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Lange Gesichter bei der deutschen Wirtschaft
Konjunktur

Lange Gesichter bei der deutschen Wirtschaft

Der weiße Elefant: Gierflation

Wenig überraschend: Im ersten Quartal 2023 schrumpft die deutsche Wirtschaftsleistung. Krampfhaft ignorieren die Wirtschafts„weisen“, dass Deutschland und die EU sich immer mehr vom Rest der Welt isolieren.

Da hatten nun alle maßgeblichen Auguren der deutschen Wirtschaftsentwicklung vorausgesagt, dass die Konjunktur aufgrund gestörter Lieferketten und starker Zinserhöhungen vielleicht mal ein bisschen schwächelt und auch mal ein Monat ohne Wirtschaftswachstum enden könnte. Aber nun sind alle Beobachter geschockt: der private Konsum ist in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 1,2 Prozent eingebrochen. Dabei sind die Energiepreise schon fast wieder auf Vorkriegsniveau. Aber nein, auch der Konsum von Nahrungsmitteln und Bekleidung ist eingebrochen. Die Industrieproduktion ist im ersten Quartal 2023 um 3,3 Prozent eingebrochen – in der Autobranche sieht es mit einem fetten Minus von 6,5 Prozent besonders mau aus. Die Industrie musste im selben Zeitraum bei den Auftragseingängen eine Einbuße von 10,7 Prozent hinnehmen. Der Export deutscher Waren ins Ausland brach im März gegenüber dem Vormonat sogar um 5,7 Prozent ein. Folglich erwarten laut einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) 22 Prozent aller befragten Unternehmen für die nächsten zwölf Monate sinkende Exporte.

Und obwohl das Handelsblatt angesichts der erbärmlichen Performance der deutschen Wirtschaft durchaus offen von einer „prekären Lage“ spricht, zeigen sich die Vordenker zuversichtlich. Ein „schwacher März“ mache noch keinen ebensolchen schwachen Sommer. Da sichten doch schon Wahrsager eine vom Statistischen Bundesamt gegenwärtig gerade „zunehmende Passantenfrequenz in deutschen Innenstädten“. Mal sehen, ob die Passantenmassen nun auch wieder mehr Geld bei den Händlern der einschlägigen Einkaufszentren abwerfen.

Katastrophenstimmung skrupellos ausgenutzt

Wieder einmal trabt der weiße Elefant durchs Bild, und keiner will ihn gesehen haben. Der Elefant hat viele Erscheinungsformen. Zum einen verdirbt die amtierende Bundesregierung den Leuten draußen im Lande die Unternehmungs- und Kauflust durch wenig inspirierende Verordnungen im Häuserbau. Der Kuddelmuddel in der Automobilpolitik verunsichert stark. Wären die Wirtschafts„weisen“ nicht ideologisch so stark vom Marktradikalismus besessen, dann würden sie auch mal dem Verdacht auf Gierflation nachgehen. Tatsächlich haben eine ganze Reihe von Konzernen die Katastrophenstimmung skrupellos ausgenutzt, um ohne ökonomische Notwendigkeit mal eben die Preise massiv anzuheben. Da eine öffentliche Kontrolle der kartellisierten Preisgestaltung nicht mehr existiert, waren die Autofahrer an den Zapfsäulen einem noch nie dagewesenen Preiswucher wehrlos ausgeliefert. Die Leute legen nach wie vor Geld auf die hohe Kante mit einer Sparquote von 13,8 Prozent, verkneifen sich aber dafür so manchen Einkauf.

Kriegsvorbereitungen gegen China

Der Hauptgrund für den Abwärtsdrall der westeuropäischen Konjunktur wird aber lieber nicht genannt. Die Weltwirtschaft sortiert sich aufgrund des Kriegs- und Sanktionsdrucks des Wertewestens gerade radikal neu. Deutschland beteiligt sich an Kriegsvorbereitungen gegen den größten Wachstumsmotor der Weltwirtschaft, gegen die Volksrepublik China. Mit Sanktionen soll China zudem in seiner Entwicklung behindert werden. Und dann wundern sich deutsche Wirtschaftsgurus immer noch, dass China sich jetzt vom Westen abkoppelt. China handelt dann eben mit anderen aufstrebenden Nationen. So schrumpfte der deutsche Export in die VR China im April gegenüber dem Vormonat März um beachtliche 9,6 Prozent. Verwundert reibt sich ein Redakteur des Handelsblatts die Augen: „Und der Containerumschlag-Index der Institute RWI/ISL bildet die aktuelle Schwäche in Deutschland zwar ab, zeigt aber auch, dass außerhalb von Europa schon wieder deutlich mehr Fracht verschifft wird.“

Keine Frage: wir sind draußen. Die Zukunft findet ohne uns statt. Die Therapie für die deutsche Wirtschaft ist klar: Sofort eine eigene Außenpolitik starten und in den Zukunftsmarkt Eurasien voll einsteigen.

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