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Studie: „Covid-19-Impfung kann Multiple Sklerose auslösen“
WHO-Forschungsdatenbank

Studie: „Covid-19-Impfung kann Multiple Sklerose auslösen“

Verlinkte Studie auf der WHO-Seite.

Foto: WHO COVID-19 Research Database, pesquisa.bvsalud.org

Seit 2021 häufen sich Berichte über neurologische Erkrankungen nach Covid-19-Impfungen. Wissenschaftler der Universität Zürich haben auf einer Fachkonferenz Beweise für einen kausalen Zusammenhang zwischen Covid-19-Impfungen und der Entstehung und dem Verlauf von Multipler-Sklerose-Erkrankungen präsentiert. Nachdem eine vorübergehend auf der WHO-Website veröffentlichte Zusammenfassung ihrer Arbeit einige Aufmerksamkeit erlangt hatte, bemühen sich nun „Fakten-Checker“, die Bedeutung der neuen Erkenntnisse herunterzuspielen.

Multiple Sklerose (MS) ist eine der häufigsten neurologischen Autoimmunerkrankungen, die durch den Angriff von Immunzellen auf isolierende Zellen im Zentralnervensystem und im Rückenmark ausgelöst wird. Seit dem Beginn der weltweiten Covid-19-Impfkampagne wurden dutzende Berichte über Patienten veröffentlicht, die nach den Injektionen Symptome von MS entwickelt hatten. Oft handelte es sich dabei um Patienten, bei denen Rückfälle oder Verschlechterungen eines vorher diagnostizierten neurologischen Krankheitsbildes beobachtet wurden. Allerdings sind auch Fälle von bisher gesunden Personen dokumentiert, bei denen eine MS-Erkrankung erstmals nach der Impfung auftrat.

Wissenschaftler der Universität Zürich haben sich daher mit der Frage befasst, ob es einen kausalen Zusammenhang zwischen Covid-19-Impfungen und MS-Erkrankungen geben könnte. Ihre vorläufigen Ergebnisse haben sie bereits im Oktober auf einer Konferenz für die Behandlung und Erforschung von Multipler Sklerose vorgelegt. Eine Zusammenfassung ihrer Arbeit mit dem vielsagenden Titel „Covid-19 vaccination can induce multiple sclerosis via cross-reactive CD4+ T cells recognizing Sars-CoV-2 spike protein and myelin peptides“ wurde in der Covid-19-Forschungsdatenbank der WHO veröffentlicht und hat erhebliche Aufmerksamkeit bei Experten, aber auch in den sozialen Netzwerken erregt.

Covid-19-Impfungen induzieren autoreaktive Immunzellen

Tatsächlich handelt es sich bei der Arbeit nicht um eine bereits publizierte Studie, sondern um die Beschreibung einer laufenden Untersuchung. Allerdings sind die beteiligten Schweizer Wissenschaftler um Prof. Dr. Roland Martin ausgewiesene Experten auf dem Gebiet der MS-Forschung, und die Ergebnisse ihrer Arbeit lassen wenig Zweifel daran, dass der Impfstoff mit dem Ausbruch von MS zusammenhängt.

Die Forscher haben bei zwei Patienten, die in engem zeitlichen Zusammenhang nach einer Impfung mit mRNA typische MS-Symptome entwickelt hatten, Blut und Cerebrospinalflüssigkeit untersucht. Dabei fanden sie bestimmte Typen von Immunzellen, sogenannte CD4+ T-Zellen, die das Sars-CoV-2-Spike-Protein spezifisch erkennen und offensichtlich infolge der Impfung mit mRNA-Impfstoffen aktiviert worden waren. Solche CD4+ T-Zellen sollen die Immunantwort gegen Sars-CoV-2 dirigieren, indem sie die Produktion von schützenden Antikörpern fördern oder andere Immunzellen bei der Beseitigung infizierter Zellen unterstützen. Insofern ist ihre Präsenz also das erwartete und gewünschte Ergebnis der Impfungen gegen Covid-19.

