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Veganer Bürgermeister will New York zu NeV York machen
Klaus Alfs

Veganer Bürgermeister will New York zu NeV York machen

Foto: Sophia-Maria Antonulas

Eric Adams, veganer Bürgermeister von New York, will Bürgern den Veganismus aufzwingen. Das ist ebenso folgerichtig wie menschenfeindlich. 

Eric Adams, ein ehemaliger Polizeikommandant, amtiert seit Ende 2021 als Bürgermeister von New York. Die Tatsache, dass er von ganz unten kommt, Afroamerikaner ist und der Demokratischen Partei angehört, verleiht ihm eine fast unantastbare Aura. Schaut man jedoch genau hin, macht er lediglich seine eigene Person zum politischen Programm. Was man Donald Trump vorhält, feiert man bei ihm. „Ich wollte nicht nur, dass die New Yorker sie hören. Ich wollte, dass sie meine Geschichte fühlen. Ich wollte sie wissen lassen: Ich bin ihr.“ Unverhohlener Narzissmus ist ansteckend und kommt immer gut an. 

Aber Vorsicht! Adams ist seit 2016 Veganer. Er bildet sich ein, durch Fleischverzicht von Diabetes geheilt worden zu sein, obwohl Diabetes nicht das Geringste mit Fleischkonsum zu tun hat. Der Veganismus habe ihn vor dem Erblinden gerettet, was nichts anderes ist als ein anderer Ausdruck dafür, durch den neuen Glauben sehend geworden zu sein. Als Vundergeheilter versucht er nun, all seine Untertanen auf den rechten Weg zu bringen. Mit Zwang natürlich – schließlich ist er Demokrat. „Er ist der erste Politiker, der diese Überzeugung mit ins Bürgermeisteramt einbringt. Auch Tierrechts-Themen stehen für ihn weit oben auf der Agenda“, frohlockt ein veganes Magazin. Was das praktisch bedeutet, machen sich viele nicht klar. 

Am veganen Vesen soll die Welt genesen

Die New Yorker bekommen nun die volle Breitseite. Nach knapp anderthalbjähriger Amtszeit macht Adams Ernst mit dem „Ich bin ihr“ und will Fleisch sowie Milchprodukte verbieten. Dies allerdings weniger zur Rettung vor Diabetes, sondern zur Rettung des Planeten vor der Klimakatastrophe. In Schulen hat er schon vegane Tage eingeführt. Fleischprodukte haben jedoch ein für Heranwachsende optimales Aminosäurenmuster, an das keine Pflanze heranreicht. Die Qualität und Bioverfügbarkeit ihrer Nährstoffe ist unübertroffen.

Kindern Fleischprodukte vorzuenthalten und sie stattdessen mit toxischen Leguminosen, mit Rohkost, Kohl oder Abfallprodukten aus der Stärkeproduktion („Seitan“) vollzustopfen, ist glatter Missbrauch. Doch zur Rettung der Welt – also des aufgeblähten Ichs eines Bürgermeisters – kommt es auf das Wohl von Kindern nicht an. Sie geraten ohnehin nur noch als Viren- und CO-2-Schleudern ins Visier. Ihnen mit voller Absicht zu schaden ist Ehrensache jedes Gutmenschen. Generation Münchhausen by proxy

Veganismus – Selbstbetrug als höhere Moral

Die Geschichte des Moralvegetarismus ist seit der Antike ebenso lang wie monoton. Moderne Ausformungen erscheinen je nach Gusto in einem utilitaristischen oder deontologischen Gewand. Die Hüllen wechseln, der Zirkelschluss, den sie verbergen sollen, bleibt. Viel Lärm um nichts. 

Seit den 1940er Jahren gibt es den Ausdruck „Veganismus“. Die Vegan Society definiert ihn als „eine Lebensweise, die versucht – so weit wie praktisch durchführbar – alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeiten an leidensfähigen Tieren für Essen, Kleidung und andere Zwecke zu vermeiden; und in weiterer Folge die Entwicklung und Verwendung von tierfreien Alternativen zu Gunsten von Mensch, Tier und Umwelt fördert. In Bezug auf die Ernährung bedeutet dies den Verzicht auf alle Produkte, die zur Gänze oder teilweise von Tieren gewonnen werden.“ 

Wie jeder Mann behaupten kann, eine Frau zu sein, kann auch jeder Mensch behaupten, so zu leben, dass er möglichst wenig Leid oder Ausbeutung unter Tieren verursacht. Unter diesem Vorwand machen viele ihre Neigung zur Berufung, stilisieren sich ohne Unterlass selbst und tyrannisieren alle, die ihnen in die Quere kommen. Einer davon ist nun Bürgermeister der City, die niemals schläft.

