ressorts.
Übersterblichkeit – Datenanalytiker Barz stellt öffentliche Anfrage
Corona

Übersterblichkeit – Datenanalytiker Barz stellt öffentliche Anfrage

Foto: Pexels, Lukas

Der unter der Selbstbezeichnung „Erbsenzähler“ bekannt gewordene Datenanalytiker Marcel Barz hat eine öffentliche Anfrage an das Statistische Bundesamt gestellt. Dieses könnte dadurch in Erklärungsnot geraten.

Auf dem Portal Frag den Staat hat der Datenanalytiker Marcel Barz gestern eine offizielle Anfrage an das Statistische Bundesamt gestellt. Letzteres hatte im Jahr 2020 in seinem Wissenschaftsmagazin erklärt, dass es zur Ermittlung der Übersterblichkeit im Zusammenhang mit Covid-19 „einen einfachen deskriptiven Vergleich mit dem Durchschnitt der Vorjahre durchgeführt“ habe. Barz verweist darauf, dass diese nicht altersbereinigten Zahlen zu einer Überschätzung der Sterblichkeit führen müssen.

Hintergrund seiner Anfrage ist, dass das Statistische Bundesamt in seiner wöchentlichen Sonderauswertung mit fragwürdigen Methoden von Beginn an den Anschein erweckt hat, Corona verursache eine auffällig hohe Sterblichkeit. Dabei ignorierte es weit höhere Raten etwa in den Jahren 2017/2018. Barz bekundet, dass dies auf ihn wirke wie die Auftragsarbeit einer Werbeagentur des Bundesministeriums für Gesundheit. Deshalb fordert er nun die Herausgabe aller relevanten Kommunikation, Notizen, E-Mails, Schreiben, Berechnungen und dergleichen. Ferner möchte er erfahren, wer genau diese Entscheidung mit welcher fachlichen Abwägung getroffen hat. 

Einfach statt kompliziert

In seinem bekannten Video Die Pandemie in den Rohdaten hatte der „Erbsenzähler“ selbst eine einfache und zudem übliche Vorgehensweise präsentiert, um zu ermitteln, ob statistisch etwas Außergewöhnliches passiert. Lange Diskussionen über „erwartete“ versus „tatsächliche“ Übersterblichkeit sind darin entbehrlich. Nur zwei Dinge müssen passieren – eine Einteilung der Bevölkerung in verschiedene Altersgruppen und eine Analyse des jeweiligen prozentualen Anteils der jeweiligen Sterblichkeit innerhalb des betrachteten Zeitraums (2012 bis 2020). Barz kommt zu dem Ergebnis, dass das vermeintlich schlimme Pandemiejahr 2020 in keiner Altersgruppe das schlimmste, sondern für zwei Altersgruppen – Kinder und Jugendliche – sogar das beste war.

Damit wäre der Fall normalerweise erledigt. Da in Bezug auf das härteste epidemiologische Datum – die Sterblichkeit unter Absehung von Todesursachen – nichts außergewöhnliches passiert war, waren auch alle außergewöhnlichen Maßnahmen unbegründet. Kein Wunder, dass diese Ergebnisse von den Medien zerredet wurden und Barz als „Querdenker“ hingestellt wurde. Im Vergleich zu seiner Analyse wirken die Rechenkünste des Statistischen Bundesamtes jedoch selektiv und gewunden. 

Man darf gespannt sein, was Barz‘ Anfrage für Ergebnisse zeitigt. Sollte aus den angeforderten Unterlagen tatsächlich hervorgehen, dass diese Entscheidung eher eine politische war, bedeutet dies jedoch leider nicht, dass es auch öffentlich skandalisiert wird. 

Klaus Alfs ist ausgebildeter Landwirt und Soziologe. Er arbeitet als freiberuflicher Autor und Lektor in Berlin.

Diesen Artikel teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Telegram

schwarz auf weiß unterstützen

Freiwilliges Zeitungs-Abo oder Einzelspende an:

IBAN: DE83 1005 0000 0191 2112 65
(BIC: BELADEBE)

Kontoinhaber: Flugwerk UG (haftungsbeschränkt)

oder hier PayPal –

Ein Abo ist freiwillig. Alle Inhalte sind ohne Bezahlung verfügbar.

ODER
alles von Paul Brandenburg

Spenden an Paul Brandenburg persönlich werden für alle seine Projekte verwendet: