ressorts.
Unverhohlener Staatsterrorismus
Hausdurchsuchung bei Captain Future

Unverhohlener Staatsterrorismus

Berlin ist eher ein Zerfallszustand als eine Stadt. Als solcher ist Berlin lange schon die ideale Hauptstadt unserer Republik. Alle Konkurrenten um diese Sinnbildlichkeit schlug sie am gestrigen Mittwoch endgültig aus dem Feld.

Am Mittwoch, dem bundesweiten „Aktionstag“ gegen „Hass im Internet“ nämlich, erzwangen sich Beamte der Abteilung 535 (Staatsschutz) der Berliner Kriminalpolizei Zutritt zur Privatwohnung eines gewissen Captain Future. Gemäß dem Durchsuchungsbefehl des Amtsrichters Dr. Lars Fricke waren sie auf der Suche nach Beweismaterial zur Erhärtung eines schweren Vorwurfes: einer „Bedrohung“ des amtierenden Gesundheitsministers Karl Lauterbach mit potentiell tödlicher Gewalt. Captain Future, bürgerlich Michael Bründel, soll diese Tat mittels eines Videos begangen haben, das er im Internet verbreitete. Ein erstaunlicher Vorwurf, wenn man die bisherige politische Aktivität des Beschuldigten betrachtet. Vornehmlich in seiner Rolle als Captain Future fiel er bisher als Filmemacher, Demo-Organisator, DJ und Friedensaktivist auf. Oft schrill, manchmal nachdenklich; immer aber mit Humor und Selbstironie. Auffallend war immer auch, dass gerade eines allen seinen Auftritten fehlte: jedweder Hang zu Gewalt.

Eine Drohung mit Gewalt aber meinte die Staatsanwaltschaft Berlin nun in besagtem Video zu erkennen. In der fraglichen Stelle des Videos unterlegte Bründel eine von ihm gefilmte Szene Lauterbachs, in der dieser einer gegen ihn protestierenden Menschenmenge auswich, mit einem Soundeffekt. Der stammte aus der berühmten US-Zeichentrickreihe „Looney Tunes“. Er gehört zu einem flüchtenden „Roadrunner“ und ist bei den meisten über 40 vermutlich popkulturelles Allgemeingut. Aber auch bei allen, die nicht zu dieser Gruppe gehören, wäre dieses Geräusch ohne zusätzliche Einwirkung bewusstseinserweiternder Drogen kaum im Stande, Assoziationen mit einem Pistolenschuss oder einer Explosion zu wecken. Genau diese Assoziation deuten die Staatsanwälte des Dezernates 237 und Amtsrichter Fricke aber an. Es sind die gleichen Staatsanwälte, die in Berlin immer wieder Regierungskritiker von „Sondereinheiten“ der Polizei überfallen und misshandeln lassen. Staatsanwälte, zu deren obersten Beamten verurteilte Sexualtäter gehören und die durch Anbindung an die sogenannte Generalstaatsanwaltschaft des Stadtstaates direkt dessen politischer Führung unterstehen.

Die Skrupellosigkeit dieser Rechtsbeuger im Umfeld von Oberstaatsanwalt Thorsten Neudeck erreichte im Falle des Captain Future ein neues Extrem. Nicht nur konstruierten sie einen Durchsuchungsanlass von solch offenkundiger Abwegigkeit, dass es selbst den ausführenden Kriminalbeamten sichtlich peinlich gewesen sein muss. Nein, sie verzichteten sogar auf jegliche In-sich-Schlüssigkeit ihres Überfalles und verzichteten auf die Beschlagnahme gerade des „Tatwerkzeuges“, mit dem Bründel das Video am ehesten erstellt haben müsste: seinen Computer. Stattdessen ließen die Staatsanwälte ausschließlich sein Telefon stehlen. Die Absichten ihres Überfalles macht das offenkundig: Neben Einschüchterung geht es um die Abschöpfung der Kontakte und privaten Kommunikation des Regimekritikers Michael Bründel. Es ist in seiner Gesamtheit eine Vergewaltigung der Bürgerrechte des Opfers wie auch der Reste unseres Rechtsstaates.

Möglich, dass die Berliner Rechtsbeuger es mit dieser Tat nun übertrieben haben. Sie löste jedenfalls nicht nur in der Szene der Widerständigen Entsetzten aus. Wenige Minuten nach dem Überfall auf Captain Future meldeten sich Polizisten aus allen Abteilungen des Berliner Apparates. Sie waren „entsetzt“ über das „Ausmaß des offenkundigen Rechtsbruches“ und den „Terror“ ihrer eigenen Vorgesetzten gegen Andersdenkende. Möglich, dass Thorsten Neudeck, Lars Fricke und ihre vorerst noch anonymen Komplizen mit ihrem letzten Streich sehr viel mehr Feinde gewonnen als beeindruckt haben.

Diesen Artikel teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Telegram

schwarz auf weiß unterstützen

Freiwilliges Zeitungs-Abo oder Einzelspende an:

IBAN: DE83 1005 0000 0191 2112 65
(BIC: BELADEBE)

Kontoinhaber: Flugwerk UG (haftungsbeschränkt)

oder hier PayPal –

Ein Abo ist freiwillig. Alle Inhalte sind ohne Bezahlung verfügbar.

ODER
alles von Paul Brandenburg

Spenden an Paul Brandenburg persönlich werden für alle seine Projekte verwendet: