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„Totengräber der Ukraine“: Westliche Medien und ihre Rolle
Ukraine-Krieg

„Totengräber der Ukraine“: Westliche Medien und ihre Rolle

Grabsteine auf dem Friedhof - ohne Namen

Foto: Pexels/Pascal Ingelrest

Politik und Medien im Westen opfern die Ukraine für ihre Ziele – und weil sie Russland unterschätzen. Darauf macht der Schweizer Militärexperte Jacques Baud in einem aktuellen Interview aufmerksam.


„Unsere Medien haben also unsere Führer – und wahrscheinlich auch die ukrainischen Führer – dazu gebracht, den schlimmsten Fehler zu begehen, den man im Krieg machen kann: den Gegner zu unterschätzen. Damit haben sie zur Zerstörung der Ukraine beigetragen und sind in hohem Maße mitverantwortlich für die Situation, in der sich das Land befindet.“ Das sagt Jacques Baud, ehemaliger Oberst der Schweizer Armee und früheres Mitglied des strategischen Nachrichtendienstes der Schweiz in einem kürzlich veröffentlichten Interview mit der Schweizer Zeitung Zeitgeschehen im Fokus.

Baud hält die Schweizer Medien, wie zum Beispiel den Blick und die Neue Zürcher Zeitung (NZZ), für „Totengräber der Ukraine“. Aber auch in Europa hätten die Medien „mehr Propaganda als Information betrieben“. Der ehemalige Nachrichtendienst-Mitarbeiter weist auf den chinesischen Militärstrategen Sun Tzu hin. Der schrieb um 500 v. Chr., dass „wenn Sie einen Kampf gewinnen wollen, schwächer erscheinen müssen, als Sie tatsächlich sind“. Dazu dient laut Baud die Desinformation im Krieg.

Er stellt fest: „Das Lustige ist, dass Russland diese Arbeit nicht machen musste: Unsere Medien haben es getan!“ Laut ihnen hatte Russland bereits im März 2022 „keine Raketen mehr, keine Artillerie, keine Luftwaffe, keine Generäle, keine Kampfpanzer, sie verloren alle ihre Männer, sie hatten eine schlechte Führung und eine schlechte Logistik“.

Kiews Terrorismus

Der Oberst erinnert an die Drohnenangriffe der Ukraine auf der Krim Ende April, bei dem ein Treibstofflager getroffen worden sei: „Es war sehr spektakulär, aber der Schaden war minimal.“ Für die westlichen Medien sei es ein „großer Erfolg“ der Ukraine gewesen. Aus seiner Sicht als Militärexperte ist es „Teil der terrorismusähnlichen Anschläge, die von unseren Medien unterstützt werden“. Sie seien terroristisch, weil sie keine Auswirkungen auf den Verlauf der Kampfhandlungen hätten und „nur dazu dienen, bei der Zivilbevölkerung ein Gefühl der Unsicherheit zu erzeugen“.

Baud, der unter anderem für die Nato in der Ukraine arbeitete, betont: Es gebe keinen guten oder schlechten Terrorismus. „Es gibt nur Terrorismus.“ Er kritisiert die etablierten Medien, „die den Terrorismus unterstützen, wenn er von den Ukrainern angeführt wird, ihn aber scharf verurteilen, wenn er aus den arabischen Ländern kommt“.

Thomas Kaiser von Zeitgeschehen im Fokus fragt den Sicherheitsexperten, ob es realistisch sei, dass die Russen bei ihrer Operation nicht weiterkommen, weil der Widerstand der Ukraine so groß sei. Baud widerspricht: „Da die Ukrainer versuchen, das von den Russen eingenommene Gebiet zurückzuerobern, müssen die Russen nicht wirklich vorrücken, sondern können einfach auf den Gegner warten, um ihn zu vernichten.“

Operation „Fleischwolf“

Er erinnert daran, dass die russischen Streitkräfte seit dem Sommer 2022 das ukrainische Militärpotential ausschalten. „Wir streben nicht nach einer hohen Vorwärtsgeschwindigkeit“, habe der im Oktober 2022 zum Kommandeur der russischen Streitkräfte in der Ukraine ernannte General Sergej Surowikin erklärt. „Wir schonen jeden unserer Soldaten und ‚zermalmen‘ methodisch den vorrückenden Feind.“

So sei es auch bei Bachmut (auf Russisch: Artjomowsk) gewesen. Es sei bekannt, dass die Russen nicht das Ziel hatten, die Stadt einzunehmen, sondern lediglich die Verteidiger der Stadt systematisch zu vernichten. Dafür habe Surowikin die Operation „Fleischwolf“ ausgelöst und der privaten Wagner-Gruppe den Auftrag gegeben, diese durchzuführen. „Letztendlich hat es ihnen Selenskyj leicht gemacht und seine Männer sind unnötig gestorben.“

Die Spannungen zwischen der Wagner-Gruppe und dem russischen Generalstab Anfang Mai um Bachmut hat es laut Baud nicht gegeben, „weil die russische Maschinerie nicht funktioniert, sondern weil sie besser funktioniert als geplant“. Ende April 2023 sei die Operation „Fleischwolf“ offiziell beendet gewesen und der russische Generalstab habe sich darauf vorbereitet, die Wagner-Gruppe durch reguläre Einheiten zu ersetzen.

Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin wollte aber „wahrscheinlich aus Prestigeründen und um seine Kämpfer nicht zu frustrieren, die Arbeit zu Ende bringen“ und die Stadt einnehmen. Das Problem sei, dass die russische Militärführung die Artillerieunterstützung, wie im Oktober 2022 geplant, für Wagner einstellte. Das habe Prigoschin wütend gemacht.

Selenkyjs prekäre Lage

Baud schätz die Lage des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj innenpolitisch als prekär ein. Der Oberst glaubt, dass Moskau nicht die Absicht habe, Selenskyj zu stürzen. Dieser habe heute mehr von seinem Umfeld zu befürchten als von den Russen. Die Ukrainer wollen nicht mehr in den Kampf ziehen, sagt er. Das zeige auch der rasante Anstieg der Studentenzahlen im Jahr 2022 – um 82 Prozent.

Der Westen dagegen wolle nun ein Ergebnis sehen: eine Gegenoffensive. Doch die westlichen Waffen würden heute nicht mehr ausreichen, um einen entscheidenden Sieg gegen Russland herbeizuführen. Das sei der Grund für Selenskyjs Welttournee, um neue Waffen zu beschaffen, so der Sicherheitsexperte.

Baud weist außerdem auf den Einsatz von Munition mit abgereichertem Uran hin, das eine dauerhafte Kontamination der Umwelt verursache. Allerdings könnte diese Art von panzerbrechender Munition aus seiner Sicht leicht durch Wolfram-Munition ersetzt werden, die für die Bevölkerung nicht so gefährlich sei. Doch die ukrainische Regierung habe offenbar keine Skrupel, für die Zivilbevölkerung so gefährliche Munition in der Donbass-Region einzusetzen, so der Oberst.

Trotzdem habe weder ein westliches Land noch eine Umweltpartei auf die britische Entscheidung reagiert, diese Waffen zu liefern. „Aber wer sollte sich um das Leben von ‚Untermenschen’ sorgen“, fragt Baud am Ende des Interviews.

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