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Umsatzrückgang im Einzelhandel
Inflation

Umsatzrückgang im Einzelhandel

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Foto: Pixabay, Manfred Antranias Zimmer

Verbraucher sparen mittlerweile vor allem bei Lebensmittelkosten. Während die Bürger weniger für Essen ausgeben, lobt sich die Bundesregierung bezüglich ihrer Maßnahmen gegen die Inflation.

Das statistische Bundesamt gibt bekannt, dass es im März erneut ein Umsatzminus im Einzelhandel gegeben habe. Ursprünglich rechneten Ökonomen damit, dass es zu einem Wachstum kommt, nachdem es bereits im Februar ein Minus gab. In Wahrheit sank der Umsatz allerdings inflationsbereinigt um 2,4 Prozent zum Vorjahresmonat und damit so stark wie seit fünf Monaten nicht mehr.

Der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger, bezeichnet die Entwicklung als „Abwärtstrend“. „Wegen der hohen Inflation wird es der Einzelhandel weiter schwer haben“, sagte er. Der Handelsverband Deutschland (HDE) geht sogar von einem zunehmenden Ladensterben aus. Deutschlandweit könnten etwa 9.000 Geschäfte von Schließungen betroffen sein, prognostiziert der HDE.

Umsatzrückgang bei Lebensmitteln

Stark betroffen von sinkenden Umsätzen ist der Lebensmittelhandel. Diese nahmen im März um 1,1 Prozent zum Vormonat ab. Im Vergleich zum März vergangenen Jahres gab es sogar einen Einbruch von rund zehn Prozent. „Dabei handelt es sich um den stärksten Umsatzrückgang zum Vorjahresmonat seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1994”, so das statistische Bundesamt. Als Grund nennt es die Erhöhung der Lebensmittelpreise. Der Preisauftrieb für Nahrungsmittel sei im März dreimal so hoch gewesen wie die Inflationsrate.

Droht eine Rezession?

Der Direktor des Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung, Sebastian Dullien, begründet den Rückgang der Einzelhandelsumsätze mit einem „Energiepreisschock“ und der hohen Inflation. Im vergangenen Jahr hätten steigende Energie- und Nahrungsmittelpreise dazu geführt, dass die deutschen Reallöhne historisch einmalig um vier Prozent gefallen seien. Das schlage sich derzeit im Privatkonsum nieder und sei verantwortlich dafür, dass sich die deutsche Wirtschaft zur Jahreswende 2022/2023 am Rand der Rezession bewegt habe.

Bedenklich sei vor allem, dass Verbraucher auch bei Lebensmitteln sparen. Dullien geht davon aus, dass das Konsumniveau von 2019 frühestens 2025 wieder erreicht werde. „Der Energie- und Nahrungsmittelpreisschock bedeutet damit ein halbes verlorenes Jahrzehnt für die deutschen Konsumentinnen und Konsumenten.“

Erfolgreiche Maßnahmen der Bundesregierung?

Die Bundesregierung zeigt sich bezüglich der bisherigen Maßnahmen gegen die Inflation selbstsicher. Auch für die Zukunft ist sie zuversichtlich: Sie habe Maßnahmen entwickelt, „mit denen die Belastung für Menschen und Unternehmen durch die hohen Preise gemindert werden konnten“. Die Inflationsausgleichsprämie und die Energiepreisbremse seien ein Teil dessen. Auch habe sich seit einem Jahr keine Lohn-Preis-Spirale abgezeichnet.

Die drei Entlastungspakete (mit einem Gesamtvolumen von rund 100 Milliarden Euro) haben laut Bundesregierung einen „wirtschaftlichen Abwehrschirm“ aufgespannt, mit welchem wirtschaftliche Folgen der Energiekrise abgefedert worden seien. Die temporäre Senkung des Umsatzsteuersatzes auf Gaslieferungen, die Absenkung der Energiesteuer für Kraftstoffe, die Aussetzung der Anhebung des CO2-Preises, die staatliche Übernahme der Umlage für Erneuerbare Energien (EEG-Umlage) auf den Strompreis und die Einführung eines Neun-Euro-Tickets sowie das anschließende bundesweite Deutschland-Ticket hätten eine unmittelbare Wirkung auf die Verbrauchspreise gehabt und sie gesenkt.

Einen positiven Effekt haben laut Bundesregierung auch die Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro die Stunde sowie die Einführung des „Wohngeld Plus“ und des Bürgergeldes gehabt.

Insgesamt hätten die Maßnahmen nach Einschätzung der Deutschen Bundesbank die jahresdurchschnittliche Inflationsrate 2022 um 0,6 Prozent und 2023 um 1,9 Prozent abgesenkt.

Inflation zukünftig verhindern

Zukünftig wolle die Bundesregierung durch eine „angebotsorientierte Wirtschaftspolitik“ Transformationsprozesse in den Blick nehmen. „Diese zielt darauf ab, private Investitionen zur Beschleunigung der Dekarbonisierung und Digitalisierung zu mobilisieren, das Arbeitskräfteangebot zu stärken und die volkswirtschaftliche Produktivität zu erhöhen“.

Konkret heißt das: Die Bundesregierung möchte die Innovations- und Investitionsdynamik erhöhen, Rahmenbedingungen für Unternehmen verbessern, die Steuer- und Abgabenlast im Blick behalten, die Fachkräftestrategie erneuern, das Fachkräfteeinwanderungsgesetz überarbeiten und die Energieversorgung sichern.

Währenddessen gibt Bundeskanzler Olaf Scholz am Montagabend in Bendorf bei Koblenz zu, dass Deutschland es auf Dauer nicht durchalten werde, alles zu subventionieren – zum Beispiel die Strompreise. Eine solche Politik werde am Ende „nicht gut ausgehen“.

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