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Gender Pay Trap
Lew Schütz

Gender Pay Trap

Foto: Nur nicht nach oben schauen. Foto: Pexels, Richard Bartz

In dem Amifilm „Dont look up“ rast ein Komet auf die Erde zu. Die dräuende Katastrophe wird zum Probierstein für das Verhalten des zeitgenössischen Menschen. Als Kassandra und Laokoon figurieren zwei Naturwissenschaftler, deren Katastrophenwarnung ebenso wenig ernst genommen wird, wie die der antiken Urbilder. Unvermittelt wurde das Machwerk beim Filmstart im Dezember 2021 zu einem Schlüsselwerk des Pandemietreibens. Der Verkündiger erschien nahezu zeitgleich als Leonardo di Caprio und als Christian Drosten auf den Bildschirmen vor uns.

Jennifer Lawrence erhielt für ihre Mitwirkung darin fünf Millionen US-Dollar weniger Gage als ihr Kollege Leonardo di Caprio. Während sie sich mit mageren 25 Millionen Dollar bescheiden musste, konnte dieser satte 30 Millionen einstreichen. Das ist verhältnismäßig nicht so gravierend, wie der Unterschied zwischen einem Doktorandenstipendium und den Bezügen einer W3-Professur, wie sie die entsprechenden Filmcharaktere Dr. Randall Mindy und Kate Dibiasky nahelegen.

Die Geschlechtsbezahlspalte, wie wir das Gender Pay Gap getrost übersetzen wollen, ist ein Skandalon. Gleichwohl hat Jennifer bescheiden verlauten lassen: „Leo bringt an den Kinokassen mehr ein als ich. Ich bin extrem glücklich mit meinem Gehalt.“   

Zunächst widerfährt einer jungen Schauspielerin ein geringeres Arbeitsleid als ihrem männlichen Kollegen, weil das Schauspielern ihr angeborenes Metier ist. Leo musste jahrelang für das dressiert werden, was Jenny in die Wiege gelegt bekam. Andererseits ist das süße Lärvchen aus Kentucky gut damit beraten, so viel wie irgend geht anzuschaffen, solange es noch ansehnlich ist. Denn junge Frauen und Blumen stehen für exemplarisch gutes Marketing, indem sie alles verheißen und wenig erfüllen. Darum werden sie gern und viel gekauft. Nun handelt es sich bei den meisten nicht um Erdbeeren oder Hagebutten. Sie verblühen und verduften also rückstandslos. Keine Substanz, kein Aroma, nur matschige braune Blätter bleiben zurück. Ganz gleich wieviel Nährsalz in das Wasser gerührt wird und wie oft die Stiele frisch angeschnitten werden.

Seit ich erleben muss, was die Frauen ab einem gewissen Alter zu leiden haben, gestehe ich ihnen jedes Recht zu, ihre toxische Weiblichkeit zeitnahe auszuleben. Müssen sie sich doch mit diesen kleinen Triumphen für ein ganzes Leben schadlos halten.

Skandalöse Enthüllungen aus dem Kulturbetrieb, der ja mit dem Kunstschaffen in der Regel nur peripher verbunden ist, erschüttern die Kristalle der Bildschirme und die Fasern der wenigen verbliebenen Magazinseiten. Sopranistinnen, die ihre spitzen Lustschreie primär unter dem Intendanten ertönen ließen, bevor diese ihnen sozusagen als Secondadonna die große Bühne freigaben. Nebenbei, von Männern hört man Ähnliches oftmals unter vorgehaltener Hand. Es wird im Kulturbetrieb überall auch viel mit der Hand gearbeitet, auf der man sitzt.

Zurück zur schlechten Heteronormativität. Für den Hochschulbereich wäre anzumerken, dass die begabten männlichen Kommilitonen sich unter diesen Umständen doppelt geprellt sehen. Zum einen wird ihnen die Aufmerksamkeit für ihre ernsten Taten verweigert von jenen Hurenböcken, bestenfalls Schürzenjägern, die vorgeblich ein Lehramt innehaben und denen sich der Augendruck erhöht, angesichts der schönen Ohrläppchen mancher Studierenden. Zudem müssen die Studiosi mit Madame Cinque als Gesellschafterin vorliebnehmen, während ihre Mitstudentinnen bereits in hochkarätigere Projekte involviert sind. Wenn diese sich später darüber beklagen, wie sie sich leibhaftig einen Vorteil kauften, können wir sie da noch ernst nehmen, die wir in derselben Währung unsere Abzüge erhielten?  LSBTIQ und Frauenquote würzen den Brei. Es wird künftig interessant.

Lew Schütz ist studierter Kunstwissenschaftler und Kultursoziologe, der drei Jahrzehnte im Kulturamt einer großen Kreisstadt in Deutschland gearbeitet hat.

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