Veganismus ist der Versuch, die permanente Missachtung selbstgewählter Gebote auf andere zu projizieren. Denn der Veganismus postuliert, dass die Gesellschaft von Tierausbeutung durchdrungen sei und gänzlich auf ihr beruhe. Zugleich behauptet er, dass es sich hierbei um unvorstellbares Grauen handelt. Geht man mit derselben Rigorosität zu Werke, die Veganer an den Tag legen, wenn es gilt, von Anderen Verzicht zu fordern, kann die Konsequenz gemäß obiger Definition nur sein, dass sie ein asketisches Leben wie die Jain-Mönche in ihren Klöstern führen müssen. Wohlgemerkt, wie die Mönche dieser Religion, nicht wie die Alltagsgläubigen des Jainismus!

Erstere richten ihr Leben – warum auch immer – tatsächlich darauf aus, möglichst wenig Schaden bei Tieren und Pflanzen anzurichten. Sie würden niemals auf die Idee kommen, im Internet zu surfen oder vegane Bestseller zu verkaufen, weil sie wissen, dass dafür eine große Anzahl Tiere getötet werden muss. Wie die Jain-Mönche beweisen, ist eine solche Lebensweise praktisch durchführbar. Die erste und zugleich entscheidende Frage an Veganer wäre, warum sie nicht tun, was ihre Moral gebietet. Sie behaupten schließlich ständig, es sei „ganz leicht“. Nichtveganer erlegen sich derlei Verpflichtungen nicht auf, haben daher weder ein logisches noch moralisches Problem mit diesen. 

Veganer lassen es sich in der modernen Gesellschaft ausgesprochen gut gehen; fast alle gehören zu den Wohlhabenden oder Reichen, leben in Saus und Braus, obwohl dieser Wohlstand nach eigener Auskunft auf milliardenfacher Tierausbeutung sowie -tötung beruht. Dies wird von kundigen Tierrechtlern wie zum Beispiel Steven Wise oder Gary Steiner durchaus eingestanden. Ihre Konsequenz daraus ist aber, dass sie Nichtveganer dafür büßen lassen. Sie feiern sich ungeniert als die besseren Menschen, bloß weil sie obige Gebote formuliert haben. Danach zu handeln, kommt ihnen jedoch gar nicht in den Sinn. Doch systematisches Nichtwissenwollen ist zutiefst unmoralisch, Selbstbetrug nach Kant die Wurzel alles Bösen.

Wer ist hier schizophren?

Veganer attestieren anderen ihre eigene moralische Schizophrenie. Sie sagen: Du bist gestört, weil du nicht machst, was ich von dir verlange. Damit melden sie unverblümt totalitäre Herrschaftsansprüche an, fragen sich aber verblüfft , was man gegen sie habe, wo sie doch so viel vernünftiger, erhabener, schöner und moralischer seien. Mitleid und Empathie betonen die meisten von ihnen nur deshalb so stark, damit niemand merkt, dass sie weder das Eine noch das Andere haben. Worüber sie hingegen reichlich verfügen, ist narzisstische Sentimentalität.

Tiere sind ihr emotionales Nutzvieh. Wie viele Tiere unter welchen Umständen sterben, ist ihnen gänzlich einerlei. Ebenso behaupten Moralvegetarier seit Menschengedenken, über die besseren Argumente zu verfügen, ohne jemals auch nur ein einziges vorgewiesen zu haben. Das vegane Unterfangen hat nur den Zweck, anderen Menschen zu verbieten, was man sich exklusiv gönnen will. Verbot ist sein Alpha und Omega, Heuchelei ist sein Mittel.

Vor etwa fünfzig Jahren traten Moralvegetarier – Tierbefreier und Tierrechtler – den Marsch durch die Institutionen an, den sie inzwischen erfolgreich abgeschlossen haben. Vegane Ideologie durchdringt die moderne Gesellschaft fast bis in den letzten Winkel – und zwar so sehr, dass die Leute es nicht einmal merken. Hat man sich früher noch argumentativ abgemüht, braucht man inzwischen nur auf die Klimakatastrophe zu verweisen. Tatsächlich geben die meisten Veganer an, wegen des Klimas zu jener Lebensweise konvertiert zu sein. Die ständig wiederholte Lüge, Nutztierhaltung habe negativen Einfluss aufs Klima, hat sich längst verselbständigt. Es ist daher nur konsequent, wenn mit der Klimakeule endlich jene Verbote durchgesetzt werden, nach denen Veganer schon immer lechzen. 

Das Motto von Eric Adams lautet offenbar: If you can make it there, you’ll make it anywhere. Heute New York, morgen die ganze Welt! Leider ist dies keine ferne Dystopie. 

Klaus Alfs ist ausgebildeter Landwirt und Soziologe. Er arbeitet als freiberuflicher Autor und Lektor in Berlin. 2019 veröffentlichte er das Buch Kritik der vegetarischen Ethik.

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