ressorts.
Zustand der Wirtschaft
Ukraine

Zustand der Wirtschaft

Bei der Friedensdemo am 25. Februar in Berlin

Foto: Hannes Henkelmann

Mit der Ausweitung des Krieges im Jahr 2022 hat sich die ökonomische Lage in der Ukraine massiv verschlechtert. Das Bruttoinlandsprodukt ist eingebrochen, die Inflation explodiert. Auch militärische Entscheidungen könnten durch wirtschaftliche Aspekte bestimmt werden.

Laut einem Bericht von Weltbank, EU-Kommission und ukrainischer Regierung wurde im ersten Jahr des russischen Einmarsches in der Ukraine ein Schaden von mindestens 125 Mrd. Euro verursacht. Am stärksten betroffenen sind demnach die Bereiche Wohnen (38 Prozent), Verkehr (26 Prozent) und Energie (8 Prozent). Die finanziellen Verluste durch den Krieg in diesem Zeitraum werden mit 269 Mrd. Euro angegeben. Der Wiederaufbau der Ukraine soll jedenfalls mindestens 381 Milliarden Euro kosten. Das ist das 2,6-Fache des geschätzten Bruttoinlandprodukts von 2022.

Zwei Dinge werden in dem Bericht freilich verschwiegen: erstens die Zerstörungen, die acht Jahre ukrainischer Artilleriebeschuss auf den Donbass angerichtet haben, zweitens die Tatsache, dass auch von den Zerstörungen des letzten Jahres vor allem die russischsprachige Bevölkerung der Südostukraine betroffen ist.

Die Ukraine war schon vor 2022 ein wirtschaftlich daniederliegendes und extrem korruptes Land, aus dem Millionen Menschen nach Russland, Polen und andere Staaten emigrierten. Laut Wirtschaftsministerin Julia Swyrydenko ist das Bruttoinlandsprodukt nochmal um 30,4 Prozent eingebrochen

Die Inflation liegt in der Ukraine seit etwa einem halben Jahr bei um die 25 Prozent – und damit noch deutlich über der in den EU-Staaten. Besonders gestiegen sind die Preise für Energie und Lebensmittel. Dazu kommen zahlreiche Lieferengpässe sowie Stromausfälle durch die Angriffe auf Energieinfrastruktur.

Explosive Situation?

Besonders betroffen ist davon natürlich die Arbeiterklasse – und vor allem die (meist russischsprachigen) Bewohner in den umkämpften Gebieten. Damit zahlen diese Bevölkerungsteile den größten Preis dafür, dass das Regime in Kiew den Krieg seit 2014 immer weiter eskaliert hat und London und Washington im Frühjahr 2022 eine Verhandlungslösung torpedierten.

Oleg Soskin, ein ehemaliger Berater von Ex-Präsident Leonid Kutschmas (1994 bis 2005) bezeichnete die Lage in der Ukraine aufgrund der Machtübernahme Selenskyjs und des wirtschaftlichen Zusammenbruchs als explosiv. Kiew sei bereits praktisch bankrott, habe 60 Prozent seines Wirtschaftskomplexes verloren. Die Landeswährung Griwna werde nur noch durch ausländische Reserven gestützt und die soziale Struktur sei durch die Auswanderung von 11 Millionen Menschen auseinandergerissen. All das deute laut Soskin darauf hin, dass eine revolutionäre Explosion im Staat bevorsteht.

Einer solchen Explosion und einem Sturz des Regimes stehen mehrere Aspekte entgegen: Erstens ist der autoritäre Zugriff der herrschenden Stephan-Bandera-Nationalisten auf den Staat und die Gesellschaft extrem hart, jegliche Opposition unterdrückt. Zweitens verfügen potentiell widerständige Teile der Gesellschaft weder um eine alternative politische Perspektive noch über relevante Organisationsstrukturen. Und drittens versuchen die USA, Großbritannien, Polen und die Nato alles, um das Regime in Kiew zu stützen und den Krieg am Laufen zu halten.

Geld für das Selenskyj-Regime

Die westlichen Hilfen an Kiew waren dementsprechend massiv: Bis inklusive Januar 2023 bekam das Selenskyj-Regime von den USA Finanzhilfen von 25,1 Milliarden Dollar und Militärhilfen von 44,3 Milliarden. Von der EU kam eine Finanzhilfe von 28,3 Milliarden, von Polen und Deutschland Militärhilfe von 2,4 Milliarden. Großbritannien steuerte 3 Milliarden Finanz- und 4,9 Milliarden Militärhilfe bei. Und dazu kamen noch Gelder von zahlreichen anderen Staaten.

Zuletzt war von einer Million Artilleriegeschosse die Rede, die die EU der ukrainischen Armee liefern will, und sogar von britischer Uranmunition, die ganze Gebiete verseucht und Krebs auslöst. Ermöglichen wollen die westlichen Kriegstreiber damit eine ukrainische Offensive. Ihre Stoßrichtung könnte auch ökonomisch bestimmt sein.

Die Ukraine im Frühjahr 2022 verlor nicht nur ihre Seemacht im Schwarzen Meer, sondern auch ihren Zugang zum Asowschen Meer. Und das Delta der wichtigsten Wasserstraße der Ukraine, des Dnjepr, steht trotz des Rückzugs Russlands aus Cherson unter russischer Kontrolle. Der Dnjepr ist ein strategischer Seeweg von Weißrussland, der Nordukraine und Kiew bis zum Schwarzen Meer, der Hauptkorridor für den ukrainischen Seehandel mit Waren. Gut möglich, dass die von der Nato vorbereitete ukrainische Frühjahrsoffensive zumindest eines dieser beiden Ziele hat: Einerseits die Einnahme des südöstlichen Ufers des Dnjepr, andererseits die Unterbrechung der Landverbindung von der Krim in den Donbass.

Eric Angerer ist Historiker, Journalist und Sportlehrer. Er unterstützte lange Zeit betriebliche Selbstorganisation von Beschäftigten in Industrie und Gesundheitswesen und war zuletzt im Widerstand gegen das Corona-Regime aktiv.

Diesen Artikel teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Telegram

schwarz auf weiß unterstützen

Freiwilliges Zeitungs-Abo oder Einzelspende an:

IBAN: DE83 1005 0000 0191 2112 65
(BIC: BELADEBE)

Kontoinhaber: Flugwerk UG (haftungsbeschränkt)

oder hier PayPal –

Ein Abo ist freiwillig. Alle Inhalte sind ohne Bezahlung verfügbar.

ODER
alles von Paul Brandenburg

Spenden an Paul Brandenburg persönlich werden für alle seine Projekte verwendet: