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Russland-Sanktionen als Stalingrad der EU
Wirtschaftsstandort Deutschland

Russland-Sanktionen als Stalingrad der EU

Foto: Bei der Friedensdemo in Braunschweig am 18. März. Foto: Hannes Henkelmann

Vor gut einem Jahr hatte Deutschlands spezielle Außenministerin Annalena Baerbock vorwitzig angekündigt, dass die beispiellosen Sanktionen des Westens „Russland ruinieren“ würden. Das hat sich als ziemlich falsch erwiesen. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Die immer schärferen Sanktionen gegen Russland treffen die EU-Länder hart, insbesondere im Bereich der Energieversorgung. Die Versorgung ist zwar bislang einigermaßen gewährleistet, aber US-Flüssiggas ist wesentlich teurer als das russische Gas aus den Pipelines. Russisches Erdöl kommt zwar weiter in die Europäische Union, aber über teure Umwege. Die steigenden Energiekosten führen darüber hinaus zu einer Abwanderung europäischer Industrieunternehmen in die USA oder andere Staaten mit niedrigeren Kosten.

Russische Vorbereitung und internationale Verweigerung

Russland hingegen wurde von den beispiellosen Sanktionen deutlich weniger in Mitleidenschaft gezogen, als die Architekten dieser Maßnahmen versprochen hatten. Der Rubel erreichte nach einem anfänglichen Einbruch neue Höchstwerte. Westliche Importe konnten rasch und weitgehend ersetzt werden. Statt westlicher Kreditkarten werden in Russland nun chinesische verwendet. Für das westliche Zahlungssystem Swift war Ersatz vorbereitet gewesen. Geschlossene Niederlassungen westlicher Konzerne wurden durch russische Firmen übernommen. Der Verkauf von russischem Öl und Gas läuft weiter, verstärkt nach China und Indien, aber eben auch nach Europa.

Neben der offenbar guten Vorbereitung auf die Sanktionen durch die russische Führung ist ein wesentlicher Grund für das bisherige Scheitern des westlichen Wirtschaftskriegs, dass die meisten Staaten der Welt nicht mitmachen: Neben China und Indien sind das diverse arabische, afrikanische und lateinamerikanische Länder. Sogar das traditionell mit den USA verbündete Saudi-Arabien stellt sich gegen die Sanktionen. Und der Nato-Staat Türkei „schläft mit dem Feind“, wie der bekannte kanadische Geostratege Michel Chossudovsky die wirtschaftliche, militärische und politische Zusammenarbeit beschreibt.

Exodus und Notwendigkeiten

Aber auch im US-Imperium und seinen EU-Vasallen ist nicht alles so, wie es an der Oberfläche scheint. Das betrifft nicht nur den klammheimlichen Import von russischem Öl über Drittstaaten. Die französische Presseagentur AFP berichtete Anfang Februar, dass das Swiss International Institute for Management Development (IMD) feststellte, dass seit Beginn des Krieges in der Ukraine nur 8,5 Prozent der in der Europäischen Union und der G7-Gruppe der wirtschaftlich entwickelten Länder registrierten Unternehmen Russland verlassen hätten. Trotz der x-ten Sanktionswelle gibt es also keineswegs einen vollständigen Exodus des westlichen Kapitals aus Russland.

Warum aber haben sich die allermeisten westlichen Unternehmen trotz der großspurigen Ankündigungen und des Drucks nicht aus Russland zurückgezogen? Der Hauptgrund sind wohl die russischen Rohstoffe. Nach manchen Berechnungen liegen 60 bis 70 Prozent aller Rohstoffe der Welt in Russland. Das betrifft nicht nur Erdöl und Erdgas, sondern auch Uran, Kohle, Eisen, Aluminium, Platin, Nickel, seltene Erden und Getreide.

Autarkie und Stalingrad

Der indische Analyst Seshadri Kumar formulierte die Schlussfolgerung Anfang 2023 so: „Europa braucht, was Russland hat (und was China hat). Auf diese Dinge kann es nicht verzichten. Aber Russland (und China) können auf das verzichten, was Europa hat. Sie sind autark.“ Russland und China sind wohlgemerkt nicht jeder für sich autark, aber gemeinsam sind sie es – die Kombination von chinesischer Industrie mit russischen Rohstoffen.

Unter dem Titel „The Coming European Economic Apocalypse“ – etwa: die kommende europäische Wirtschaftsapokalypse – schrieb Kumar weiter: „Wirtschaftssanktionen gegen Russland (oder China) werden niemals funktionieren. Aber aufgrund der enormen Abhängigkeit Europas von russischen (und chinesischen) Waren werden Sanktionen gegen Russland (oder China) Europa vollständig zerstören. Die einzige Hoffnung für Europa, eine totale wirtschaftliche Katastrophe zu verhindern, besteht darin, eine Einigung mit Russland zu erzielen, die die zerstörerischen Sanktionen so schnell wie möglich beendet, um jeden politischen Preis, einschließlich des Verlassens der Ukraine und der Abtretung ukrainischen Territoriums an Russland. Sanktionen gegen Russland werden im Nachhinein als Europas Stalingrad gesehen werden, oder als ihr Waterloo.“

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