ressorts.
Finanzanalytiker: Deutschland wird Entwicklungsland
Deutschland

Finanzanalytiker: Deutschland wird Entwicklungsland

Foto: Pixabay/Gerald Altmann

In einem Interview warnt der Finanzanalytiker Michael Every unter anderem vor den Folgen der globalen Umbrüche für Deutschland. Zu den Ursachen gehören für ihn die antirussische Politik des Westens und der Aufstieg Chinas.

„Deutschland wird zu einer Entwicklungsökonomie herabgestuft.“ Diese klare Prognose gab der Finanzanalytiker Michael Every in einem am Montag veröffentlichten Interview in der Onlineausgabe der Berliner Zeitung (BLZ) ab. Er beschrieb das als Folge der Tatsache, dass die USA „Deutschland in die Enge getrieben“ haben. Every erinnerte daran, dass die Bundesrepublik auf Exporte nach China, Importe aus Russland und Waffen aus den USA angewiesen sei.

Bei Ersterem habe Deutschland sich verspekuliert und die politische Ökonomie Chinas „völlig falsch eingeschätzt“. Das „Reich der Mitte habe Deutschland bereits als größten Autoexporteur abgelöst. Der deutsche Export könne „keine großen Sprünge mehr machen“ und werde in Zukunft weiter schrumpfen, so Every gegenüber der BLZ. Stattdessen würden deutsche Firmen chinesische Waren verkaufen und somit Konflikte mit den USA bekommen, sagt er voraus. Das sei seit Jahren vorhersehbar gewesen.

Zum zweiten Punkt meint der Finanzanalytiker der niederländischen Rabobank, in Deutschland habe sich niemand vorstellen können, dass es kein billiges Erdgas mehr aus Russland gibt. Er geht aber nicht darauf ein, dass die bundesdeutsche Regierungspolitik dafür selbstverantwortlich ist, weil sie sich an der US-geführten Politik gegen Russland widerspruchslos beteiligt. Every beschreibt aber die „harte Wahrheit“: Die USA hätten „Deutschland in die Enge getrieben. Die Deutschen müssen sehr teures Flüssigerdgas aus Amerika kaufen und mehr Geld für die Verteidigung ausgeben.“

Deutschland als Verlierer

Deutschland sei die günstige Energie genommen worden, weshalb es Waren verkaufe, „die es gar nicht mehr besitzt“. Every sagt vorher, dass der Wert des Euro sinkt. In der Folge würden andere Staaten Zölle verhängen, um ihre Wirtschaft zu schützen. Damit werden deutsche Waren im Export wieder teurer, die zudem weniger gekauft würden. Da die Exporte nicht mehr steigen, könnten keine Mehrreinahmen mehr erzielt werden. Die Gesellschaft werde unter steigender Inflation und höheren Leitzinsen leiden, so der Analytiker gegenüber der Zeitung.

Every sieht das als Teil der globalen wirtschaftlichen Umbrüche und meint: „Die Kapitalisten im Westen können nicht, wie es in den letzten 40 Jahren üblich war, die Arbeiter weiter auspressen und, anstatt höhere Löhne zu zahlen, lieber Waren aus China und anderen Niedriglohnländern importieren, statt sie selber zu produzieren.“ Er fordert einen Umbau der nationalen Wirtschaft und den Finanzsektor zu bändigen.

Every rechnet nicht mit einer Entspannung im begonnenen Wirtschaftskrieg der USA gegen China. Zugleich werde der Dollar „noch lange die wichtigste Weltwährung bleiben“, schätzt er ein. Erst wenn die USA nicht mehr Waren aus aller Welt importiere, könne der Dollar austrocknen. China könne die Dollar-Vorherrschaft unterlaufen indem es mit anderen Ländern Handel in anderen Währungen betreibe. Und in dem die globalen Handelsströme neu strukturiert werden, also nicht mehr so viel in Länder geliefert werde, die in Dollar zahlen. Das sei ähnlich in den 1930er Jahren geschehen – „und wir wissen, wie es geendet hat“, warnt der Finanzanalytiker.

Diesen Artikel teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Telegram

schwarz auf weiß unterstützen

Freiwilliges Zeitungs-Abo oder Einzelspende an:

IBAN: DE83 1005 0000 0191 2112 65
(BIC: BELADEBE)

Kontoinhaber: Flugwerk UG (haftungsbeschränkt)

oder hier PayPal –

Ein Abo ist freiwillig. Alle Inhalte sind ohne Bezahlung verfügbar.

ODER
alles von Paul Brandenburg

Spenden an Paul Brandenburg persönlich werden für alle seine Projekte verwendet: