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DGE empfiehlt Fleischverzicht
Ernährungswahn

DGE empfiehlt Fleischverzicht

Foto: Pexels, Madi Maeder

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat wieder zugeschlagen. Sie will offenbar nur noch zehn Gramm Fleisch pro Kopf und Tag empfehlen. Wer bietet weniger?

Der führende deutsche Medizinstatistiker Gerd Antes brachte es einst auf den Punkt: „Die Ernährungswissenschaften sind in einer bemitleidenswerten Lage. Studien in diesem Bereich sind von vielen unbekannten oder kaum messbaren Einflüssen abhängig. Deswegen gibt es immer wieder völlig widersprüchliche Ergebnisse in der Ernährungsforschung.“

Unter Fachleuten ist allgemein bekannt, dass die Ernährungswissenschaft aus strukturellen Gründen nicht anders kann, als dünnste Süppchen zu kochen. Entsprechend gehaltlos sind ihre diversen Empfehlungen. Hierzulande werden die Bürger von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) verlässlich mit unzuverlässigen Empfehlungen überversorgt. 

Heiße Luft

Noch immer verkündet die DGE zum Beispiel ihre zehn Gebote der gesunden Ernährung. Statt fünfmal am Tag in Richtung Mekka zu beten, soll man laut Zweitem Gebot fünfmal am Tag Obst und Gemüse verzehren – warum auch immer. Die Behauptung, derlei Praktiken würden gegen Krebs schützen, ist jedenfalls eines der zahlreichen Ernährungsmärchen. Seit dem Beginn der „5 am Tag“ Kampagne haben die Magen-Darm-Erkrankungen hingegen massiv zugenommen. Essen Sie also achtsam (Gebot 9), kauen Sie ausdauernd und speicheln Sie alles ordentlich ein! Dann klappts auch mit der Verdauung. Oder nicht. Haupsache gesund!

Es ist also im Prinzip einerlei, was die DGE empfiehlt. Man kann davon ausgehen, dass es sich dabei immer um höheren Unsinn handelt. Bevorzugt empfohlen wird alles, was kaum jemandem schmeckt und bekommt. Leider richten sich viele Kantinen danach, weil sie ein DGE-Zertifikat erhalten wollen. Jeder Kantinenbetreiber weiß jedoch, dass Currywurst, Schnitzel und Pommes immer weggehen wie warme Semmeln, während vegane Erzeugnisse stets unangetastet in den Mülltonnen landen. 

Gesunder Planet – gesunder Mensch?

Damit diese Tonnen voller werden, soll die DGE laut BILD-Zeitung nun planen, ihre mit heißer Luft getrocknete Empfehlung von 600 Gramm Fleisch pro Woche auf siebzig Gramm, also zehn Gramm pro Tag zu reduzieren. Wer nun glaubt, die DGE beliebe zu scherzen, hat den Ernst der Lage noch nicht erkannt. Denn „Gesundheit“ bedeutet heute vor allem „One Health“ – ein gesunder Planet in einem gesunden Körper. Mit den physiologischen Bedürfnissen des Homo sapiens haben solche Empfehlungen ohnehin nichts zu tun. Denn als Nachfahren einstiger Hyperkarnivoren können wir ausschließlich von tierischen Produkten leben, ohne auch nur den geringsten Schaden zu nehmen. Schon 600 Gramm pro Woche sind lächerlich wenig.

Die geplante Neufassung der DGE-Richtlinien knüpft offenbar an eine im Jahr 2019 in The Lancet erschienene Arbeit mit dem Titel „Food in the Anthropocene“ an, wo die Autoren einen detaillierten Speiseplan vorstellen, mit welchem sie die Welt noch vor der Klimakatastrophe retten wollen. Dort werden den klimamordenden Erdenbürgern immerhin noch 43 Gramm Fleisch pro Tag zugeteilt, allerdings nur sieben Gramm Rinder-, Schweine- oder Lammfleisch. Dieses Machwerk wurde mehrfach vernichtend kritisiert, was aber niemanden interessierte

Einer der Autoren der Lancet-Studie war übrigens Johan Rockström vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), der sich vor ein paar Jahren als Rechenkünstler besonderer Art präsentierte. Er behauptete, in jedem Kilogramm Fleisch steckten siebzig Liter Erdöl. Dies musste er dann mehrfach nach unten korrigieren, bis kaum noch Öl im Kanister war. Wer mit dem kleinen Einmaleins derart auf Kriegsfuß steht, ist offenbar zu Höherem berufen. Warum also nicht die 43 Gramm auf zehn Gramm herunterkürzen! Wer bietet weniger?

Man könnte über das Ganze lachen, wenn es nicht einer Politik entspräche, die auf universale Rationierung hinausläuft. Solche Richtlinien sind Vorboten von Verboten. Damit ist nicht zu spaßen.

Klaus Alfs ist ausgebildeter Landwirt und Soziologe. Er arbeitet als freiberuflicher Autor und Lektor in Berlin.

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