ressorts.
Mein Name ist Geheimdienst, ich weiß von nichts
Nord-Stream-Ermittlungen

Mein Name ist Geheimdienst, ich weiß von nichts

Im März schienen die Anschläge auf die Ostsee-Pipeline aufgeklärt. Jetzt sieht alles ganz anders aus. Alles nur ein Ablenkungsmanöver?

„Kein Geheimdienst weiß Bescheid“ – so fasste das ZDF diese aktuelle Aussage von BND-Chef Bruno Kahl zur Sprengung der Nord-Stream-Pipeline im September zusammen: „Kein Land dieser Welt, kein Nachrichtendienst dieser Welt ist im Moment in der Lage, das konkret zu attribuieren.“ Mit anderen Worten: Niemand weiß, wer die Täter waren oder wen man ausschließen kann.

Am 7. März sah das noch anders aus. Da war nach Informationen von US-Geheimdiensten eine pro-ukrainische Gruppe für die Anschläge verantwortlich. So stand es in der New York Times. Bereits am Tag drauf wusste der Deutschlandfunk zu berichten, dass nach Recherche von ARD, Südwestrundfunk und Zeit deutsche Ermittlungsbehörden inzwischen weitgehend rekonstruiert hätten, wie die Anschläge vorbereitet worden waren.

US-Geheimdienste und deutsche Ermittlungsbehörden wussten damals sehr viel über die Anschläge. Beispielsweise soll die Gruppe der Attentäter aus sechs Personen bestanden haben: einem Kapitän, zwei Tauchern, zwei Tauchassistenten und einer Ärztin. Den Ermittlungen zufolge soll das Kommando am 6. September 2022 von Rostock aus in See gestochen sein. Die Attentäter hätten professionell gefälschte Reisepässe genutzt, und die Jacht sei dem Eigentümer im Anschluss in ungereinigtem Zustand zurückgegeben worden. Sogar Spuren von Sprengstoff haben die Ermittler den Recherchen zufolge auf dem Tisch in der Kabine nachweisen können.

Ein westlicher Geheimdienst soll bereits im Herbst, also kurz nach der Sprengung, einen Hinweis an europäische Partnerdienste übermittelt haben, wonach ein ukrainisches Kommando für die Zerstörung verantwortlich sei. Danach soll es weitere geheimdienstliche Hinweise gegeben haben, die darauf hindeuteten, dass eine pro-ukrainische Gruppe verantwortlich sein könnte.

Von all dem will BND-Chef Kahl heute nichts mehr wissen. Aus „weitgehend rekonstruiert“ wurde „kein Geheimdienst weiß Bescheid“, und das in weniger als drei Monaten. Aber nicht nur das: Kahl spricht darüber hinaus für alle Geheimdienste und sogar alle Länder dieser Welt, von denen keiner beziehungsweise keines etwas wissen würde. Woher weiß er das? Hat Kahl mit allen Geheimdiensten und mit allen Ländern dieser Welt gesprochen?

Böse Zungen behaupten, US-Geheimdienste, deutsche Ermittlungsbehörden und mit ihnen die Medien wollten vor allem eines: Von Seymour Hersh ablenken, der Mitte Februar die USA für die Sprengung von Nord Stream verantwortlich gemacht hatte. Aber auch das weiß niemand genau. Sollte hingegen etwas dran sein am Nichtwissen der Geheimdienste, würde sich die Frage stellen, wozu man sie braucht: Geheimdienste, die nichts wissen, und das weltweit?

Diesen Artikel teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Telegram

schwarz auf weiß unterstützen

Freiwilliges Zeitungs-Abo oder Einzelspende an:

IBAN: DE83 1005 0000 0191 2112 65
(BIC: BELADEBE)

Kontoinhaber: Flugwerk UG (haftungsbeschränkt)

oder hier PayPal –

Ein Abo ist freiwillig. Alle Inhalte sind ohne Bezahlung verfügbar.

ODER
alles von Paul Brandenburg

Spenden an Paul Brandenburg persönlich werden für alle seine Projekte verwendet: