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Brandenburger Verleger: „Ich will den Menschen Mut machen“
Medien

Brandenburger Verleger: „Ich will den Menschen Mut machen“

Symbolbild

Der „Hauke Verlag“ ist einer der ältesten konzernunabhängigen Zeitungen in Ostdeutschland. Im Interview erklärt Inhaber Michael Hauke, wie er es schaffte, der freien Meinungsäußerung den Weg zu bahnen und trotzdem wirtschaftlich zu überleben.

Verleger Michael Hauke ist im westlichen Teil Berlins in Neukölln aufgewachsen. Die Teilung der Stadt hatte er immer als widernatürlich angesehen. Nach der Wiedervereinigung im Jahre 1990 wurde ihm klar, dass er Teil dieser Einheit sein wollte. „Voller Begeisterung“ zog er nach Fürstenwalde im Osten Brandenburgs, um dort schließlich ins Verlagsgeschäft einzusteigen. Er gibt drei Anzeigenblätter raus: Die Fürstenwalder Zeitung, Kümmels Anzeiger und die Beeskower Zeitung. In diesen werden Leserbriefe unzensiert und unkommentiert wiedergegeben. Hauke glaubt an das Recht der Bürger auf Diskurs. Das hätte ihm und seinem Verlag in der Corona-Zeit zum Verhängnis werden können.
(Foto: privat)

Herr Hauke, was ist das Besondere an Ihrem Verlag?

Von Beginn an haben wir der freien Meinungsäußerung viel Raum gegeben, ganz gleich, ob es der Meinung des Verlegers entspricht. Medienmacher haben eine ganz besondere Verantwortung dafür, dass die Menschen zu Wort kommen und dass die verschiedenen Meinungen gehört werden. Von Anfang an verfolgte ich die Prinzipien Diskurs und Meinungsfreiheit.

Welchen Stellenwert haben für Sie die Leserbriefe?

Der Leser mit seiner Meinung steht bei uns im Vordergrund. Besonders wichtig wurde dies, als 2020 die ersten Corona-Maßnahmen verhängt wurden und die Menschen zuhause eingesperrt waren. Seit der ersten Ausgabe nach den Lockdowns haben wir als Verlag und ich als Verleger mit Namen und auch mit Foto gegen diesen Wahnsinn angeschrieben. Ich hielt es für wichtig, in dieser Zeit Gesicht zu zeigen. Das führte dazu, dass viele Menschen in unserer Zeitung selber schrieben, wie sie die Situation sahen. Und das wich zum großen Teil deutlich von den Meinungen des Mainstreams ab. Dieses Leserforum erstreckte sich teilweise über sieben bis acht Seiten. Es war den Menschen wichtig und gab ihnen Halt. Bei den ersten Montagsspaziergängen in Fürstenwalde begegnete ich vielen meiner Leser, die sagten: „Ohne Ihre Zeitung wären wir nicht hier. Wir hätten das alles gar nicht ausgehalten“. Durch uns konnten die Menschen sehen, dass es viele gibt, die genauso denken. Sie sollten ja isoliert werden und waren auch isoliert. Durch die Zeitung konnten sie auch sehen, dass es mehr gab als nur Drosten, Merkel und Spahn.

Waren denn all Ihre Leser mit Ihrem Kurs einverstanden? Oder gab es da auch gegensätzliche Meinungen?

Natürlich gab es einen Diskurs. Den verfolgte ich ja von Anfang an. Wir haben allen Menschen eine Stimme gegeben. Jenen, die eine fürchterliche Angst vor dem Virus hatten, aber auch jenen, die Angst vor den Maßnahmen hatten. Diese Menschen fanden sonst ja überhaupt kein Gehör. Überall in den Mainstream-Medien wurden Wissenschaftler abgeschaltet, die die sogenannte Pandemie von einer anderen Seite beleuchteten. Aber bei uns fanden diese Fakten statt.

Es ist schon selten, dass ein Medium beiden Seiten Gehör schenkt. Sonst gibt es entweder die Sichtweise der freien Medien oder die der Mainstream-Medien.

Die Briefe der Leser, die die Maßnahmen verteidigten, wurden mit der Zeit weniger. Sie wähnten sich mit der offiziellen Regierungspolitik wohl auf der sicheren Seite. Oft ist es so, dass eher die Menschen bereit sind, sich öffentlich zu äußern, die mit den Dingen, wie sie laufen, nicht einverstanden sind. Insofern hat das Leserforum tatsächlich ein Gewicht in Richtung Maßnahmenkritiker bekommen, später aber auch in Richtung der Menschen, die mit den Russlandsanktionen nicht einverstanden waren und die heute mit der Energiewende ihre Probleme haben.

Haben Sie Kunden verloren, als deutlich wurde, in welche Richtung es bei Ihnen gehen könnte?

Ich mache das seit über 30 Jahren. Ich war immer ein politisch unabhängig denkender Mensch. Mir war natürlich klar, was passieren könnte, wenn ich als einziger weit und breit gegen den ganzen Wahnsinn anschreibe. Es haben sich viele Türen geschlossen. Ich verlor fast alle öffentlichen Aufträge. Ich war Träger des Amtsblattes der Stadt Erkner, ich war Träger der amtlichen Mitteilung der Stadt Beeskow. All diese Aufträge verlor ich. Aber ich habe mir gesagt: „Wenn ich es nicht schreibe, von wem will ich denn erwarten, dass er es schreibt?“ Das war auch der Grund, weshalb ich die Berichte mit meinem Foto veröffentlichte: Um den Leuten Mut zu machen, Gesicht zu zeigen, ganz egal wo! In dieser Zeit habe ich mal eine Ärztin getroffen, die mir sagte, dass jeder etwas tun kann, jeder an seinem Platz. Dieses Prinzip habe ich mir zu eigen gemacht. Ich möchte die Menschen dazu anregen, dem nachzueifern und sich nicht einschüchtern zu lassen.

Am Anfang dachten viele noch, sie könnten wie gewohnt einfach ihre Meinung sagen. Dann streitet man sich ein bisschen und am Ende ist alles wieder gut. Wann wurde Ihnen bewusst, dass es in diesem Falle anders liefe?

Von Anfang an. Ich war bei einer angemeldeten Demonstration von „Nicht ohne uns“ am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin. Dort gab es auch friedliche, mit geschlossenen Augen meditierende Menschen, die ihre Ausweise offen vor sich hingelegt hatten. Als ich sah, wie Polizeibeamte sie traktieren, da wurde mir klar, dass es keine Diskussion geben würde. Widerspruch sollte im Keim erstickt werden. Was ich dort erlebte, hat große Teile meines Weltbildes und mein Vertrauen in den Rechtsstaat massiv erschüttert.

War Ihnen klar, was passieren würde, wenn Sie dagegen anschrieben?

Ja, aber wenn man dann im Feuer steht, ist das was anderes, als wenn man es sich nur vorstellt. Es geschehen leider auch persönliche Dinge, die man sich zu Herzen nimmt. Ich musste ja auch an meine Mitarbeiter denken. Nicht jeder Mitarbeiter in meinem Verlag vertritt meine Meinung. Das ist wichtig, damit man sich gegenseitig geistig befruchtet. Doch wir haben diese Situation gut miteinander durchgestanden. Auch als die Diskussion zum Thema Impfung aufkam. Es gibt bei uns Geimpfte und Ungeimpfte und trotzdem haben wir intensiv zusammengehalten.

Wir verloren zudem nicht nur öffentliche, sondern auch viele private Aufträge. Das wirkt natürlich demoralisierend. Manche Kollegen sagten: „Micha, hör auf damit! Du richtest richtig großen Schaden an.“ Doch ich bin dieser Linie von Anfang bis Ende treu geblieben. Ich schrieb ja nichts, was ich mir aus den Fingern gesaugt hätte. Ich arbeitete nur mit den offiziellen Zahlen des Robert Koch-Instituts, des Gesundheitsministeriums und des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte. Wenn ich also auf allen drei Webseiten dieser Bundesorganisationen lese: „Masken schützen nicht vor Ansteckung mit Viren, auch nicht vor Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus“ und es aber trotzdem eine Maskenpflicht gibt, dann sehe ich es als meine journalistische Pflicht, die Maskenpflicht vor diesem Hintergrund ins Bild zu setzen. Keiner sonst hat es gemacht.

Wie kommt man an Ihre Zeitung heran?

Wir sind ein klassisches Anzeigenblatt und kamen immer kostenlos und ungefragt in die Haushalte. Im Jahr 2022 kündigte uns das Märkische Medienhaus aus politischen Gründen. Sie hatten uns bisher die Verteilung organisiert und sind der Monopolist für den ganzen Osten Brandenburgs. Seitdem verteilen wir über Ablagestellen. Im gesamten Landkreis Oder-Spree und in Teilen Köpenicks sind wir über Ablagestellen präsent. Wir haben tatsächlich die Hälfte der Auflage gehalten. Das halte ich für sensationell! Vorher wurden 60.000 Exemplare direkt in die Haushalte geliefert, jetzt haben wir noch eine Auflage von knapp über 30.000. Man muss dabei bedenken, dass die Leute bewusst zu unseren Zeitungen greifen. Wir produzieren also nur die Auflage, die auch wirklich gelesen wird.

Können Sie sich vorstellen wieder nach Berlin zu ziehen?

Auf keinen Fall! Gerade in Bezug auf das Geschehen der letzten Jahre war es in Brandenburg noch gut auszuhalten. Außerdem habe ich hier mein Glück gefunden. Meine Frau liebe ich noch wie am ersten Tag und wir haben drei wunderbare Kinder großgezogen.

Danke für das Gespräch.

Oliver Schindler ist Schauspieler, Erzieher und Theaterpädagoge. Als er im Rahmen seiner Tätigkeit an einer Senatsschule aufgefordert wurde, Hygienemaßnahmen bei den Kindern durchzusetzen, kündigte er und gründete den freien und unabhängigen Podcast Radio Berliner Morgenröte für zeitkritische Interviews, Reportagen und Satire.

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