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Inflationsursachen: Profitstreben der Konzerne statt hoher Löhne
Inflation

Inflationsursachen: Profitstreben der Konzerne statt hoher Löhne

Symbolbild

Foto: Pixabay/Steve Buisinne

Den üblichen Erklärungen für die Inflationsursachen widerspricht die Ökonomin Isabella Weber aus den USA. Danach ist nicht zu viel Geld die Ursache, sondern treibt die Marktmacht großer Konzerne die Preise in die Höhe.

Aktuell haben wir es mit einer „Verkäuferinflation“ zu tun, meint die die Ökonomin Isabella Weber von der Universität Amherst in Massachusetts (USA). Danach sind nicht zu viel Geld unter anderem durch vermeintlich hohe Lohnforderungen das Problem, sondern die Unternehmensstrategien, um trotz schwierigerer Bedingungen die Gewinne zu steigern. Auf Webers Erkenntnisse macht die aktuelle Ausgabe des Informationsdienstes Impuls der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung aufmerksam.

Steigende Preise können unterschiedliche Ursachen haben. Nicht alle davon würden vom wirtschaftswissenschaftlichen Mainstream beachtet, ist bei Impuls zu lesen. Der Beitrag widerspricht der allgemeinen Vorstellung, Inflation entstünde allein, weil die Unternehmen die Preise steigern, weil zu viel Geld im Lauf ist, unter anderem durch höhere Löhne. „Marktmacht und Strategien, mit denen große Unternehmen versuchen, selbst in Krisenzeiten ihre Profite zu steigern, bleiben oft unterbelichtet.“

Laut der Ökonomin aus den USA haben die dortigen Preissteigerungen schon während der Corona-Krise begonnen. Das seien „zu einem erheblichen Teil keine Reaktionen der Unternehmen auf schwierige makroökonomische Bedingungen“. Stattdessen würden die Unternehmen versuchen, ihre Gewinnmargen zu erhöhen. Engpässe in der Versorgung mit Vorprodukten dienen danach zunehmend als willkommene Anlässe, um höhere Preise – und höhere Profitmargen – zu rechtfertigen. 

Konzerne treiben Inflation durch Marktmacht

Weber verweist darauf, dass viele große Unternehmen kaum Konkurrenz fürchten müssen, weil sie eine schwer angreifbare Marktposition und eine hohe Kundenbindung hätten. Sie äußert sich auch laut Impuls zur Frage, warum es vor der im März 2020 ausgerufenen Pandemie keine nennenswerte Inflation gab. Bis dahin sei das dominante Geschäftsmodell ein anderes gewesen, so die Ökonomin: Höhere Gewinne seien erzielt worden durch sinkende Löhne und damit niedrigere Produktionskosten, immer mehr Outsourcing, immer billigere Vorprodukte aus dem Ausland.

Die Krise der Globalisierung habe das verändert, mit unterbrochenen Lieferketten und teureren Rohstoffen. Die Konzerne würde das nutzen und mit Verweis auf Lieferprobleme ihre Preise erhöhen. Auf die dadurch steigende Inflation wird ein den USA und in der Europäischen Union (EU) vorrangig mit höheren Zinsen reagiert – „mit hohen sozialen Kosten“. Das zwinge viele Unternehmen, gerade kleinere und mittlere, zu sparen statt zu investieren, und die Konjunktur werde abgewürgt.

Dabei sei gegenwärtig die Nachfrage nicht übertrieben hoch, so Weber, die auf Folgendes hinweist: Marktmächtige Unternehmen können sich erhöhten Bankkrediten entziehen, weil sie noch andere Finanzierungsquellen habe. „Am Ende gehen sie umso stärker aus der Hochzinsphase hervor, während kleinere Firmen aufgeben müssen.“

Die US-Ökonomin erwartet laut Impuls nicht, dass die Weltwirtschaft nach der Corona-Krise und dem krieg in der Ukraine auf den früheren Kurs zurückkehrt. Neue Krisen könnten als „Auslöser für neue Preiserhöhungen fungieren“ und neue Inflationsspiralen auslösen. Sie rät zu aktiver staatlicher Preispolitik wie etwa der deutschen Gas- und Strompreisbremse. „Es sei zudem sinnvoll, bei wichtigen Rohstoffen strategische Reserven anzulegen und die Spekulation durch Regulierung einzuschränken. Schließlich sollten Übergewinne, die aus überschießenden Preisen resultieren, besteuert werden.“

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