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Kieler Nachrichten mit vorbildlicher Bhakdi-Berichterstattung
Prozessauftakt

Kieler Nachrichten mit vorbildlicher Bhakdi-Berichterstattung

Foto: Pexels/rdne-stock-project

Für einen Artikel über den Prozess gegen Sucharit Bhakdi wurden die Kieler Nachrichten gestern in einem Schnellverfahren mit dem Jan-Böhmermann-Preis für optimale Vorverurteilung ausgezeichnet. Laut Jury erreiche der Artikel den höchsten Framing-Score und schließe damit zu den großen überregionalen Qualitätsmedien auf. Eine Glosse von Klaus Alfs

Die Kieler Nachrichten veröffentlichten gestern einen Artikel über den kommenden Prozess gegen Sucharit Bhakdi, der in neutraler Sprache folgenden Inhalts gewesen wäre: „Am 23. Mai steht der bekannte Medizinprofessor und Kritiker der Coronamaßnahmen Sucharit Bhakdi vor dem Amtsgericht Plön wegen des Verdachts der Volksverhetzung vor Gericht. Die Oberstaatsanwältin wirft ihm vor, in einem Interview und einer Rede den Holocaust relativiert und sich antisemitisch geäußert zu haben. Im Internet haben zahlreiche Unterstützer zur Teilnahme aufgerufen. Die Polizei trifft entsprechende Vorkehrungen. Bhakdi wird von drei Anwälten verteidigt. Eine Verurteilung könnte den emeritierten Professor unter anderem seinen Titel kosten.“

Querdenkende Querdenker

Ein solcher Artikel würde aber nicht den hohen Standards der Qualitätsmedien entsprechen. Deshalb wird Bhakdi sogleich als „Querdenker“ bezeichnet. Aufgrund knallharter Recherche und unermüdlicher Aufklärungsarbeit weiß heute jeder, was unter einem „Querdenker“ zu verstehen ist, nämlich ein Staatsfeind. Die Pflicht, alle Leser in die richtige Stimmung zu versetzen, wird damit erfüllt. Der Rest des Artikels ist dann die Kür. 

Die Jury aus hochkarätigen Fachleuten für verbales Niederkartätschen lobte den erfreulich häufigen Gebrauch einfallslos denunziatorischer Floskeln. Bhakdi erscheint im Artikel als „Guru der Querdenkerszene“; seine Unterstützer sind „Corona-Leugner, Impfgegner und Rechtsextreme“, seine Verteidiger „in der Querdenker-Szene wohlbekannt“. Einer von ihnen wurde „in der örtlichen Presse als Querdenker dargestellt, der Verschwörungstheorien verbreitet“; der andere verteidige „mehrere Soldaten, die sich nicht impfen lassen wollten“; der dritte Anwalt strebe mit Kollegen eine „Billionen-Klage gegen die Corona-Maßnahmen in Deutschland an“. 

Die Jury hob positiv hervor, dass nichts davon etwas zur Sache tue. Die in einem Rechtsstaat nicht zu beanstandende Tatsache, dass jemand Verteidiger nimmt, die mit dem Thema vertraut und in der Sache engagiert sind, werde souverän ignoriert. Besonders lobenswert sei es laut Jury, dass der Artikel stets noch einen draufsetze. „In Justizkreisen wird vermutet, dass das Trio versucht, den Gerichtssaal zu einer Showbühne zu machen und wilde Beweisanträge zu stellen, um mit der Corona-Politik abzurechnen.“ Sollte diese Behauptung stimmen, würde sie sehr deutlich die Befangenheit der betreffenden „Justizkreise“ zeigen. 

Der Artikel kaschiere dies jedoch meisterhaft, indem er es offen ausspreche und gegen die Anwälte wende, die ihren Mandanten optimal verteidigen wollen. Die Äußerungen Bhakdis sind nicht unabhängig von der Sache und dem Kontext. Mit Beweisanträgen möchten die Verteidiger das Gericht möglicherweise zu einer unabhängigen Sachverhaltsprüfung bewegen, was die Schäden durch die Coronaimpfung angeht. Dabei könnte sich herausstellen, dass die zuständigen Behörden diese Schäden (weit) unterschätzen. Wäre der Schaden tatsächlich dramatisch, müssten die Äußerungen Bhakdis zumindest milder beurteilt werden.

Höchste Auszeichnung

Das besondere Verdienst des Artikels sei es jedoch, dass den Lesern solche Gedanken gar nicht erst kämen. Denn die Sachverhaltsprüfung der Kieler Nachrichten habe bereits unzweifelhaft ergeben, dass die Impfpolitik „letztlich erfolgreich“ gewesen sei. Wie die Jury betonte, gehe es in allen Artikeln der Qualitätsmedien um nichts anderes, als den Lesern diese immergleiche Botschaft zu vermitteln und alle Kritiker brutalstmöglich zu diffamieren. Die Kieler Nachrichten hätten dies in herausragender Weise vermittelt und mit den richtigen Signalwörtern an richtiger Stelle garniert. 

Diese Vorverurteilung sei ein großer Schritt zur erwünschten vollständigen Ächtung Bhakdis. Der Artikel bekam von der Jury das Prädikat: „Besonders niederträchtig. Weitermachen!“ Der Autor soll schon bald mit allen Journalismus-Preisen sowie Verdienstorden behängt in der Bundesvitrine zur allgemeinen Huldigung ausgestellt werden. 

Klaus Alfs ist ausgebildeter Landwirt und Soziologe. Er arbeitet als freiberuflicher Autor und Lektor in Berlin.

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