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„Wir werden den Zusammenbruch der USA erleben“
Multipolare Weltordnung

„Wir werden den Zusammenbruch der USA erleben“

Teil der Berliner Mauer

Foto: Sophia-Maria Antonulas

Der Publizist Hauke Ritz sieht das Ende der unipolaren Weltordnung und vergleicht die saudisch-iranische Annäherung mit der Grenzöffnung 1989. Wie damals werde eine Kettenreaktion ausgelöst, die das bisherige System zusammenbrechen lasse.

Die von China vermittelte Annäherung zwischen Saudi-Arabien und dem Iran ist etwas wie 1989, als Ungarn den Zaun nach Österreich öffnete. Das sagte der Philosoph und Publizist Hauke Ritz am Montag, dem 27. März, in Berlin. Im Sommer 1989 nutzten Tausende DDR-Bürger die ungarische Grenzöffnung zur Flucht in den Westen. Das gilt als erster Schritt zur Öffnung der Berliner Mauer und zum Ende des sozialistischen Systems.

Eine ähnliche Kettenreaktion erwartet Ritz nun durch die saudisch-iranische Annäherung, die die bisherige Dominanz der USA im Nahen Osten in Frage stellt. Saudi-Arabien galt dabei seit Jahrzehnten als Verbündeter der USA, die gleichzeitig den Iran als Feind behandelten, seit dort 1979 der Schah gestürzt wurde. „Ich denke, wir werden den Zusammenbruch der USA erleben“, sagte der Publizist auf die Frage, wie das weitergeht. „Oder wir werden einen Krieg erleben“, fügte er hinzu, da die USA ihre bisherige globale Dominanz nicht aufgeben wollten.

Friedensbewegung muss Krieg verhindern

Die Friedensbewegung müsse für den Stimmungswechsel sorgen, um einen Krieg zu verhindern, sagte Ritz. Die regierenden Politiker hätten meist die Tendenz, so lange weiterzumachen wie es geht. Sie würden nicht auf die Bevölkerung hören, sondern mehr auf die Vorgaben der einflussreichen Elite-Netzwerke. „Die machen das so lange, bis sie plötzlich merken, in der Bevölkerung ist eine ganz andere Stimmung da. Dann steuern sie um.“

Ritz hatte zuvor einen Vortrag zum Thema „Der Ukraine-Krieg und die Krise des Westens“ gehalten. In der anschließenden Diskussion machte er die Aussage zu der Annäherung zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Den Krieg in der Ukraine habe er erwartet, sagte der Publizist. Bloß der Zeitpunkt habe ihn überrascht. Langfristig habe er den „Showdown zwischen den beiden Weltordnungskonzepten“, zwischen der US-geprägten unipolaren Weltordnung und der multipolaren Weltordnung, erwartet. Für Letztere stehen unter anderem Russland und China.

Die USA würden versuchen, ihre bisherige Stellung als einzige Weltmacht mit dem globalen Gewaltmonopol um jeden Preis zu halten. Deshalb wollten sie nicht nur ein schwaches Russland, sondern auch ein „schlafendes Europa“, so Ritz. Der Krieg in der Ukraine sei von den USA ab 2014 vorbereitet worden mit dem Ziel, Russland daran wirtschaftlich verbluten zu lasen. Doch der Westen habe sich verkalkuliert, stellte der Publizist fest. Er hatte gemeinsam mit der Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot im Oktober 2022 das Buch „Endspiel Europa“ veröffentlicht.

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