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„Seit Generationen gefährlichste Weltkrise“
Buchtipp

„Seit Generationen gefährlichste Weltkrise“

Buchtitel

Foto: Verlag Promedia

Mit den Ursachen und Folgen des Krieges in und um die Ukraine setzt sich ein kürzlich erschienener Sammelband auseinander. Die Autoren beschreiben, „wie der Kampf um die Ukraine die Welt verändert“.

„Wir befinden uns … inzwischen im Jahr 24 der neuen Weltkriegsordnung, die mit den gravierenden Rechtsbrüchen rund um den Jugoslawien-Krieg und der daraus resultierenden Nato-Doktrin 1999 eingeleitet wurde.“ Darauf macht die Medienwissenschaftlerin Sabine Schiffer in ihrem Beitrag im kürzlich erschienenen Buch „Kriegsfolgen – Wie der Kampf um die Ukraine die Welt verändert“ aufmerksam. Sie setzt sich darin mit dem „Narrativ von den Guten und den Bösen“ auseinander.

„Der Feind heißt heute Wladimir Putin“, schreibt Schiffer und fügt hinzu: „Klare Feindbilder erleichtern die Einteilung in Gut und Böse, eine wichtige Grundlage von Kriegspropaganda. An diesem Feindbild wurde lange gearbeitet.“ Sie verweist darauf, dass Analysen zeigen, dass die Medien auch beim Ukraine-Krieg in ihrer Kontroll- und Wächterfunktion versagen. Wohlgemerkt die westlichen Medien sind damit gemeint, die laut Schiffer sich vielfach „staatstragend“ und „machtstützend“ geben. „Damit wird der Vorteil, den Medien in Demokratien genießen – geschützte Presse- und Meinungsfreiheit – ad absurdum geführt.“

Der Beitrag der Medienwissenschaftlerin ist einer von 17 Texten in dem Buch, dass die österreichischen Publizisten Hannes Hofbauer und Stefan Kraft herausgegeben haben. Damit sollen „jenseits von ukrainisch/westlicher und russischer Propaganda die Motive und Folgen dieser seit Generationen gefährlichsten Weltkrise“ beschrieben werden. Dazu werden in vier Kapiteln die Vorgeschichte des Konfliktes und der Krieg selbst, der Wirtschaftskrieg gegen Russland, das Erstarken der politischen Rechten auf allen Seiten sowie die Rolle der Medien insbesondere im US-geführten Westen.

Strategie der USA als Ursache

„Der russische Einmarsch in die Ukraine internationalisierte einen zuvor bereits acht Jahre andauernden Krieg, in dem Woche für Woche Soldaten auf dem Schlachtfeld und Zivilisten in Häusern, Parks und Geschäften starben“, schreiben die Herausgeber. Für sie steht außer Frage, dass das russische Vorgehen völkerrechtswidrig ist. Der Einmarsch habe sich „als Bärendienst an jedem Friedensbewegten“ gezeigt, der in den letzten Jahrzehnten gegen die westlichen Kriegstreiber, allen voran die USA, protestierte. Hofbauer und Kraft verneinen die Alternativlosigkeit des russischen Vorgehens, „wenn es um Menschenleben geht“.

Das ist verständlich, aber wie es um die angeblichen Alternativen tatsächlich stand und steht, zeigen einige der Autoren in dem Buch. So stellt der ehemalige Bundeswehr-Offizier Jochen Scholz in seinem Beitrag fest, die Vorgeschichte des Ukraine-Krieges sei „untrennbar“ mit dem unipolaren Streben der USA seit 1990 verbunden. Die führenden Kräfte der damals einzig verbliebenen Supermacht hätten sehr früh nach dem Ende das Kalten Krieges die Chance für eine unipolare Weltordnung unter US-Herrschaft gewittert und genutzt.

Scholz zeichnet die Entwicklung bis zum 24. Februar 2022 nach, einschließlich der fast ein Jahrhundert alten und bis heute gültigen geopolitischen Strategien, für die unter anderem Halford Mackinder und Zbigniew Brzezinski stehen. Das Ziel: das Aufkommen regionaler Mächte in Eurasien als potenzieller Konkurrenten zu verhindern. Dafür benutzt der US-geführte Westen heute die Ukraine als Schlachtfeld, auch auf Kosten Europas, einschließlich Deutschlands, das zu den Verlierern des Krieges gehören wird, wie Scholz warnt.

Hannes Hofbauer/Stefan Kraft (Hg.): „Kriegsfolgen – Wie der Kampf um die Ukraine die Welt verändert“
Verlag Promedia, Wien 2023. 256 Seiten; ISBN 978-3-85371-511-6; 23 Euro

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