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ChatGPT: Ziehen wir bald dumme Kinder groß?
Sarah Kaßner

ChatGPT: Ziehen wir bald dumme Kinder groß?

Hausaufgaben werden von jetzt an mit dem Handy gemacht - genauer von ChatGPT

Foto: pixabay, Luisella Planeta
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Zehn Prozent der Schüler in Deutschland nutzen ChatGPT, um Hausaufgaben zu machen. Wäre ich noch in der Schule, würden die Lehrer die Benutzung des Programmes verbieten und nicht nur von „Schummeln“ sprechen – sondern von Verdummung.

Dachten Sie, ChatGPT sei noch nicht in der Gesellschaft angekommen? Leider falsch. Bereits zehn Prozent der deutschen Schüler an weiterführenden Schulen nutzen das Programm, um ihre Hausaufgaben zu machen. Auch an Universitäten ist die Benutzung der Anwendung längst etabliert.

Ein Beispiel: Im Vorfeld einer Online-Klausur im Fach „Einführung in die Volkswirtschaftslehre“ an der Humboldt-Universität zu Berlin testeten einige Studenten die Antworten des Programms. Sie gaben Fragen aus Probeklausuren, von denen sie die Antworten wussten, in den Chat ein und werteten sie aus. Das Ergebnis: Ungefähr 70 Prozent der Antworten waren richtig. Mit dieser Quote erscheint ChatGPT erstmal zuverlässig; im Falle einer Klausur würden die Studenten mit der Benutzung der sogenannten „Künstlichen Intelligenz“ ziemlich sicher bestehen. Aber sollte das der eigene Anspruch sein?

Ich kenne es selber aus meinem Studium, dass ich die eine oder andere Prüfung einfach nur bestehen möchte und unmittelbar danach das Gelernte vergesse. Es sollte aber immer ein Grundinteresse für das Studium und der Wille, das Studierte wirklich erlernen zu wollen, vorhanden sein; ansonsten brauche ich nicht zu studieren. Auch an der Universität müssen Studenten hin und wieder Hausaufgaben bearbeiten – mittlerweile machen das viele mit ChatGPT. Sofern Studenten die Plattform nutzen, müssen sie sich nicht mit einem Thema auseinandersetzen. Für mich ist das ein Zeichen dafür, dass sie nicht wirklich Lust auf ihr Fach haben.

Noch viel schlimmer für die Gesellschaft ist, dass sich Personen komplexe Zusammenhänge durch die Benutzung von ChatGPT nicht merken, eben weil die Probleme nicht selber durchdacht werden müssen. Meine Prognose für die Zukunft daher: Die Hirnfunktion der Menschen wird weiter nachlassen. Zu erkennen ist das bereits durch die zunehmende Nutzung von Internetdiensten wie „Google“ und „Maps“. So gehen Forscher davon aus, dass Personen Informationen leichter vergessen, weil sie online schnell und einfach abrufbar sind. Die Abnahme der Gedächtnis-Funktion bezeichnen sie als „Google-Effekt“ oder „digitale Amnesie“.

Die „Künstliche Intelligenz“ kann das Leben durch zuverlässige und professionelle Textgenerierung erleichtern – das glauben viele. Einfache und komplexe Fragen beantwortet das Programm innerhalb weniger Sekunden. In den meisten Fällen sind die Antworten richtig. Beispielsweise können Schüler das Programm nutzen, um Rechtschreibfehler auszumerzen und somit von der „Künstlichen Intelligenz“ lernen – wozu gibt es Lehrer? Lehrer sollen Fehler korrigieren, die Schwächen der Schüler kennen und ihnen helfen. Am Ende bringt es den Schülern nichts, wenn sie ihre Rechtschreibung durch ChatGPT überprüfen lassen – in der Klassenarbeit haben sie die Hilfe des Programms nicht. Daher sollten sie lernen, Rechtschreibfehler von alleine zu vermeiden und sich auf die eigene Gehirnleistung verlassen.

Meiner Meinung nach müssen Erwachsene die Kinder dringend vor den Gefahren warnen, die mit ChatGPT einhergehen. Erstens basieren die Informationen, mit denen die kostenlose Version von ChatGPT trainiert wurde, aus den Jahren vor 2021 – sie sind also veraltet.

Zweitens und noch gravierender ist die Tatsache, dass nicht genau bekannt ist, mit welchen Daten ChatGPT genau trainiert wurde. Man weiß, dass es sich um Texte aus dem Internet, Bücher, Artikel, Nachrichten und andere öffentlich zugängliche Quellen handelt. Welche Texte das genau sind, bleibt geheim.

In meiner Schulzeit wurde ich dafür sensibilisiert, Informationen aus Büchern zu beziehen und Suchmaschinen nur hin und wieder zu benutzen; das Internet bietet schließlich eine Fülle an Informationen, von denen einige nicht vertrauenswürdig sind. Dennoch kann ich in der Suchmaschine bestimmte Informationen auswählen. Somit entscheide ich, was ich lesen möchte und woher ich mein Wissen beziehe.

Durch die Nutzung von ChatGPT hat sich die negative Seite der Datenbeschaffung verschärft: Die Plattform wertet die vielen Informationen für mich aus, ich bin der Auswahl gnadenlos ausgeliefert. Somit sind auch die Möglichkeiten der Manipulation von Menschen enorm. Wird das Schülern erklärt? Meine Befürchtung ist: Nein.

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