vorgehens ist der heute stattfindende Hitzeaktionstag unter Beteiligung des Bundesgesundheitsministeriums, das zurzeit einen „Hitzeschutzplan für Deutschland“ ausarbeitet – besser gesagt ausheckt. Der Hitzeschutz soll gesetzlich verankert werden, um unter anderem Hitzenotstände feststellen zu können, damit die Bürger nicht weiter machen können, was sie wollen. Bald wird gewiss die nationale Hitzesolidarität beschworen, Promis werden dafür werben, einen kühlen Hohlkopf zu bewahren. Wer dann bei dreißig Grad noch Heißgetränke bestellt oder ohne hitzeabweisende Kopfrumpfbedeckung draußen herumläuft, auf den wird die ganze Nation mit dem Finger zeigen. 

Hitzepanikmache

Falls Sie es noch nicht wussten – es gibt hierzulande eine „Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V.“ (KLUG), die es sich zur Aufgabe gemacht hat „über die erheblichen gesundheitlichen Auswirkungen der Klimakrise aufzuklären“. Denn: „Der ökologische Fußabdruck des Gesundheitssystems muss deutlich gesenkt werden, um die Erderhitzung zu begrenzen und damit die Folgen der Klimakrise abzumildern.“ Diese Klimakrisen-Podologen sind beim Hitzeaktionstag ganz vorne mit dabei. Sie werden finanziell von allem gefördert, was Rang und Namen hat, unter anderem auch vom Umweltministerium. Damit können immerhin 19 hauptberufliche Angestellte, eine Honorarkraft und neun Studentische Hilfskräfte bezahlt werden. Eine ganze Menge für nichts als heiße Luft. 

Denn die Begründung für kommende Hitzenotstände ist insgesamt ziemlich dünn. Es wird auf 4.500 Hitzetote im Jahr 2022 verwiesen, die vom Robert Koch-Institut auf bewährt windiger Grundlage in Modellrechnungen geschätzt wurden. 2018 sollen es sogar 8.300 Hitzetote gewesen sein. Bei insgesamt 1,066 Millionen Verstorbenen im Jahr 2022 geben solche Zahlen für einen gesamtgesellschaftlichen Notstand nichts her. Aber man kennt das schon von Corona: Horrorprognosen werden es richten. Deshalb wird die Klimakatastrophe beschworen, durch die wir alle bekanntlich den Hitzetod sterben, wenn wir unsere Hirne nicht vorher von der Bundesregierung verbrennen lassen.

Begründung Fehlanzeige

Hitzewellen haben dem Weltklimarat (IPCC) zufolge seit 1950 zwar insgesamt zugenommen. Geht man jedoch zwanzig Jahre zurück, wird deutlich, dass es zumindest in den USA weit stärkere Hitzewellen gegeben hat. Laut aktuellem Sechsten Sachstandsbericht des IPCC (S. 2435) ist zudem die durch Extremwetter jeglicher Art verursachte Gesamtsterblichkeit in den vergangenen Jahrzehnten global zurückgegangen – was in der Zusammenfassung für Politiker nicht erwähnt wird. Eine Zehn-Länder-Studie von 2018 kommt zu dem Ergebnis, dass es seit 1985 insgesamt weniger Hitzetote gibt. Seit 1900 sind die Todeszahlen durch Wetterereignisse weltweit um 93 bis 98 Prozent gesunken

Der beste Schutz gegen solche Ereignisse ist der Wohlstand eines Landes. Steigert man diesen, fallen weniger Menschen der Hitze oder Kälte zum Opfer. Die Bundesrepublik befindet sich allerdings in einer Rezession und im wirtschaftlichen Niedergang. Sterben in Zukunft mehr Menschen scheinbar infolge von Hitze, hat das nichts mit einer angenommenen Klimakatastrophe zu tun, sondern vor allem mit dem Verlust von Wohlstand aufgrund ruinöser Klimaschutz-Maßnahmen ohne den geringsten messbaren Einfluss aufs Klima. 

Der groteske Aktionismus dient offenbar nur dem totalitären Zweck, die Bürger mit offiziell erklärten Notständen immer weiter zu gängeln und den Rechtsstaat weiter abzubauen. Beim telefonischen Aufruf der freundlichen Hitzefachkraft, doch bitte mehr zu trinken, wird es daher nicht bleiben.

Klaus Alfs ist ausgebildeter Landwirt und Soziologe. Er arbeitet als freiberuflicher Autor und Lektor in Berlin. 

Diesen Artikel teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Telegram

schwarz auf weiß unterstützen

Freiwilliges Zeitungs-Abo oder Einzelspende an:

IBAN: DE83 1005 0000 0191 2112 65
(BIC: BELADEBE)

Kontoinhaber: Flugwerk UG (haftungsbeschränkt)

oder hier PayPal –

Ein Abo ist freiwillig. Alle Inhalte sind ohne Bezahlung verfügbar.

ODER
alles von Paul Brandenburg

Spenden an Paul Brandenburg persönlich werden für alle seine Projekte verwendet: