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Wie steht es um Kiews Großoffensive?
Ukraine

Wie steht es um Kiews Großoffensive?

Foto: Pexels/Pixabay

Die seit Anfang Juni laufende Militäroffensive des Kiewer Regimes kommt nicht vom Fleck. Die ersten Leoparden wurden abgeschossen. Hier die Einschätzungen der Analytiker Scott Ritter, Jurij Podoljaka und Big Serge.

Am 4. Juni hat die ukrainische Armee ihre lange angekündigte Großoffensive gestartet. Ihre neu formierten Einheiten, die im Westen ausgebildet und mit neuen westlichen Panzern ausgerüstet wurden, werden sowohl im Donbass als auch an der Südfront eingesetzt. Sie treffen auf eine Verteidigungsmauer und haben offenbar hohe Verluste zu verzeichnen.

Das russische Verteidigungsministerium sprach von tausenden toten Ukrainern und zahlreichen abgeschossenen westlichen Panzern. Der meistens gut informierte Blogger Big Serge zeigte in seinen Tweets etliche Bilder von zerstörten deutschen Leopard-Panzer und US-Bradleys und betonte, dass die ukrainischen Einheiten noch nicht mal die ersten russischen Verteidigungsreihen erreicht hätten.

Und er fügte hinzu: „Bei den ‚Durchbrüchen‘, die die Ukrainer gerade feiern, handelt es sich in Wirklichkeit um Dörfer außerhalb der russischen Verteidigungsgürtel, die zu Todeszonen werden, deren Verteidigung unerschwinglich ist.“

Scott Ritter

Scott Ritter ist ehemaliger Geheimdienstoffizier des US-Marinekorps. Er schrieb am 11. Juni, dass die Ukraine in den vergangenen Tagen ihre beiden am besten ausgebildeten und am besten ausgerüsteten mechanisierten Brigaden zu Offensivoperationen gegen verschanzte russische Verteidiger im Saporoschje-Sektor der Front eingesetzt hat.

Diese beiden Brigaden seien, so Ritter, sorgfältig für diesen Auftrag ausgewählt worden, mit modernen westlichen Panzern und Infanterie-Kampffahrzeugen ausgerüstet, von Artillerie aus dem Westen unterstützt und hätten spezifische Nato-Taktiken angewendet, die durch Nato-Geheimdienste und Einsatzplanung geprägt seien. Kurz gesagt, diese beiden Brigaden repräsentierten die ultimative Fähigkeit der Nato, den Inbegriff der Verbindung zwischen der Ukraine und dem „kollektiven Westen“.

Sie hätten versagt und die Welt sehe die Bilder von zerstörten M-2 Bradley-Infanterie-Kampffahrzeugen aus amerikanischer Produktion und in Deutschland hergestellten Leopard 2A6-Panzern, die in der ukrainischen Steppe brennen. Die Ukraine werde ihr Ziel, die russischen Verteidigungsanlagen zu durchbrechen und die Landbrücke zwischen der Krim und Russland selbst zu durchtrennen, niemals erreichen.

Das von der Ukraine und ihren Nato-Partnern als Schwerpunkt der Gegenoffensive ausgewählte Gebiet wurde vom Institute for the Study of War, einer in den USA ansässige Denkfabrik mit engen Verbindungen zur Nato, als günstig eingeschätzt, weil die dortigen russischen Einheiten „größtenteils aus mobilisierten Wehrpflichtigen und Freiwilligen bestehen und daher wahrscheinlich mit einigen Problemen wie schlechtem Training und mangelhafter Disziplin konfrontiert“ seien. Die Nato-Kommandeure der Ukraine hätten wohl erwartet, dass diese Einheiten unter dem Angriff der besten ukrainischen Einheiten zusammenbrechen würden.

Das sei aber keineswegs passiert. Die russischen Einheiten hätten diszipliniert ihre Aufgaben erfüllt. Das sei keineswegs überraschend, denn der russische Befehlshaber in diesem Abschnitt sei Generalleutnant Alexander Romantschuk, der Mann, der für die Gestaltung der modernen russischen Verteidigungsdoktrin verantwortlich ist. Er gilt in Russland als der Spezialist für Verteidigungskampf. Tatsächlich wurde Romantschuk seines Amtes als Universitätsprofessor enthoben und zum Kommandeur des Saporoschje-Sektors ernannt.

