Viele Unternehmer verlassen derzeit Deutschland. Andere bleiben hier und kämpfen, zum Beispiel „Die Weißen“.
Die DDR-Führung baute die Mauer seinerzeit nicht in erster Linie deshalb, weil irgendwelche Leute das Land in Richtung Westen verließen. Sie wollte damit vor allem den Exodus derjenigen stoppen, die über hinreichend Wissen verfügten, um die Infrastruktur aufrecht zu erhalten – zum Beispiel Ingenieure oder Naturwissenschaftler. Diese verließen in Scharen das Land, weil sie im Westen weit bessere Chancen hatten.
In der heutigen Bundesrepublik steht ein erneuter Mauerbau schon deshalb nicht zu befürchten, weil Deindustrialisierung und Wohlstandsverlust mit voller Absicht herbeigeführt werden. Nicht nur die Großindustrie wird systematisch vertrieben, gerade mittlere und kleinere Unternehmen sehen kaum noch Existenzchancen. Die Unternehmer suchen, wenn sie können, das Weite. Fast scheint es, als würde die Regierung ihnen aufmunternd hinterherrufen: „Dann geht doch nach drüben!“
Neustädter Unternehmer wird aktiv
Warum sollten junge, hervorragend ausgebildete Menschen noch in Deutschland bleiben? Zwei von ihnen sind die Töchter des Neustädter Unternehmers Wolfgang Kochanek. Beide Töchter sind promoviert, beide leben im Ausland. Sie fragen ihren Vater, warum er im Land bleibt und sich das alles weiter antut. So berichtet es Kochanek in einem Video des Magazins Rubikon.
Er will bleiben und kämpfen, hat die Initiative Unternehmer stehen auf gegründet, die sich auch „Die Weißen“ nennt. Unternehmer vernetzen sich bundesweit in Clustern, die in der interaktiven Karte auf der Homepage zu sehen sind. Hinter diesen Clustern verbergen sich bis zu hundert Einzelunternehmer. Die Vernetzung schreitet weiter fort.
Kochanek ist im Januar 2022 aktiv geworden. Anlass waren die Restriktionen im Namen der Pandemiebekämpfung, die er sich nicht gefallen lassen wollte. Sein Engagement geht aber weit darüber hinaus, denn die Corona-Maßnahmen sind für ihn nur ein Bestandteil des allgemeinen Niedergangs von Demokratie, Freiheit, Innovation und Wohlstand. Das Land, so Kochanek, „schmiert ab“.
Ende 2022 forderte er die FDP während einer Protestveranstaltung in Berlin dazu auf, die „Koalition der Irren“ zu verlassen. Die Parteiendemokratie sieht er in der Krise, da nur ein Bruchteil der Wahlberechtigten die regierenden Parteien tatsächlich gewählt hat. So kann eine ideologisierte Minderheit der Mehrheit ihren Willen aufzwingen. Das geschieht laut Kochanek zurzeit.
Demonstrationen am Hambacher Schloss
Für den 28. Mai 2022 meldete er zum 190. Jahrestags des Hambacher Festes mit Gleichgesinnten eine Großdemonstration an, die jedoch nicht genehmigt wurde. Als optisch erkennbare Gruppe durften sie jedoch teilnehmen und auf dem Demokratiefest ihre Auffassung vertreten. Der Grund, warum sie sich „Die Weißen“ nennen, ist also, dass sie seinerzeit alle in Weiß gekleidet waren, um als Gruppe erkennbar zu sein.
Auch dieses Jahr wollen sie erneut am Hambacher Schloss demonstrieren. Im vergangenen Jahr waren es zwischen 3.000 und 5.000 Teilnehmer. In diesem Jahr sollen es mehr werden. Weitere Demonstrationen und Kundgebungen sind in nächster Zukunft für Hannover, München und Dresden geplant. Kochanek hofft darauf, dass sich immer mehr Menschen, die bisher fassungslos zugesehen haben, seiner Initiative anschließen.
