ressorts.
Hitze-Broschüre – ein schlechter Scherz
Ärztekammer

Hitze-Broschüre – ein schlechter Scherz

Foto: Pexels/Pixabay

Die Broschüre „Mit Hitze keine Witze“ ist ein Frontalangriff auf den Frontallappen. Die Empfehlungen sind entweder trivial oder fragwürdig, taugen aber prima zur gegenseitigen Gängelung.

Die Bundesärztekammer retweetet einen Beitrag des Kinderarztes und Bundestagsabgeordneten Johannes Wagner von den Grünen. „Es wird heiß: … Wir brauchen dringend flächendeckend Hitzeaktionspläne, Hitzeregister und natürlich mehr Klimaschutz! Die Zeit drängt!“ Das Foto zeigt Wagner zusammen mit Ärztekammerpräsident Klaus Reinhardt. Beide halten die Broschüre Mit Hitze keine Witze in den Händen. Ihr Grinsen lässt auf die grenzenlose Debilität schließen, die sie den Bürgern offenbar unterstellen. 

Titel wie „Ich friere, dass ich schwitze in dieser kalten Hitze“ oder „Nachts ist kälter als draußen“ hätten den Inhalt der Broschüre zwar besser getroffen, waren aber wohl zu sperrig fürs sperrige Volk, das noch immer kein richtiges Hitzebewusstsein hat. Deshalb wird es nun auf dem absoluten geistigen Nullpunkt dort abgeholt, wo die Macher des Machwerks – die „Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) e. V.“ – sich schon befinden. Dieses „Netzwerk aus Akteur:innen des Gesundheitsbereiches“ will mit seiner Borschüre endlich die Hitzewende wuppen. 

Hitze ist immer und überall

„Hitze ist lebensgefährlich“, warnt die Broschüre. Oh weh! Wie schütze ich mich nur vor dieser Lebensgefahr *grübel*? Die Akteur:innen wissen Rat: „indem ich Hitze meide.“ Also kulturelle Iglu-Aneignung betreiben? Ins Ewige Eis umziehen? Ach nein, das geht nicht. Das schmilzt ja gerade weg wie Butter in der Sonne. Die Eisbären werden von ihren Schollen vertrieben und die Forellen sind auch schon ganz blau. How dare they?

Aufgemerkt nun also! Wenn es heiß ist, soll man:

in den Schatten gehen 
Nein! Doch. Oh!
leichte Kleidung tragen
Nein! Doch. Oh!
öfter mal was trinken
Nein! Doch. Oh!
morgens und abends lüften
Nein! 
Doch. Oh!
Vorhänge zuziehen
Nein! Doch.Oh!
den Kopf bedecken
Nein! Doch. Oh!
sich auch mal eincremen.
und so weiter und so fort.

Hätten Sie’s ohne Netzwerk und doppelten Hirschhausen für möglich gehalten?

O Mensch! Gib acht! Die nächste Welle kommt bestimmt. Gemeinsam gegen Hitzewellen. Menopausenpflicht für alle! Das lyrische Ich der Broschüre ist jedenfalls „vorbereitet – ihr auch? Ich achte auf Hitzewarnungen auf meinem Smartphone, im Radio, in der Tageszeitung und im Internet.“ Aber dabei außer Haus immer auf den Straßenverkehr achten. Sonst Beule. Am Schluss heißt es: „Wir kümmern uns um einander! [sic] Schau‘, wer Hilfe braucht. Hast Du ältere, allein­ stehende Nachbar:innen oder Bekannte? Sie sind bei Hitzewellen besonders gefährdet.“

Zum Glück habe ich keine Nachbar:innen, sondern nur Nachbarn. Die können gut auf sich selbst aufpassen. Doch genau das sollen sie nicht mehr dürfen – und zwar nirgendwo mehr. Wenn es nach den Netzwerkern der Broschüre geht, ist das Umeinanderkümmern wohl auf Dauer genauso gedacht wie bei Corona. Denunzieren, Drangsalieren, Deplatzieren. Das brauchen wir dringend. Wir haben schon Entzugserscheinungen. Gebt es uns! Wir freuen uns drauf wie auf eine Lobotomie mit anschließender Sicherungsverwahrung.

Diesen Artikel teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Telegram

schwarz auf weiß unterstützen

Freiwilliges Zeitungs-Abo oder Einzelspende an:

IBAN: DE83 1005 0000 0191 2112 65
(BIC: BELADEBE)

Kontoinhaber: Flugwerk UG (haftungsbeschränkt)

oder hier PayPal –

Ein Abo ist freiwillig. Alle Inhalte sind ohne Bezahlung verfügbar.

ODER
alles von Paul Brandenburg

Spenden an Paul Brandenburg persönlich werden für alle seine Projekte verwendet: