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Michael Ballweg: „Es wird alles mitgehört und alles verarbeitet“
Paul Brandenburg live

Michael Ballweg: „Es wird alles mitgehört und alles verarbeitet“

Paul Brandenburg (r) spricht mit Michael Ballweg

Foto: Screenshot, Quelle: Paul Brandenburg live Nr. 43

Die Zentralisierung des Internets birgt Gefahren der Zensur und Kontrolle. Wie sich der Einzelne diesen Gefahren widersetzen kann, besprach Michael Ballweg im Kontrafunk-Podcast mit Paul Brandenburg.

Michael Ballweg ist Gründer der Querdenken-Bewegung, Softwareunternehmer und Initiator der Bewegung Digitaler Aktivist. Brandenburg fragte, was auch technikferne Bürger konkret tun könnten, um sich der Überwachung durch Digitalgroßkonzerne zu entziehen. Ballweg antwortete, ein erster Schritt könnte sein, das von Facebook betriebene WhatsApp zu löschen und sicherere Nachrichtendienste wie Signal, Telegram oder Threema zu nutzen. Denn, so Ballweg, „es wird alles mitgehört und alles verarbeitet“. Die Zusammenarbeit zwischen Staat und Digitalkonzernen liege auf der Hand, zuletzt bewiesen durch die „Twitter Files“. Als weiteren Schritt wies Ballweg auf das „Freiheitshandy“ hin, das ein quelloffenes, überwachungsfreies System biete. Die Installation dieses Systems könne jeder „mit etwas technischem Know-how“ bewältigen. Außerdem biete die Bewegung Digitaler Aktivist Schulungen an.

Dezentrale Systeme im Internet

In der Folge ging es um digitales Zentralbankgeld, dessen Risiken Brandenburg pointiert zusammenfasste: „Der Staat ist dein Bankier, und der Beamte entscheidet, ob du von deinem Konto Geld bekommst.“ Als mögliche Widerstandsform nannte Ballweg unter anderem die Kryptowährung Bitcoin, die ein „dezentrales Geldsystem“ sei „und nicht beschlagnahmt werden kann“. In verschiedenen Kontexten betonte Ballweg wiederholt die Wichtigkeit von Dezentralität. Ein Anrufer kritisierte, Bitcoins seien lediglich „Elektroimpulse auf Computern“, hinter ihnen stehe kein realer Wert. Brandenburg entgegnete, auch der Euro und der Dollar seien „fiktive Rechengrößen“ ohne Deckung beispielsweise durch Gold. Zwei andere Anrufer nannten kleine Uhren und Imkerhonig als Tauschobjekte im analogen Widerstand gegen Zentralbankgeld. Ballweg fasste zusammen: „Es geht darum, dass ich mich mit allen Möglichkeiten in dieser Zeit beschäftige, meine Werte zu sichern.“

„Es ist eine Veränderung, die ein bisschen Zeit braucht.“

Auf Brandenburgs Einwand hin gestand Ballweg zu, bequeme Dienste wie Google Maps, Spotify und Netflix gebe man nicht von heute auf morgen auf: „Es ist eine Veränderung, die ein bisschen Zeit braucht.“ Aber wenn niemand umsteige, ergebe sich keine Nachfrage und somit auch kein Angebot bedienerfreundlicher und überwachungsfreier Systeme. Dennoch sei es eine „große Hürde“, von komfortablen Angeboten großer Digitalkonzerne abzuspringen. Daher brauche es Pioniergeist. Internetnutzer müssten ein „Bewusstsein entwickeln, dass wir entweder mit unseren Daten bezahlen oder mit unserem Geld“. Ballweg nannte es „ein bisschen spirituell“, als er von seiner „digitalen Auszeit“ im Gefängnis erzählte, in der er festgestellt habe, dass weniger digitale Aktivität dem Menschen nicht schade. Es täten sich immer mehr Leute zusammen, arbeiteten gemeinsam an verschiedenen Formen digitaler Dezentralisierung, auch würden auf diese Weise neue Gesundheits- und Schulsysteme entwickelt. Ein Anrufer erinnerte an Internet Relay Chat, in dem in Abgeschiedenheit von zentralen Systemen miteinander kommuniziert werden konnte. Damit sich der digitale Raum wieder in diese Richtung entwickelt, gebe es viel Arbeit zu tun, so Ballweg, der dafür nötige Optimismus sei vorhanden. Er schloss mit den Worten: „Wir haben eine große Chance, wenn wir uns alle auf den Weg machen in die Veränderung und dann Freude daran haben.“


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