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50-Stunden-Bahn-Streik ab Sonntag angekündigt
Verkehr

50-Stunden-Bahn-Streik ab Sonntag angekündigt

Foto: Pixabay/Wolfgang Claussen

Ein Mega-Bahn-Streik droht ab Sonntag: Vom 14. Mai, 22 Uhr, bis Dienstag, 16. Mai, 24 Uhr, soll der Fern-, Regional- und Güterverkehr lahmgelegt werden.

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat Medienberichten zufolge einen 50-stündigen Bahnstreik ab Sonntagabend angekündigt. Damit will die EVG den Druck auf die Deutsche Bahn (DB) und 50 weitere Bahnbetreiber erhöhen. „Da sich an den Verhandlungstischen nur wenig bewegt, wird jetzt noch einmal gestreikt“, wurde das für Tarife zuständige EVG-Vorstandsmitglied Cosima Ingenschay am Donnerstag zitiert. „Insgesamt streiken wir 50 Stunden und erhöhen damit den Druck deutlich, weil uns die Arbeitgeber keine andere Wahl lassen“, hieß es danach von Verhandlungsführer Kristian Loroch auf einer Pressekonferenz.

Den Berichten zufolge will die Gewerkschaft vor allem einen gesetzlichen Mindestlohn für zehntausende Beschäftigte als Grundlage für dann darauf aufbauende Lohnerhöhungen erzielen. Die EVG fordere außerdem mindestens 650 Euro mehr Geld für die Beschäftigten als soziale Komponente. Eine Einigung kann seit Wochen nicht erzielt werden. Am Verhandlungstisch bewege sich „nur wenig“, weshalb „ein weiterer Warnstreik unvermeidbar“ sei, so die Gewerkschaft am Dienstag.

Die Forderungen haben ihre Grundlage in einer Befragung der EVG-Mitglieder zu Jahresbeginn und werden mit den enorm gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten begründet. Vor allem die DB wird von der EVG kritisiert. Die Bahn wiederum nimmt die Gewerkschaft ins Visier: „Dieser irrsinnige Streik ist völlig grundlos und restlos überzogen“, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler am Donnerstag laut Medienberichten. Eine Lösung sei möglich, erklärte Seiler.

Der Streik wird erneut zu massiven Einschränkungen für viele Menschen führen, die auf die Eisenbahn angewiesen sind. Die Reaktionen darauf fallen unterschiedlich aus, von Verständnis für die Forderungen und Kritik an den Unternehmen bis hin zu Aussagen wie, die DB-Angestellten würden ihre Position ausnutzen.

Niedrige Gehälter im Verkehrssektor

Die Gehälter der Beschäftigten im Verkehrssektor gelten als vergleichsweise niedrig. Oftmals liegen sie Berechnungen nach weit unter dem durchschnittlichen Bruttojahresgehalt von 48.538 Euro in Deutschland, so bei Zugschaffnern. Das durchschnittliche Bruttogehalt von Eisenbahnern im Betriebsdienst liegt danach bei etwa 2.700 Euro im Monat, mit Abstufungen je nach Tätigkeit. Lokführer kommen zum Beispiel bei der DB auf bis 4.000 Euro brutto im Monat.

Viele kritisieren die Streiks und Lohnforderungen, auch weil sie eine steigende Lohn-Preis-Spirale und eine höhere Inflation befürchten. Dem widersprechen Ökonomen wie Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin. Er erklärte im März: „Streiks und Unterbrechungen des täglichen Lebens sind nie schön. Aber deutliche Lohnerhöhungen für die große Mehrheit der Beschäftigten hätten für Wirtschaft und Gesellschaft als Ganzes deutlich mehr Vor- als Nachteile.“

Vor allem Lohnsteigerungen für Menschen mit geringen Einkommen würden die gesamtwirtschaftliche Nachfrage erhöhen und „somit mittelfristig einen wichtigen Wachstumsimpuls setzen“, so Fratzscher. „Zudem haben Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst eine wichtige Signalwirkung für andere Branchen.“

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