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Autohändler Bernd Quinque: „Die Presse bedient immer nur eine Meinungsrichtung“
Zivilcourage

Autohändler Bernd Quinque: „Die Presse bedient immer nur eine Meinungsrichtung“

Beschriftete Schaufenster

Vor einem Jahr berichteten viele Mainstream-Zeitungen über den Autohändler Bernd Quinque aus Berlin-Pankow. Erst schrieb er kritische Kommentare zur Corona-Politik auf seine Schaufenster. Dann ging er auf die Sanktionen gegen Russland und die Waffenlieferungen in die Ukraine ein. Was ihn dabei antrieb, erzählt er im Interview.

Herr Quinque, es denken ja bestimmt mehrere Menschen so wie Sie. Die werden es aber nicht gleich auf die Schaufenster ihrer Geschäfte geschrieben haben. Was hatte Sie dazu bewegt, diesen Schritt zu gehen?

Die Presse bedient immer nur eine Meinungsrichtung, egal ob Printmedien, Radio oder Fernsehen. Es gibt aber sehr viele andere Standpunkte, die dort in keiner Weise berücksichtigt werden. Das hatte mich motiviert, ein paar Sachen nach außen zu bringen, die ich anders sehe als diese Medien.

Mussten Sie nicht ein wenig mit sich ringen, diesen Schritt zu tun? Immerhin war abzusehen, dass Sie dadurch wirtschaftliche Nachteile erleiden würden.

Geschäftsschädigend war es auf jeden Fall. Viele Leute haben ja eine andere Sichtweise als ich, weil sie von den Mainstream-Medien beeinflusst werden. Echtes Hintergrundwissen will kaum einer haben, weil es sich so einfacher lebt. Ich spüre aber die Verantwortung für meine Kinder und meine Enkel. Denen will ich diese Welt nicht widerstandslos in diesem Zustand hinterlassen. Vielleicht ist meine Aktion ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aber zumindest habe ich es versucht.

Geschah das aus einem Gefühl der Machtlosigkeit, der Wut oder der Frustration heraus?

Es war eine Mischung aus alledem. Vor allem war ich jedoch besorgt, dass sich dieser Krieg durch das Handeln von Europa, speziell von Deutschland, immens ausbreitet. Man stellt Forderungen, anstatt zu verhandeln, und ignoriert alles, was Menschenleben schonen würde. Da konnte ich nicht weiter zusehen.

Waren Sie schon immer politisch?

Damals in der DDR gab es viele Sachen, die mir nicht gefielen. Die hatte ich ebenfalls angesprochen. Nach der Wende lief es, zumindest von meinem Standpunkt aus gesehen, erst einmal gut. Es gab keinen Grund zu rebellieren, bis die Lage sich dann Stück für Stück änderte.

Waren Ihre Eltern ebenfalls politisch interessiert?

Ja. Mein Vater war in russischer Gefangenschaft. Dadurch beobachtete er das Weltgeschehen sehr aufmerksam. Er wollte diese Dinge nicht noch einmal erleben. Meine Mutter kam aus dem heutigen Polen und hatte damals Haus und Hof verloren. Sie und ihre Familie flohen mit dem was sie auf dem Leib trugen und mussten sich hier Stück für Stück alles neu erarbeiten. Viele Jahre arbeiteten sie nur für Essen und Unterkunft beim Bauern. Ohne Bezahlung.

Was sagen Ihre Freunde und Ihre Familie heute zu Ihrem Engagement gegen den Krieg?

Die sagen, ich solle das lieber bleiben lassen, weil ich mir damit nur schade. Aber dieser Krieg muss enden! Es sterben so viele junge Russen und Ukrainer, die an diesem Konflikt keine Schuld haben. Sie werden gequält und erschossen. Ihre Eltern erfahren dadurch unendliches Leid. Ich selbst habe Kinder, die in einem Alter sind, in dem man sie in den Krieg schicken würde. Deswegen ist es unerträglich für mich, dass von Seiten der Nato und der Bundesregierung überhaupt keine Verhandlungsbereitschaft besteht.

Viele Mittelständler stören sich an den wirtschaftlichen Nachteilen, die sie durch die Sanktionen gegen Russland haben.

Das ist auch verständlich, aber noch schlimmer ist das Leid der Eltern in Russland und der Ukraine. Sie müssen den Tod ihrer Kinder betrauern. Wir leben hier ja noch gut und haben satt zu essen, auch wenn die Wirtschaft allmählich den Bach runtergeht.

Ihrem Betrieb geht es wirtschaftlich noch gut?

Ja. Wir kommen gut klar. Ich konnte diese Sache mit den Schaufenstern allerdings nur machen, weil ich Verträge mit chinesischen Autohändlern habe. Vorher hatte ich einen Vertrag mit Hyundai. Sie betrachten sich als neutral. Deswegen versuchten sie gegen meine Botschaften zu klagen. Sie fürchteten, ihre Schriftzeichen könnten mit meinen Aussagen an den Schaufenstern in Verbindung gebracht werden.

Aber aus Ihrem Bekanntenkreis kamen eher besorgte als feindselige Stellungnahmen?

Es gab auch einige, die mir den Rücken zugedreht hatten. Aber die meisten machten sich Sorgen. Zum Beispiel, dass die Antifa hier auftauchen könnte.

Ist das denn auch passiert?

Jemand hatte tatsächlich feindselige Plakate von außen an den Schaufenstern angebracht. Mein Verkaufspersonal hatte ich weit über eine Woche zu Hause gelassen, weil wir Drohanrufe bekamen.

Hatten Sie sich dadurch abschrecken lassen?

Nein. Ich machte weiter. Die Drohungen sind dann auch wieder weniger geworden.

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