Die private Söldnertruppe „Wagner“ ist in russischen Orten einmarschiert und protestiert gegen vermeintlichen „Verrat“ in der russischen Führung. Präsident Putin hat Konsequenzen angekündigt. Inzwischen sind tschetschenische Einheiten vor Ort.
Berichten zufolge droht Prigoschin mit einem „Marsch der Gerechtigkeit“ auf Moskau. Russlands Präsident hat den Coup als Verrat bezeichnet und mit Konsequenzen gedroht. Inzwischen sind tschetschenische Einheiten des Elite-Regiments „Achmat“ in Rostow eingetroffen. Der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow hatte Moskau Unterstützung zugesagt. Laut Lipp sind Verhandlungen aufgenommen worden.
Mit einem Überraschungscoup hat die private Söldner-Armee „Wagner“ von Jewgenij Prigoschin zentrale Orte in mindestens zwei russischen Städten, Rostow am Don und Woronesh, unter ihre Kontrolle gebracht. Laut der Korrespondentin Alina Lipp wurden in Rostow das dortige Hauptquartier der Armee unter Kontrolle gebracht. Sie berichtete über die Ereignisse in ihrem Telegram-Kanal. Inzwischen hat auch Thomas Röper Informationen zu den Ereignissen aus seiner Webseite Anti-Spiegel veröffentlicht.
Kriegsberichterstatter berichten in Telegram-Kanälen, dass die „Wagner“-Truppen mehrere russische Hubschrauber und ein Flugzeug abgeschossen hätten, was zuvor den ukrainischen Einheiten nicht gelungen sei. Tschetschenische Truppen in großen Kolonnen seien auf dem Weg nach Rostow. Zugleich heißt es, dass Verhandlungen zwischen den Behörden und der Söldner-Einheit begonnen wurden. Kiew profitiere von einem „ausgewachsenen Bürgerkrieg“ in Russland, sagte unterdessen der Berater von Selenskyjs Büroleiter Podoljak.
Die Söldnertruppe „Wagner“ sollte ab 1. Juli dem Kommando der russischen Armee unterstellt werden, nachdem sie lange Zeit autonom in der Ukraine kämpfte. Das verweigert Prigoschin laut Berichten. In Rostow erklärte er: „Was den Verrat am Vaterland angeht – da irrt der Präsident gewaltig. Wir sind Patrioten unseres Vaterlandes, wir haben gekämpft und kämpfen weiter. Niemand wird sich auf Bitten des Präsidenten, des FSB oder sonst jemandem stellen, denn wir wollen nicht, dass das Land weiterhin in Korruption, Betrug und Bürokratie lebt.“
Laut Alina Lipp ist die Lage in Rostow bisher friedlich. Viele Menschen würden sich zur „Wagner“-Truppe bekennen und deren Kämpfer versorgen. Einer von ihnen habe erklärt, es gehe nicht gegen die russische Führung. Die Konflikte seien lösbar und dann werde wieder gemeinsam in der Ukraine gekämpft.
Prigoschin hatte bereits mehrmals behauptet, die russische Armeeführung benachteilige seine Truppe und versorge sie nicht ausreichend mit Waffen und Munition. Auch andere russische Persönlichkeiten wie Dmitrij Rogosin haben in letzter Zeit darauf hingewiesen, dass der Krieg in der Ukraine für soziale Unruhe auch in Russland sorgen kann. Rogosin hat sich inzwischen deutlich gegen den „Wagner”-Aufstand ausgesprochen: „Ich kenne die Lage an der Front nicht schlechter als Prigoschin und habe meine Position nie verheimlicht, aber was auch immer die Erklärung für den bewaffneten Aufstand sein mag, es bleibt ein bewaffneter Aufstand im Hinterland der kämpfenden Armee.”
Beobachter fragen, warum der Coup gerade jetzt erfolgt, wo den Meldungen nach die ukrainische Gegenoffensive weitgehend scheitert und die russische Armee sich erfolgreich verteidigt und nach Meinung von Experten den Krieg für sich entscheiden kann.
aktualisiert: 19:02 Uhr