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Woran Selenskyjs Dekret zum 9. Mai als „Europatag“ erinnert
Tag des Sieges

Woran Selenskyjs Dekret zum 9. Mai als „Europatag“ erinnert

Foto: Pixabay, jorono
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Die Ukraine wird den 9. Mai nicht mehr wie einst in der Sowjetunion als „Tag des Sieges“ begehen. Das soll abgewandelt am 8. Mai geschehen und der 9. Mai als „Europatag“ gefeiert werden.

Der Kiewer Präsident Wolodymyr Selenskyj hat per Dekret verordnet, dass in der Ukraine am 9. Mai nicht mehr der „Tag des Sieges“, sondern nun der „Europatag“ gefeiert werden soll. Am 8. Mai soll in dem Land künftig der „Tag des Gedenkens und des Sieges über den Nazismus“ begangen werden. Damit wird nicht nur der Kurs Kiews fortgesetzt, alles zu tilgen, was an die Sowjetunion und Russland erinnert. Diese Entscheidung setzt zudem die Anpassung des Landes an die Europäische Union (EU) fort, die sich selbst als „Europa“ sieht, auch wenn der Kontinent aus mehr als nur den bisher 27 EU-Mitgliedern besteht.

In der EU wird der 9. Mai schon lange als „Europatag“ gefeiert und überhaupt nicht mit dem Sieg über den deutschen Faschismus, der Europa überfiel und verwüstete, in Verbindung gebracht. Stattdessen soll damit an die Schuman-Erklärung erinnert werden, in der 1950 der damalige französische Außenminister Robert Schuman seine Idee für eine neue Form der politischen Zusammenarbeit in Europa vorstellte. Damit sollte ein neuer Krieg zwischen den Nationen Europas undenkbar gemacht werden. Robert Schumans Vorschlag gilt als Geburtsstunde der EU und ihrer Vorläufer.

Angesichts der vielen Hinweise darauf, dass sich in der heutigen Ukraine nicht einfach nur nationalistische Kräfte, sondern offen faschistische Kräfte durchsetzen und den Kurs des Landes bestimmen, verweist Selenskyjs Dekret noch auf eine andere historische Verbindung: Gerade für die deutschen Faschisten „wurde Europa zum politischen Schlagwort und zur Legitimationsgröße für den Herrschaftsanspruch und -bereich des Nationalsozialismus“, wie der Historiker Kiran Klaus Patel 2004 schrieb.

Besonders im Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion, gegen die „jüdisch-bolschewistischen Untermenschen“, aber auch gegen die westlichen Alliierten beriefen sich die deutschen Faschisten auf Europa. „Besonders seit der Kriegswende im Winter 1942/43 hatte der Terminus Konjunktur“, so Patel. „Je mehr dem Nationalsozialismus die Felle davonschwammen“, desto mehr sollte das Beschwören Europas im „Kampf gegen den Bolschewismus“ und gegen den „amerikanischen Materialismus und Imperialismus“ Kräfte mobilisieren. Der Historiker schrieb auch, dass die Europapropaganda der deutschen Faschisten „in der Forschung zur europäischen Integration übrigens lange geflissentlich übergangen worden ist“.

Nur ein Zufall?

Wer weiß schon noch, dass beispielsweise Josef Goebbels am 8. Mai 1943 in seinem Tagebuch festhielt: „Es muss das Ziel unseres Kampfes bleiben, ein einheitliches Europa zu schaffen. Europa kann aber eine klare Organisation nur durch die Deutschen erfahren.“ Und Adolf Hitler hatte im November 1941 bei seinen Tischgesprächen erklärt: „Europa ist kein geographischer, sondern ein blutsmäßig bedingter Begriff.“ Er sah Deutschland als „Europas Wall gegen Asien“, als einen Wall, „der den neuen Osten gegen die mittelasiatischen Massen schirmt“.

Mit dem Blick auf diesen Teil der Geschichte Europas bekommt das Selenskyj-Dekret, den Tag des Sieges durch den „Europatag“ abzuschaffen, einen mehr als bitteren Beigeschmack. Da werden Kontinuitäten fortgeschrieben, die die neuen Freunde der Ukraine im Westen gern ignorieren und nicht wahrhaben wollen. Während sie gleichzeitig „im Osten die Freiheit des Westens verteidigen“ lassen – auch von jenen, die sich auf die deutschen Faschisten und ihre ukrainischen Unterstützer berufen.

Der Kiewer Präsident will „im Bewusstsein der europäischen Identität des ukrainischen Volkes“ und „mit dem Ziel, die Einheit der Völker Europas zu stärken“ künftig am 9. Mai Europa feiern lassen – in diesem Jahr passenderweise zusammen mit der deutschen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Laut Frankfurter Allgemeiner Zeitung (FAZ) erklärte er auch: „Wir kennen das Datum unseres Sieges noch nicht, aber wir wissen, dass es ein Feiertag für die ganze Ukraine, für ganz Europa, für die ganze freie Welt sein wird.“ In Filmen wird im Vorspann oft erklärt, dass Ähnlichkeiten mit realen Vorgängen in Geschichte und Gegenwart nichts als Zufall seien. Doch um einen solchen handelt es sich in dem Fall wahrscheinlich nicht – nicht nur, weil es kein Film ist.

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