Ganz im Sinne der Agrarindustrie sollen viele gentechnisch veränderte Lebensmittel in der EU künftig weder gekennzeichnet noch risikogeprüft werden. Das geht aus einem geleakten Gesetzentwurf der EU-Kommission hervor. Darauf macht die Aurelia-Stiftung aufmerksam.
Ein geleakter Verordnungsentwurf der EU-Kommission zum künftigen Umgang mit neuen molekulargenetischen Werkzeugen bei der Züchtung und Ausbringung von Pflanzen sieht vor, die geltenden Vorschriften für Risikoprüfung und Kennzeichnung von Agrogentechnik in weiten Teilen auszusetzen. Darauf macht die Aurelia-Stiftung in einer Pressemitteilung aufmerksam. Aus Sicht der Stiftung wird damit der Schutz von Umwelt und Biodiversität vor den negativen Auswirkungen der in der EU vorherrschenden Intensivlandwirtschaft weiter erschwert.
Zudem werde den Verbrauchern „das fundamentale Recht genommen, sich bewusst für oder gegen Produkte aus gentechnikfreier Landwirtschaft zu entscheiden“. Der Gesetzentwurf beantworte nicht die Frage, wie konventionelle Landwirte, die gentechnikfrei wirtschaften wollen, dies in Zukunft praktisch tun sollen. Nach dem Vorschlag der Kommission sollen nur Bio-Produkte gentechnikfrei bleiben.
Von der geplanten Deregulierung der Gentechnikvorschriften profitieren ausnahmslos die Agrarkonzerne, so die Stiftung. Die EU-Kommission lasse Warnungen zum Beispiel des deutschen Bundesamts für Naturschutz (BfN) unberücksichtigt. Danach fehle die Erfahrung, um die Auswirkungen von Pflanzen aus sogenannter Neuer Gentechnik (NGT) überhaupt einschätzen zu können.
Die Aurelia-Stiftung mit Sitz in Berlin ist eine gemeinnützige Umweltstiftung, die sich speziell für Bienen, bestäubende Insekten und den Erhalt der Artenvielfalt einsetzt. „Als unabhängige Fachexpertin beraten wir Politik, Medien und Zivilgesellschaft und kämpfen als Anwältin der Bienen gegen die Zulassung bienenschädlicher Pestizide und Gentechnik“ heißt es in der Selbstbeschreibung der Stiftung.