Die Biontech-Gründer wurden mit der Zulassung ihrer Covid-19-Injektionsstoffe zu Milliardären. Zweifelhafte Wirksamkeitsnachweise wurden von den zulässigen Gesundheitsbehörden durchgewunken. Warum? Darüber sprach Sabine Stebel im Kontrafunk-Podcast mit Paul Brandenburg am Dienstag, dem 2. Mai.
Sabine Stebel ist Biologin, Expertin für Proteinbiosynthese und hat zu Protein-Engineering und gerichteter Evolution promoviert. Sie hat sich intensiv mit dem Buch „Projekt Lightspeed“ beschäftigt, das die Biontech-Gründer Ugur Sahin und Özlem Türeci zusammen mit Joe Miller, einem Korrespondenten der Financial Times, im September 2021 veröffentlichten. Paul Brandenburg bezeichnete die „Geständnisse der Biontech-Gründer“ in dem Buch als „atemberaubend“.
Als die Corona-Zeit begann, habe Ugur Sahin „sich diese Pandemie selbst herbeigerechnet“, auf Grundlage lediglich eines „Fernkurses Mathematik“, ohne die Gleichungen für seine Modellrechnungen zu publizieren, so Stebel. Diese mangelhafte Nachvollziehbarkeit ziehe sich durch das Buch. Daten und Ergebnisse würden „postuliert“, ohne Belege dafür anzuführen.
Mäusemedizin ist die bestuntersuchte Medizin
Detailliert legte Stebel dar, dass der Wirksamkeitsnachweis der Biontech-Injektionsstoffe über mehrere Tierarten hinweg erbracht worden sei: von der Maus zum Affen, dann zum Huftier und am Ende zu den Menschen. „Das ist“, so Brandenburg, „so gaga, wie es klingt“. Er ergänzte, dass er als Arzt und Stebel als Biologin sich einig seien: „Das sind ja mindestens fünf Faktoren, die eine Welt an Unterschied ausmachen in der Anwendbarkeit auf den Menschen. Für keinen dieser fünf Faktoren hat die Firma Biontech auch nur an einer einzigen Stelle gezeigt, dass das ein zulässiges Verfahren ist.“ Sarkastisch antwortete Stebel: „Genau, weil es war Pandemie, Panik, wir werden alle sterben“, womit sie auf die stark beschleunigten Zulassungsverfahren anspielte. Resigniert fasste sie zusammen: „So läuft das anscheinend heute.“
Gemüsesamen rauskratzen und pflanzen?
Aus ihrer eigenen beruflichen Vergangenheit in der Pharmaindustrie kennt Stebel die Biontech-Biologin Stephanie Hein, die die Chefin der RNA-Bibliothek. Stebel erzählte, Hein sei überrascht gewesen, als Stebel mit Samen aus Gemüse und Obst neue Pflanzen angelegt habe. Brandenburg zeigte sich erstaunt über diese Wissenslücke einer damals am Beginn ihrer Promotion stehenden Biologin. Auch die Familien- und Geschäftsreisen des Ugur Sahin bei gleichzeitigem Corona-Alarmismus hinterließen Zweifel über die persönliche Eignung zu Entscheidungen, die die Allgemeinheit betreffen.
Etikettenschwindel, fehlende Nachbeobachtung, Interessenkonflikte
In der Sendung nannte Stebel weitere Ungereimtheiten bei Biontech: Etikettenschwindel zwischen mRNA und modRNA, fehlende Nachbeobachtungsstudien zur Arzneimittelsicherheitserhebung, die Verabreichung eines anderen RNA-Konstrukts in Phase 3 als in den Phasen 1 und 2, die Nichtangabe von Interessenkonflikten der Biontech-Gründer in einem wissenschaftlichen Aufsatz – wie ein Anrufer beitrug.
Aber wieso ließ das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) den Biontech-Injektionsstoff trotz all dieser Auffälligkeiten zu? Mit Bezug auf das Buch der Biontech-Gründer erklärte Stebel, das Unternehmen habe „schon länger mit dem PEI zusammengearbeitet“ und sich „vertraut“ gemacht. Auch vom US-amerikanischen National Institute of Health seien Biontech und Moderna beraten worden. Brandenburg resümierte: „Das ist kein Zufall und nicht Inkompetenz, sondern man hat doch aufseiten der Behörden an jeder Stelle die Augen zugemacht.“
