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„Krieg und Diebstahl“: Wer am ukrainischen Getreide verdient
Ukraine

„Krieg und Diebstahl“: Wer am ukrainischen Getreide verdient

Große Silos

Während Bauern aus osteuropäischen EU-Staaten dagegen protestieren, subventioniert die EU den Verkauf ukrainischen Getreides, doch daran verdienen vor allem ausländische Großunternehmen und ukrainische Oligarchen. Das zeigt eine im Februar veröffentlichte Analyse des unabhängigen Okland Instituts in den USA. Danach bekommen die kleinen und mittleren ukrainischen Landwirte kaum Subventionen. Zugleich müssen sie sich mit immer kleineren Flächen begnügen, so das Oakland Institute. Damit zeigt sich, dass von dem Großteil der umstrittenen Getreideexporte aus der Ukraine nach Europa vor allem große westliche Investoren und korrupte Oligarchen profitieren.

„Krieg und Diebstahl: Die Übernahme der landwirtschaftlichen Fläche der Ukraine“ ist der Titel der Analyse. Sie legt die finanziellen Interessen und die Dynamik offen, die zu einer weiteren Konzentration von Land und Finanzen führen.

Laut dem Bericht erhalten Großgrundbesitzer massive Finanzmittel von westlichen Finanzinstituten. Dagegen bekommen die ukrainischen Landwirte, die für die Sicherung der einheimischen Nahrungsmittelversorgung unverzichtbar sind, praktisch keine Unterstützung. Angesichts des bestehenden Bodenmarktes, des hohen wirtschaftlichen Drucks und des Krieges wird diese Ungleichbehandlung zu einer weiteren Landkonsolidierung durch große Agrarunternehmen führen.

Die Analyse stellt die zehn größten Unternehmen vor, die in der Ukraine landwirtschaftliche Flächen besitzen: Davon stammen zwei aus den USA und eines aus Saudi-Arabien. Nach 2014 sind US-amerikanische, britische, deutsche, französische, niederländische und tschechische Aktionäre im ukrainischen Agrarsektor aufgetaucht.

Die Gesamtfläche des von Oligarchen, korrupten Einzelpersonen und großen Agrarunternehmen kontrollierten Landes beträgt laut der Studie mehr als neun Millionen Hektar – das sind mehr als 28 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Ukraine. Bei den größten Landbesitzern handelt es sich um eine Mischung aus ukrainischen Oligarchen und ausländischen Investoren – hauptsächlich aus Europa und Nordamerika sowie dem Staatsfonds von Saudi-Arabien.

Mehrere Agrarunternehmen, die immer noch weitgehend von Oligarchen kontrolliert werden, haben sich für westliche Banken und Investmentfonds geöffnet – darunter Kopernik, BNP und Vanguard –, die nun einen Teil ihrer Anteile kontrollieren. Die meisten Großgrundbesitzer sind bei westlichen Fonds und Institutionen, insbesondere bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) und der Weltbank, hoch verschuldet.

Die westlichen Finanzhilfen für die Ukraine waren in den vorherigen Jahren an ein drastisches Strukturanpassungsprogramm geknüpft. Es forderte Sparmaßnahmen und Privatisierungen sowie die Schaffung eines Marktes für den Verkauf von landwirtschaftlichen Flächen. Präsident Wolodymyr Selenskyj setzte die Bodenreform im Jahr 2020 gegen den Willen der großen Mehrheit der Bevölkerung durch. Diese befürchtete, dass die Reform die Korruption verschärfen und die Kontrolle durch mächtige Interessen im Agrarsektor verstärken würde. Die Ergebnisse des Berichts stimmen mit diesen Befürchtungen überein.

Weiteres alarmierendes Ergebnis der Analyse: Finanzinstitutionen setzen die lähmende Verschuldung der Ukraine als Druckmittel ein. Das Ziel dabei sei, den Wiederaufbau nach dem Krieg in Richtung weiterer Privatisierungs- und Liberalisierungsreformen in verschiedenen Sektoren, einschließlich der Landwirtschaft, voranzutreiben.

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