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Ist ALDI Nord pleite?
Hermann Ploppa

Ist ALDI Nord pleite?

Foto: ALDI Einkauf SE & Co. oHG
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Was steckt hinter dieser öffentlichen Diskussion? Soll damit der Niedergang des Discounters beschleunigt werden?

Solche Assoziationen legt jedenfalls die aktuelle Wochenend-Ausgabe des renommierten Handelsblattes nahe. Als Aufmacher schon auf der Titelseite werden schrumpfende Gewinne und Anpassungsschwierigkeiten in der Firmen-Software angeführt. Der Discounter drohe zum „Turnaround-Fall“ zu werden. Harter Tobak. In dieser Intensität der Tonlage für das Handelsblatt eher unüblich. „Turnaround-Fall“ meint: Das Unternehmen befindet sich bereits in der Schieflage, und wenn es keine radikalen Sanierungsmaßnahmen gibt, kommt der Insolvenzverwalter.

Eine solche öffentliche Diskussion anzustoßen beschleunigt bisweilen erst recht den Niedergang der genannten Firma. Auf diese Weise wurde 1963 der Autokonzern Borgward zur Strecke gebracht.

Was also ist da los? Tatsächlich hat die Aldi-Gruppe, also Aldi Nord und Aldi Süd zusammengenommen, an Marktanteilen gegenüber Rewe und vor allem Lidl eingebüßt. 1961 hatten die Aldi-Inhaber Theo und Berthold das Unternehmen in zwei unabhängige Konzerne aufgeteilt. Seitdem trennt der „Aldi-Äquator“ das Reich von Aldi Nord von Aldi Süd.

Während Aldi Süd sich auf dem Markt gut behauptet und jetzt sogar in Australien und in China expandiert, hat sich Aldi Nord mit seinen Auslandsinvestitionen eine blutige Nase geholt. Die Filialen in Dänemark liefen derart schlecht, dass Aldi Nord sie wieder verkaufen musste. In Frankreich hatte der Discounter zu den bereits bestehenden Aldi-Filialen noch die Ladenkette Leader Price hinzu gekauft. Doch mit dem Zukauf erwirtschaftete Aldi in Frankreich in Summe weniger als zuvor. Es wurde einfach zu wenig Rücksicht genommen auf den französischen Geschmack. Aldi Nord-Chef Torsten Hufnagel schickt jetzt seine besten Pferde aus der Zentrale in Essen nach Frankreich, um den Karren wieder auf die Straße zu ziehen.

Dem gewöhnlichen Kunden fällt bereits auf, dass die optische Gestaltung von Aldi Nord-Filialen nach wie vor wenig anziehend ist. Die Farben sind im Vergleich zum Konkurrenten Lidl eher trist. Es gibt Orte, wo Aldi-Märkte direkt neben Lidl-Märkten angesiedelt sind, und wo die Kunden sich bei Lidl drängeln – und nebenan bei Aldi herrscht gähnende Leere. Dabei wurden die 2.250 Aldi Nord-Filialen bis 2019 einer gründlichen Neugestaltung unterzogen, was den Konzern 5,2 Milliarden Euro gekostet hat. Das Geld konnte nicht durch Kostensenkungen wieder eingespielt werden. Die Geschäftsleitung setzte auf eine Refinanzierung durch zukünftige Umsatzsteigerungen, die sich aber in der projektierten Größenordnung bislang nicht eingestellt haben. Das ist eine Altlast, die in die jetzige Situation hineinspielt.

Genannt werden im Handelsblatt zudem Probleme mit der Installierung einer einheitlichen Software. Da gab es wohl Stockungen beim Wareneinkauf, die gegenüber der Konkurrenz Kostennachteile eingebracht haben.

Doch das größte Problem liegt offenkundig in der Struktur der Eigentümerschaft. Die beiden Aldi-Reiche sind nicht börsennotiert, sondern werden nach wie vor von der Albrecht-Dynastie beherrscht. Aldi Nord wird über gleich drei Steuern sparende Stiftungen gehalten: die Jakobus-, die Lukas- und die Markus-Stiftung. Doch die blockieren sich gegenseitig. Eine auch zuweilen öffentlich ausgetragene Fehde zwischen Theo Albrecht und der Witwe des verstorbenen Berthold Albrecht, nämlich Babette Albrecht, lähmt den Konzern. Immer wieder soll die lustige Witwe, die öffentliche Auftritte nicht scheut, Entscheidungen der Geschäftsleitung torpediert haben, so dass Theo Albrecht sogar in der Presse gesagt hat, Babette Albrecht führe den Rest der Sippe am Nasenring durch die Manege. Jetzt soll Konzern-CEO Hufnagel eine Holding-Gesellschaft entwerfen, die solche Blockaden unmöglich macht. Die hier aufgeführten Probleme sind sicher gravierend und erklären die Einbuße an Marktanteilen für Aldi Nord. Warum allerdings das Handelsblatt so lautstark einen drohenden „Turnaround-Fall“ für Aldi Nord ausruft, wird aus den Ausführungen nicht so ganz klar. Da müsste es eigentlich noch Insider-Informationen geben, die bislang nicht ausgebreitet wurden. Wir sind gespannt.

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