Die bulgarischen Gewerkschaften, die eine zehnprozentige Erhöhung der Gehälter im öffentlichen Dienst fordern, erwarten, dass die Bürger Bulgariens bei der Wahl am Sonntag ihren Zorn mit einem Strafvotum kundtun. So berichtete es der staatliche Radiosender Christo Botew. Wie genau sich der Bürgerzorn ausdrücken könne, ob durch eine erhöhte Wahlbeteiligung, die Wahl einer bestimmten Partei oder gar Demonstrationen wie in Frankreich, das sagten die Gewerkschafter nicht dazu.
Hauptgrund des Unmuts der Bürger ist die Inflation, die für die vergangenen zwei Jahre offiziell bei 28 Prozent liegt, und die nicht wenige Bulgaren ihre Ersparnisse angreifen lässt. In Wahrheit dürfte die Inflation eher der Wahlbeteiligung entsprechen – und diese lag in den vergangenen Jahren bei 40 Prozent.
Die Regierung hat für alle Fälle vorgesorgt. Diesmal wird es nicht nur Wahlautomaten, sondern auch eine Videoüberwachung der Wahlen per Internet geben. Befindet sich das Wahllokal in einer Bildungseinrichtung, kann vor dieser schon mal Polizei stehen. Es gab außerdem Bombendrohungen per E-Mail gegen Schulen und Universitäten, in denen Wahllokale eingerichtet wurden. Für den bulgarischen Innenminister Iwan Demerdschiew handelt es sich bei den Bombendrohungen, deren Absender sich nicht in Bulgarien befinden soll, um hybride Angriffe aus Russland. Die Zentrale Wahlkommission Bulgariens stellte Demerdschiew bereits offiziell die Frage, wie am Wahltag im Extremfall vorgegangen werden soll. Nur bei einer echten Bedrohung wird man die Menschen anweisen, die Wahllokale zu verlassen, so die Antwort des Innenministers.