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Erinnerung an das Massaker in Odessa
Ukraine

Erinnerung an das Massaker in Odessa

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• Irina Anastasiu
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Am 2. Mai 2014 wurden in der Stadt Odessa am Schwarzen Meer bei Zusammenstößen zwischen Antimaidan-Demonstranten und rechten Schlägern 48 Menschen getötet und mehr als hundert verletzt. An das Massaker in Odessa erinnert am Dienstag der Gründungs-Chefredakteur von #moszkvater, Gábor Stier. Das ungarische Portal berichtet über die slawische Welt und den postsowjetischen Raum. Stier ist langjähriger Journalist der führenden ungarischen Zeitung Magyar Nemzet und unter anderem Mitglied des Vorstands der Tolstoi-Gesellschaft für ungarisch-russische Zusammenarbeit.

Ende April 2014 war laut dem Journalisten seit Tagen bekannt, dass die den Kiewer Putsch unterstützenden Extremisten das Zeltlager der Antimaidan-Demonstranten auf dem Kulikowo-Feld in Odessa auflösen wollten. „Was passierte wirklich in Odessa?“, fragte Ulrich Heyden in einem Beitrag der Zeitung Neues Deutschland im September 2014. „Schon mittags sammelten sich 1.000 Fußballfans und aus der ganzen Ukraine in einem Sonderzug und mit Bussen angekarrte Mitglieder von Maidan-Hundertschaften und Aktivisten des Rechten Sektors zu einem ‚Marsch für eine einige Ukraine‘. Die rechten Aktivisten waren mit Helmen, Schildern, Schlagstöcken, Luftdruckpistolen und offenbar auch scharfen Waffen ausgerüstet.“

Schon das habe gezeigt, dass sie nicht nur nach Odessa gekommen seien, um für eine „einige Ukraine“ zu demonstrieren. „Sie wollten den prorussischen Kräften in der Stadt, die vor dem Gewerkschaftshaus ein Zeltlager errichtet hatten, eine schlagkräftige Lektion erteilen.“

Als es am späten Nachmittag des 2. Mai bei einer Straßenschlacht zwischen Fußballfans und rechten Aktivisten auf der einen und Hunderten Regierungsgegnern auf der anderen Seite zu sechs Toten kam, stieg der Hass auf die „Separatisten“ ins Unermessliche, so Heyden weiter. Daraufhin seien die Antimaidan-Demonstranten in das Gewerkschaftshaus der Stadt geflüchtet. Das Gebäude wurde laut Medien von Anhängern des „Euromaidan“ belagert, darunter Fußball-Hooligans und Mitglieder der rechtsextremen „Pravij Sektor“. Sie wurden angeführt von Andrij Parubij, dem späteren Präsidenten des Parlaments, und setzten das Gebäude mit Molotow-Cocktails in Brand. Die meisten der Opfer erlitten Verbrennungen oder starben an Rauchvergiftung. Und viele von ihnen sprangen aus dem Fenster, um den Flammen zu entkommen.

Das Schweigen der Ermittler

Es gibt immer noch mehr Fragen als Antworten zu dieser Tragödie, stellt Stier fest: „Wer waren zum Beispiel die Personen und welche Rolle spielten sie bei dem Massaker, die laut Videoaufnahmen in verschiedenen Phasen des Geschehens mal auf der einen, mal auf der anderen Seite auftauchten?“ Und: „Wer hat das Wasser im Haus der Gewerkschaften abgestellt und warum? Auf wessen Anweisung wurden die Polizeibeamten, die sich dort aufgehalten hatten, aus dem Gewerkschaftshaus abgezogen? Warum wurden die Überlebenden im Gebäude verhaftet?“ Stier will auch wissen, „warum die Welt zu dieser Tragödie geschwiegen hat und immer noch schweigt“. Liege es daran, dass die Opfer russische Sympathisanten waren? Oder passe dieses Massaker nicht in das geopolitische Szenario?

Die Umstände der Tragödie sind noch nicht abschließend untersucht worden, kritisiert der ungarische Auslandsjournalist. Das Verbrechen sei nicht geahndet worden. Und während die ukrainischen Behörden in den letzten Jahren jene, die im Februar 2014 auf dem Maidan in Kiew – ebenfalls unter ungeklärten Umständen – ums Leben kamen, als „Himmlische Hundertschaft“ ehren, weigern sie sich, diejenigen anzuerkennen, die in der Hölle von Odessa starben.

In der Tat würden viele die Ereignisse als „Sieg über die Separatisten“ betrachten, so der letzte Moskau-Korrespondent von Magyar Nemzet. Doch während sich viele Menschen stolz hinter die „Zerschlagung der Separatisten“ stellten, wolle niemand für das Massaker gerade stehen. Wenn Wolodymyr Selenskyj die ukrainische Gesellschaft wirklich vereinen wolle, müsse er sich nicht nur vor der „Himmlischen Hundertschaft“ verneigen, sondern auch vor den Opfern von Odessa.

Laut Heyden könnten die deutschen Medien, wenn sie wollten, Druck auf die ukrainische Regierung ausüben und die Ermittlungen, die in Kiew begonnen haben, mit eigenen Untersuchungen und Reportagen unterstützen. Aber den großen deutschen Medien und dem Kabinett von Angela Merkel sei es offenbar wichtiger, der ukrainischen Regierung den Rücken frei zu halten, als sich für die Aufklärung der Ereignisse in Odessa am 2. Mai 2014 und die Bestrafung der Täter einzusetzen, so der Journalist am 2. Mai 2020 auf den Nachdenkseiten.

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