Nachdem sie die CD4+ T-Zellen isoliert und vermehrt hatten, stellten die Forscher fest, dass diese Immunzellen nicht nur durch das virale Spike-Protein, sondern auch durch körpereigene Proteine, sogenannte Autoantigene, aktiviert werden konnten. Weitere Tests zeigten, dass die durch die Impfung induzierten T-Zellen auch auf eine Reihe von Autoantigenen reagieren, die typischerweise mit der Entstehung von MS in Verbindung stehen.

Spike-spezifische CD4+ Zellen fördern Abbau der Myelinschichten um Nervenzellen

Die Wissenschaftler schließen aus ihren Ergebnissen, dass die Covid-19 Impfung T-Zellen generiert, die kreuzreaktiv sind und damit sowohl virale als auch körpereigene Strukturen erkennen und bekämpfen. Wenn Immunzellen, die eine Immunantwort gegen virale Komponenten induzieren, gleichzeitig einen Angriff auf körpereigene Strukturen hervorrufen, kann das jedoch im schlechtesten Fall zur Entstehung von Autoimmunerkrankungen führen.

Bei den untersuchten Patienten richteten sich die identifizierten kreuzreaktiven T-Zellen gegen Proteine der Myelinschichten um Nervenzellen. Dadurch kann eine fatale Immunreaktion ausgelöst werden, die zur Produktion von autoreaktiven Antikörpern und der Aktivierung von inflammatorischen Immunzellen führt und die sich gegen körpereigene Strukturen richtet. Diese Immunreaktion kann die Myelinschichten zerstören und dadurch die Funktionsfähigkeit der Nervenzellen beeinträchtigen: Sensibilitäts- oder Sehstörungen, aber auch Lähmungen oder Koordinationsstörungen können die Folge sein, häufige Symptome chronischer Nervenerkrankungen wie MS.

„Fakten-Checker“: Zusammenhang mit Impfung nicht bewiesen

Während die Zusammenfassung dieser Arbeit bis vor einigen Wochen noch leicht zu finden war, ist sie mittlerweile von der Website der Covid-19-Forschungsdatenbank verschwunden. Die Veröffentlichung durch die WHO hatte zu einigem Aufsehen in sozialen Netzwerken geführt und auch die „Fakten-Checker“ der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) auf den Plan gerufen. Beiträge in sozialen Netzwerken würden die in der WHO-Datenbank gefundenen Forschungsergebnisse zu Multipler Sklerose und Covid-19-Impfstoffen falsch wiedergeben, heißt es dort. Zwar legten die Daten einen möglichen Zusammenhang von MS-Erkrankungen mit Covid-Impfstoffen nahe, könnten ihn aber nicht beweisen.

Darüber hinaus habe Prof. Martin Roland, einer der Initiatoren der Forschungsarbeit, gegenüber AP erklärt, dass das Risiko für die Auslösung von MS durch eine Covid-19 Infektion größer sei als durch eine Impfung. Das wäre allerdings eine bemerkenswerte Aussage angesichts fehlender epidemiologischer Untersuchungen zu Häufigkeit von Sars-CoV-2-induzierter MS. Während manche Coronaviren zwar mit demyelinisierenden Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht wurden, konnte bisher kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Covid-19-Infektionen und der Verschlimmerung von MS oder sogar einer Manifestation von MS nachgewiesen werden. Selbst die britische Multiple Sclerosis Society erklärt, es gäbe bisher kaum Hinweise darauf, dass Covid-19 einen Rückfall bei MS-Patienten auslöst.

Seit die ersten Fallstudien über Vakzin-induzierte MS veröffentlicht wurden, raten Experten zu langfristigen Überwachungen dieser Fälle, um mögliche Kausalitäten zu ermitteln und vorhandene Sicherheitsmängel der Covid-19-Impfstoffe zu erkennen. Die nun vorgelegten Ergebnisse der Schweizer Wissenschaftler zeigen einen Mechanismus, der die zahlreichen Fälle von MS nach Impfungen erklären könnte. Es ist daher dringend geboten, die Ergebnisse unabhängig zu verifizieren und das Risiko/Nutzen-Verhältnis der Impfstoffe neu zu diskutieren.

Dr. Kay Klapproth ist Biologe mit Schwerpunkt Immunologie. Er hat viele Jahre in Forschung und Lehre gearbeitet, zuletzt als akademischer Rat der Universität Heidelberg.

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