ressorts.
Causa Meyen: Universität München will kritischen Wissenschaftler loswerden
Medienkritik

Causa Meyen: Universität München will kritischen Wissenschaftler loswerden

Die Ludwig-Maximilians-Universität München schaltet die Landesanwaltschaft ein, um an dem kritischen Kommunikationswissenschaftler Michael Meyen ein Exempel zu statuieren. Mit Meyen soll offenbar erstmals ein Lebenszeitbeamter direkt aus der Universität gedrängt werden.

Die Leitung der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) versucht offenbar, den dort seit 2002 lehrenden Kommunikationswissenschaftler Michael Meyen aus seinem Amt zu entfernen. Darauf weist das Magazin Tichys Einblick (TE) am Dienstag in seiner Online-Ausgabe hin. Das wäre danach ein brutaler Anschlag auf die Wissenschaftsfreiheit, da die Freiheit der Lehre und Forschung durch das Grundgesetz geschützt sind. In der aktuellen Print-Ausgabe von TE ist zu dem Thema ein Interview mit Meyen erschienen.

Nach einer von der LMU selbst initiierten Abfrage beim Verfassungsschutz habe die Hochschulführung den „Fall“ Meyen nun der Landesanwaltschaft Bayern übergeben, berichtet das Magazin. Sie sei auch für Disziplinarverfahren zuständig. Bei Meyen handelt es sich um einen verbeamteten Lehrstuhlinhaber am Institut für Kommunikationswissenschaften.

Das Magazin weist auf zwei ähnliche Fälle hin: die nicht verbeamtete Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot, deren Position zu den Corona-Maßnahmen und zum Ukraine-Krieg der Universität Bonn offenbar nicht passen. Zum anderen gehe es um den Politikwissenschaftler Martin Wagener. Seine Lehrtätigkeit an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung werde verhindert: Ihm sei die Sicherheitszulassung zum Campus entzogen worden. Der Verfassungsschutz unterstelle ihm wegen seines Buches „Kulturkampf ums Volk“ Verfassungsfeindlichkeit. Mit Meyen solle nun offenbar erstmals ein Beamter auf Lebenszeit ganz direkt aus der Universität gedrängt werden.

Wie in der DDR vor 1989

Der Vorwurf der Hochschulleitung sei bis jetzt unklar, heißt es. Anlass ist, dass Meyens Name für wenige Wochen als Herausgeber auf dem Titelblatt der Wochenzeitung „Demokratischer Widerstand“ stand. Diese Position habe er aber schon aus Zeitgründen wieder aufgegeben.

Im Frühjahr 2020 kritisierte der Medienwissenschaftler die Uniformität und Staatsnähe der meisten deutschen Medien in der Corona-Berichterstattung. Im Februar 2022 verfasste ein Journalist für das Magazin ZEIT Campus eine Art erweiterte Anklageschrift gegen den Professor. In dem Artikel unter der Überschrift „Ein Prof driftet ab“ wurde ihm vorgeworfen, er würde sich „immer öfter politisch äußern“. Und: „Er mokiert sich über den ZDF-Journalisten Claus Kleber, vergleicht die Tagesschau mit russischem Staatsfernsehen, schreibt von ‚Regierungs-PR‘“.

Im TE-Interview weist der Wissenschaftler die Vorwürfe zurück. Vieles, was er jetzt erlebe, erinnere ihn an die Zeit vor 1989, so der in der DDR geborene Meyen.

Diesen Artikel teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Telegram

schwarz auf weiß unterstützen

Freiwilliges Zeitungs-Abo oder Einzelspende an:

IBAN: DE83 1005 0000 0191 2112 65
(BIC: BELADEBE)

Kontoinhaber: Flugwerk UG (haftungsbeschränkt)

oder hier PayPal –

Ein Abo ist freiwillig. Alle Inhalte sind ohne Bezahlung verfügbar.

ODER
alles von Paul Brandenburg

Spenden an Paul Brandenburg persönlich werden für alle seine Projekte verwendet: