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Ernährungsstrategie zum Abgewöhnen
Ernährung

Ernährungsstrategie zum Abgewöhnen

Foto: Pexels, Viktoria Slowikowska

Im Mai 2023 ist ein Sondergutachten des Sachverständigenrates für Umweltfragen erschienen. Achtung Reichelt! legt dar, was der Rat für den Fleischkonsum empfiehlt. Ein Katalog des Grauens.

Im Sondergutachten des Sachverständigenrates für Umweltfragen mit dem Titel Politik in der Pflicht: Umweltfreundliches Verhalten erleichtern werden auf Seite 119 auch die „aktualisierten DGE-Empfehlungen“ erwähnt. Dass diese noch unveröffentlichten Richtlinien eine drastische Reduktion des bisherigen Fleischverzehrs enthalten, ist ausgemachte Sache.

Der Sachverständigenrat schreibt: „Würde nur kommuniziert, dass sich Speisepläne von Kantinen zukünftig an Qualitätsstandards der DGE orientieren müssen, aber nicht, dass dies auch mit einer geringeren Menge an angebotenem Fleisch einhergeht, würden sie möglicherweise medial weniger stark aufgegriffen“.

Das ist nun dank BILD gehörig schief gegangen. Auf seinem Youtube-Kanal Achtung Reichelt! zitiert der Ex-BILD-Chefredakteur nun ausführlich aus dem Gutachten und macht deutlich, welche dramatischen Folgen die Umsetzung solcher Pläne hätte. Laut Sachverständigenrat sollten „direkt die Konsumierenden in ihrem Ernährungsverhalten beziehungsweise konkret ihrem Fleischkonsum sowie die Rahmenbedingungen dieses Verhaltens adressiert werden.“ „Adressiert“ bedeutet hier „gegängelt“.

Veganismus als ideal

Vorgeschlagen wird unter anderem, Werbung für Fleisch einzuschränken oder zu verbieten, den Mehrwertssteuersatz zu erhöhen, Sonderabgaben, zusätzliche Steuer auf Fleisch, universale „Information, Überzeugung und Bildung“ – also Propaganda –, vegetarische Menüs als Standardoption bei Veranstaltungen und in Kantinen, „Verstecken“ von Fleischprodukten in Supermärkten und vieles andere mehr.

Fleisch soll nicht nur unerschwinglich, sondern in jeder Form geächtet werden. Landwirtschaftsminister Özdemir erklärt den Fleischverzicht zum „Beitrag gegen Putin“ und hofft – wie Julian Reichelt zu Recht vermutet – ganz offensichtlich darauf, dass die so aufgehetzten Bürger über alle „Uneinsichtigen“ herfallen.

Das Argumentationsschema der Sachverständigen ist überaus simpel. Die Autoren behaupten, vegane Ernährung sei am klimafreundlichsten, gefolgt von der vegetarischen und der omnivoren. Klimafreundlichkeit wird mit Gesundheit (des Planeten) gleichgesetzt. Da die Autoren sich von einem akuten Klimanotstand überzeugt zeigen, erscheint vegane Ernährung für alle Bürger moralisch geboten, um die vermeintliche Katastrophe noch abzuwenden. Daran ändert sich auch nichts, wenn die Sachverständigen “großzügig” ein paar Gramm überteuertes Fleisch pro Tag für zulässig erklären.

Fehlende wissenschaftliche Grundlage

Eine wissenschaftliche Grundlage haben diese Forderungen trotz umfangreichem Quellenverzeichnis nicht. Es handelt sich um ein selbstreferenzielles System, in welchem die immergleichen Leute sich gegenseitig zitieren. Viele von ihnen ähneln eher „Aktivistenschaftlern“, so zum Beispiel der häufig zitierte Marco Springmann, der bereits an der Lancet-EAT-Studie beteiligt war – einem Machwerk, in welchem Mangelernährung in Gestalt eines „klimafreundlichen“ Speiseplans präsentiert wird.

Bis heute fehlt ein datenbasierter Nachweis, dass die domestizierten Nutztiere den Methangehalt der Atmosphäre beeinflussen oder gar das Klima verändern. Es wird nur immerzu darauf verwiesen, dass die Tiere eine bestimmte Menge ausgasen und Methan ein „Klimakiller“ sei. In Brasilien zum Beispiel, wo sich die weltweit größten Rinderherden befinden, ist keine erhöhte Methankonzentration festzustellen. Nicht einmal über die Klimawirkung von Methan als solchem lässt sich Genaues sagen. Der Sachverständigenrat reflektiert nicht, dass diese Wirkung laut IPCC womöglich um das Drei- oder Vierfache überschätzt wurde.

Inwiefern ausgerechnet die deutschen Nutztiere das Klima der letzten Jahrzehnte negativ beeinflusst haben sollen, bleibt vollkommen im Dunkeln. Der deutsche Nutztier-Bestand an Wiederkäuern hat in den letzten hundert Jahren deutlich abgenommen. Hühner- und Schweinefleisch haben offiziell einen viel geringeren „Methanabdruck“. Der Einfluss der deutschen Nutztierhaltung aufs Klima ist so gering, dass man ihn auch dann nicht messen könnte, wenn er messbar wäre.

Allgemeine Hinweise der Sachverständigen auf Dürren oder Starkregen oder Covid-19 ändern daran nichts. Der Trend der Niederschlagsanomalie beispielsweise liegt laut DWD in Deutschland bei plus 57,7 mm seit 1881. Wie man von dort zur Forderung kommt, den inländischen Fleischverzehr zu reduzieren, bleibt ein Rätsel.

Ferner wird das Nährstoffrückführungsproblem bei allgemein viehloser Landwirtschaft entweder gar nicht thematisiert oder mit dubiosen Modellrechnungen verniedlicht. Landwirtschaft erscheint als perpetuum mobile, in welcher die hohen Erträge auch ohne Wirtschaftsdünger tierischer Herkunft gehalten werden können.

Auf Kunstdünger, der als extrem klimaschädlich gebrandmarkt wird, will man ebenso weitgehend verzichten wie auf effektiven Pflanzenschutz. Was dabei herauskommt, ist vollkommen klar. Missernten und Hungersnöte werden auch in unseren Breiten wieder zur Regel. Diese Verelendung der Menschheit scheint das eigentliche Ziel zu sein. Denn nur so kommt die Menschheit wieder in „Einklang mit der Natur“. Ausgenommen von diesem Elend ist die selbsternannte Elite, die sich exklusiv gönnen will, was sie allen anderen verbietet.

Je schneller jeder begreift, worum es in Wirklichkeit geht, desto eher kann noch etwas gegen diese Pläne unternommen werden.

Klaus Alfs ist ausgebildeter Landwirt und Soziologe. Er arbeitet als freiberuflicher Autor und Lektor in Berlin. 

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