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Und täglich grüßt das Déjà-vu
Fall Graichen

Und täglich grüßt das Déjà-vu

Schüssel mit Zigarettenstümmeln

Ein Déjà-vu ist das seltsam vertraute Gefühl, eine Situation genau so schon einmal erlebt zu haben. Oft scheint man sogar zu wissen, was als nächstes geschieht. Der aktuelle Fall Graichen demonstriert diesen Effekt eindrücklich.

„Das macht mir große Sorgen.“, so Robert Habeck auf seiner gestrigen Pressekonferenz. Anlass seiner Sorge und Grund dafür, dass er seinen Staatssekretär in den einstweiligen Ruhestand versetzt hat, waren „mitunter rechtsextreme Accounts“ und auch „prorussische Accounts“. Was war geschehen? Habecks Staatssekretär Patrick Graichen hatte seinen Trauzeugen eingestellt, den er im Bewerbungsgespräch um die Spitzenposition in der Deutschen Energieagentur noch gesiezt hat. Er schien ganz vergessen zu haben, wer da vor ihm saß. So kam es, dass er auch vergaß, die anderen Mitglieder der Auswahlkommission über die enge Freundschaft zu informieren.

Schuld daran sollen Rechtsextreme und natürlich auch der Russe sein. So Habeck in seiner Erklärung, die für einige ein Déjà-vu darstellt, was in letzter Zeit immer öfter vorkommt. Denn die Geschichte, wie sie der Wirtschaftsminister gestern erzählte, erinnert sehr an die Menthol-Zigaretten-Story. Es ist praktisch die gleiche Geschichte, nur in einem neuen Gewand.

Die Menthol-Zigaretten-Story geht nicht auf Helmut Schmidt zurück, sondern auf das Jahr 1989. Unter der Überschrift „Ich habe erlebt, wie BRD-Bürger gemacht werden“ erfuhr der Zeitungsleser in der DDR damals folgendes: Schuld daran, dass Menschen in Scharen ihre Heimat verließen, waren Menthol-Zigaretten, mit denen „kaltblütige Menschenhändler“ brave DDR-Bürger zuvor betäubt hatten, und nicht etwa die desolate Lage im Land. Die Räuberpistole wurde zur Lachnummer und ging als Menthol-Zigaretten-Story in die Mediengeschichte ein.

Die Menthol-Zigaretten-Story war nicht nur zum Lachen, sondern wurde darüber hinaus zum Sargnagel der DDR. Aussagen wie die von Robert Habeck haben das Potenzial, nun zum Sargnagel der BRD zu werden. Der berühmte letzte Tropfen sind die vom Wirtschaftsminister erwähnten Accounts, die Schuld an der Entlassung seines Staatssekretärs sein sollen, aber wohl trotzdem nicht. Es bleibt also weiterhin spannend, welche Menthol-Zigaretten-Stories noch folgen werden.

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