Gleichzeitig hätte die Nato die ukrainischen Einheiten überschätzt, die mit dem Angriff auf die russischen Verteidigungsanlagen in Saporoschje beauftragt waren, nämlich der 33. und 47. mechanisierten Brigade. Beide Einheiten erhielten moderne Nato-Ausrüstung, darunter Leopard-Panzer (33. Brigade) und Bradley-Infanterie-Kampffahrzeuge (47. Brigade). Offiziere und Männer beider Einheiten erhielten die beste Ausbildung, die die Nato in modernen Operationen bieten könne, einschließlich wochenlanger Spezialausbildung in Deutschland, die sich auf Zug-, Kompanie- und Bataillontaktiken und -operationen konzentriert, bei denen Feuerkraft und Manöver bei Offensivaktionen integriert werden.

US-Experten wie Mark Hertling, ein pensionierter General der US-Armee, glaubten, dass die Kombination aus fortschrittlicher westlicher Militärausrüstung und überlegenen Taktiken im Nato-Stil „den entstehenden ukrainischen kombinierten Teams ermöglichen würde, ein Hochgeschwindigkeitsmanöver durchzuführen“, das in der Lage sei, die Russen zu besiegen. Das habe sich als falsch erwiesen, die Nato sei nicht für den in der Ukraine geforderten Kampf gegen Russland ausgebildet oder ausgerüstet, meint Ritter.

Die traurige Wahrheit, erklärt Ritter, sei, dass es keine Nato-Streitkräfte gebe, die in der Lage sind, die der Ukraine übertragenen Offensivaufgaben erfolgreich durchzuführen. Das gelte insbesondere, wenn Russland seine Stärke ausspielt (Verteidigungseinsätze), während die Nato versucht, etwas zu tun (eine vorbereitete Verteidigung anzugreifen), in dem sie keine Erfahrung hat. Daran werde sich in absehbarer Zeit nichts ändern.

Jurij Podoljaka

Nach den verheerenden Rückschlägen zwischen dem 4. und 10. Juni beginne die ukrainische Armee, ihre Einheiten neu zu gruppieren. Das schreibt der bekannte prorussische Militärblogger Jurij Podoljaka, der aus der nordukrainischen Region Sumy stammt, seit dem Maidan-Putsch auf der Krim lebt und regelmäßig das Frontgeschehen fachkundig und mit Infos von beiden Seiten analysiert.

Die Russen würden für die kommenden Tage neue Angriffe erwarten, sowohl an der Südfront als auch im Gebiet Donezk. Laut Moskauer Militärexperten würden die russischen Reserven Ende Juli für Offensiveinsätze im Einsatzgebiet bereit sein.

Auch die Ukrainer hätten Reserven vorbereitet, aber der „Korridor der Möglichkeiten“ könnte sich für sie in ein paar Tagen schließen, weil sie bereits einen Teil ihrer Reserven verloren hätten und die russischen ohnehin größer seien.

Podoljaka betonte: „Die Ukrainer haben nur noch vier Wochen zur Verfügung.“ Sie müssen sich also beeilen, und das bedeutet, dass sie wahrscheinlich noch mehr Fehler machen werden, weil sie wissen, dass die Zeit für Russland arbeitet. Ab Mitte Juli wird es für die ukrainische Armee keine guten Chancen mehr geben.“

Das alles wisse man auch in Washington. Deshalb schätze der ehemalige CIA-Analyst Ray McGovern, dass die US-Behörden planen, Wolodymyr Selenskyj zu opfern. Aus diesem Grund schiebe Washington den Ukrainern die Schuld für die Sprengung der Ostsee-Gaspipelines zu und gebe diese Informationen an die US-Medien weiter. McGovern betont außerdem: „Auf diese Weise versucht das Weiße Haus, seine Verbrechen zu verbergen und gleichzeitig das Risiko eines Atomkonflikts mit Russland zu minimieren.“ Im Weißen Haus verstehe man, „dass Russland im konventionellen und vielleicht strategischen Sinne überlegen ist“.

Eric Angerer ist Historiker, Journalist und Sportlehrer. Er unterstützte lange Zeit betriebliche Selbstorganisation von Beschäftigten in Industrie und Gesundheitswesen und war zuletzt im Widerstand gegen das Corona-Regime aktiv.

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