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„Die Grünlinge machen es einem humoristischen Abweichler besonders leicht“
Cartoonist Bert Hochmiller

„Die Grünlinge machen es einem humoristischen Abweichler besonders leicht“

Lautercollage

Seit der Corona-Politik publiziert der Grafikdesigner und satirische Cartoonist Bert Hochmiller unter dem Oberbegriff „Pandemimimi“ witzige wie bissige Kleinwerke. In den Cartoons, Memes und Karikaturen zieht er nicht nur die Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur durch den Kakao, sondern stellt dabei auch geistreiche Bezüge zu Filmen und Märchen her.

Zu Hochmillers Populärsten Bildern gehört die Serie „Wenn ich groß bin“, die während der Corona-Krise auf vielen Demonstrationen verwendet wurde. Abgebildet sind jeweils kleine Kinder, die in einer bestimmten Pose von ihrem zukünftigen Beruf träumen. „Wenn ich groß bin, werde ich der beste Denunziant im ganzen Land“, steht auf einem der Bilder geschrieben. Auf einem anderen: „Wenn ich groß bin, möchte ich Virolügin werden.“ Hochmillers Cartoons, Memes und Karikaturen erscheinen regelmäßig in seinem Telegram-Kanal „Pandemimimi“. Die besten Arbeiten hat er in zwei Künstlerbüchern gebündelt. Im Interview spricht der kritische Künstler, was ihn antreibt, wie er mit der Cancel Culture umgeht und was einen guten Cartoonisten ausmacht.

Eugen Zentner: Bert Hochmiller, seit drei Jahren arbeiten Sie sich satirisch-kritisch an der Regierungspolitik ab. In Ihrem Telegram-Kanal „Pandemimimi“ erscheinen beinahe täglich Cartoons, Memes und Karikaturen zu aktuellen Ereignissen. Was treibt Sie an?

Bert Hochmiller: Das Ganze war ursprünglich nicht als Langzeitprojekt angelegt. Allerdings hat die bundesdeutsche Politik so einiges auf Dauer mit uns allen vor, dem ich maximal ablehnend gegenüberstehe. Und mir fällt immer irgendetwas Lustiges dazu ein, was ich dann gern umsetzen möchte. Solange sich das nicht ändert, wird der aufmerksame Verschwörungsbestätiger weiterhin Neues vom kleinen Pandemimimi sehen.

Am Anfang stand die Auseinandersetzung mit der Corona-Politik. Darauf lässt der Titel ihres Telegram-Kanals schließen. Wie sind Sie auf diese Bezeichnung gekommen? Was hat es mit dem Suffix „-mimimi“ auf sich?

Den Begriff Pandemimimi hatte ich im Frühjahr 2020 das erste Mal auf dem kurzweiligen Youtube-Blog von Carolin Matthie gehört. Das „Mimimi“ klang so wunderbar weinerlich verharmlosend, dass ich sofort die Idee hatte, dieses liebliche Virus in seiner ganzen Harmlosigkeit zu porträtieren. Es mutierte dann zu einer Art Maskottchen und Alter-Ego.

Ihre besten Arbeiten aus den ersten beiden Corona-Jahren haben Sie jeweils in zwei satirischen Künstlerbüchern mit dem gleichen Titel gebündelt. Wie unterscheiden diese sich voneinander? Wo liegt jeweils der Akzent?

Ich hatte nie den Ehrgeiz, den informativsten Telegram-Kanal zu betreiben. Allerdings sollte es durchaus der am besten aussehende werden. In Anführungsstrichen natürlich (lacht). Der Wunsch nach der Buchform kam durchaus auch von den Followern. Ich hätte das aber wahrscheinlich auch nur für mich selbst gemacht. In beiden Büchern findet sich ein Best-of aus meinen Cartoons und meinen Memes. Im zweiten Buch kommt thematisch zu Corona noch der Ukraine-Krieg dazu. Außerdem hatte sich der Ton im Gegensatz zum ersten Band verschärft. Die ganze unselige Debatte um die Impfpflicht fiel genau in diese Zeit. Angesichts eines solchen geplanten Jahrhundertverbrechens konnte ich nicht bei der bis dahin eher albernen Lustigkeit bleiben. Der schwarze Humor wurde tiefschwarz.

Wie entstehen diese kleinen Werke? Können Sie ihre Arbeitsweise ein wenig beschreiben?

Als ich mit dem Pandemimimi anfing, war recht schnell klar, dass Geschwindigkeit wichtig ist, um halbwegs aktuell auf politischen Irrsinn satirisch antworten zu können. Darum hatte ich mich entschlossen, alles digital umzusetzen. Da ich bislang mein Leben lang nur analog gezeichnet hatte, war das ein prima Vorwand, um das Abenteuer „digitale Illustration“ endlich anzugehen. Als Grafiker bin ich, was Software angeht, immer schon sehr experimentierfreudig gewesen. Und so ging es recht flott, bis ich ein professionelles Level erreicht hatte.

Wer sich heute die ersten Pandemimimi-Arbeiten ansieht, wird den Fortschritt deutlich sehen. Jetzt greife ich zur Abwechslung sogar hin und wieder bewusst zu einem echten Pinsel. Den Unterschied zum Digitalen nimmt man nicht mehr wahr. Bei beiden Techniken gehe ich ganz traditionell vor: Vorzeichnung, tuschen, kolorieren. Aus Zeitgründen muss immer gleich der erste Entwurf stimmen. Künstlerisch orientiere ich mich eher an Comics als an der klassischen Karikatur.

In Ihren Cartoons, Memes und Karikaturen gibt es sehr viele Bezüge zu bekannten Filmen oder Märchen. Woher rührt dieses Faible?

Solche Bezüge ergeben sich automatisch. Ich kenne und liebe nun mal viele Geschichten aus Literatur und Filmen. Vieles davon ist heute bereits Allgemeinwissen. So gehe ich davon aus, dass die Allermeisten diese Bezüge verstehen und einordnen können – wenn ich zum Beispiel einen Corona-Cartoon mache, der auf dem Raumschiff Enterprise spielt.

Bert Hochmiller mit einem seiner Cartoons. Foto: privat

Wer heute öffentlich oder künstlerisch von offiziellen Narrativen abweicht oder Kritik daran übt, läuft Gefahr, gecancelt, diffamiert oder gar politisch verfolgt zu werden. Wie gehen Sie mit der Situation um? Haben Sie Angst vor solchen Reaktionen?

Sehr deutlich habe ich 2020 wahrgenommen, dass der Mainstream-Satiriker von heute sich nicht mehr an der politischen Klasse, sondern „mutigerweise“ am ganz normalen Bürger abarbeitet, vorzugsweise am andersdenkenden Abweichler. Dass ich mit meinem bloßstellenden Humor den Hass von braven Mitläufern auf mich ziehe, war mir also immer bewusst. Es war eher ein Antrieb: Wenn es sonst keiner macht, muss ich es eben selbst machen. Da ich beruflich einen entsprechenden Hintergrund habe – sowohl künstlerisch als auch mit Medien im Allgemeinen –, entschloss ich mich, keine Angst zu haben, und hoffe, dass das so bleibt.

Derzeit beschäftigen Sie sich viel mit dem Ukraine-Krieg. Was stört Sie bei diesem Thema am meisten?

Ähnlich wie bei der neuartigen „Impfung“ scheinen für mich auch die (un)verantwortlichen Waffenlieferer die Risiken ihres Tuns völlig auszublenden. Merkwürdigerweise sind insbesondere die größten Hetzer aus der sogenannten Pandemie in heutigen Kriegszeiten zu wahren Eskalationsfetischisten mutiert. Sie haben sich also bereits unzählige Male – mutmaßlich oder vorsätzlich – geirrt und berufen sich nun schon wieder auf die Alternativlosigkeit. Das stört mich nicht nur, sondern macht mir Angst.

In Ihren Arbeiten tauchen oft Mitglieder der Grünen auf. Was kritisieren Sie an der Partei? Was macht die Grünen zu einer so beliebten Zielscheibe?

Die Grünlinge machen es einem humoristischen Abweichler besonders leicht: Sie sind quasi ihre eigenen Karikaturen, die mit ihren irrwitzigen, idiologischen Schnapsideen die Pointen gleich mitliefern. Danke sehr.

Was heute hochrangige Politiker von sich geben, hat etwas von Realsatire. Künstlerisch ist das mittlerweile schwer zu überbieten. Wie sieht Ihr Rezept aus?

Manchmal muss ich mich damit zufriedengeben, den Wahnsinn einfach nur zu illustrieren, ganz ohne etwas dazuzudichten. Hin und wieder gehe ich auch ganz bewusst knietief unter die Gürtellinie, was in Zeiten einer offen freiheitsverachtenden Politik ohne rote Linien legitim sein muss.

Die Protagonisten des öffentlichen Lebens liefern Ihrem Berufsstand sehr viel Stoff. Das allein reicht aber nicht aus. Man muss diese Zutaten auch verarbeiten können. Was macht für Sie einen guten Cartoonisten aus?

Im Idealfall sollten Cartoons – auch ganz unabhängig vom Sujet – einfach schön anzusehen und/oder lustig, vielleicht sogar zeitlos sein. Einem englischen Cartoonisten gelingt das momentan ganz wunderbar: Bob Moran heißt er. Seine Arbeiten können unter anderem auf Telegram und Instagram bewundert werden.

Ihre ersten beiden „Pandemimimi“-Bücher sind in den vergangenen zwei Jahren jeweils im Frühling erschienen. Wird es bald auch einen dritten Teil geben?

Diesen Frühling wird es kein neues Buch geben. Aber gegen Jahresende 2023 kann ich mir eine Art finales Gesamtwerk a la „Meine Pandemimimi“ gut vorstellen.

Link zur Homepage von Bert Hochmiller: https://pandemimimi.de/

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