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„Gesprächsversuche mit Ihnen haben keinen Sinn“
Paul Brandenburg

„Gesprächsversuche mit Ihnen haben keinen Sinn“

Belehrung Paul Brandenburg, Ausschnitt

Seit Monaten spricht er sie immer wieder an: die Verbrechen des amtierenden Gesundheitsministers wie auch das Versagen der Außenministerin auf der Weltbühne. Der „Staatsschutz“ der Berliner Polizei ermittelt deshalb gegen ihn – und weil er diese Ermittlungen öffentlich machte. Heute stellte der Herausgeber von paul brandenburg: schwarz auf weiß sich einer „Vernehmung“ durch die Ermittler – ein sehr persönlicher Kommentar.

Voller Geständnisse war sie, meine Beschuldigtenvernehmung als „Delegitimierer“ beim „Staatsschutz“ des LKA Berlin am 4. Mai 2023. Ob auch aus Sicht des „Staatsschutzes“ vermag ich nicht zu beurteilen.

Ein Vergehen musste ich gleich zu Beginn tatsächlich einräumen. Dafür schämte ich mich aufrichtig: Geschlagene 40 Minuten ließ ich die Polizisten warten. Hauptkommissar Alexander Hübner, als Leiter der Abteilung 533, war persönlich erschienen. Mit ihm sein sehr junger Mitarbeiter Kriminalkommissar Jakob Wallbach. Ein dritter führte Protokoll. Alle dürften pünktlich um zehn Uhr zum angesetzten Termin bereit gewesen sein.

Ich selbst stand zu diesem Zeitpunkt jedoch seit 30 Minuten regungslos mit meinem Auto auf der Stadtautobahn A100 in Höhe der Messe – und sollte es noch für eine weitere Viertelstunde. Einige Meter vor mir assistierten uniformierte Kollegen der drei Polizisten Mitgliedern der „Letzten Generation“ erneut bei der massenhaften Nötigung von Autofahrern. Auch diese Taten begingen Berliner Polizisten, daran hatte ich keine Zweifel, auf Weisung ihrer politischen Vorgesetzten. Meine Erheiterung über die Ironie dieser Parallele mochten die „Staatsschützer“ nicht mit mir teilen, als ich schließlich doch noch bei ihnen eintraf. Sie ließen mich von einem privaten Wachdienst durchsuchen und geleiteten mich in ihre Vernehmungstristesse im „Bayernring“.

Eifrige Sammler

Kommissar Wallbach war von seinem Chef zur Leitung meiner Befragung auserkoren. Seine Anspannung war mit Händen zu greifen, unfreiwillig unterstrichen durch sein Äußeres – wofür er nichts kann, trotzdem: Jakob Wallbach wirkt mit seinen blonden Stoppeln wie Ende 20 und wie eine lebende Kopie von Edvard Munchs „Schrei“. Hinter ihm sein Chef Alexander Hübner. Ein Brillenträger Anfang 50, vermutlich mit enger Beziehung zu seiner Haarfrisur. Bei flüchtigem Blick erinnerte diese, wie auch das offene Freizeithemd an den früheren Harald Martenstein.

Anders als Wallbach gab Hübner sich Mühe, die eigene Anspannung zu überspielen. Umso mehr, nachdem ihm im Eifer seines Gefechtes ganz zu Anfang der Vorname seines Schützlings rausrutschte. Es geschah, als der Juniorkommissar mir einen Wust von Papieren vorlegte. Offenbar muss die Abteilung 533 des LKA Berlin fortlaufend den Inhalt meines Telegram-Kanals und meine sämtlichen Tweets auf Papier archivieren. Kommissar Wallbach ging es in dieser Sammlung um einen bestimmten Telegram-Post. Anhand dessen wolle er mir vorhalten, dass ich nicht nur Nachrichten verbreite, die sich „gegen Herrn Professor Karl Lauterbach und Frau Außenministerin Annalena Baerbock“ richteten. Auch bestünde der Verdacht, ich würde „verbotene Mitteilungen über Gerichtsverhandlungen machen“.

Wallbach fand mit wenigen Handgriffen, was er zu suchen schien, und bat mich um Bestätigung meiner Urheberschaft eines einzelnen Telegram-Posts. Da ich diesen erst vor wenigen Tagen geschrieben hatte, fiel mir die Bestätigung leicht, und ich gab sie ihm gern.

„Aha!“

Seinen „Treffer“ vermerkte Jakob Wallbach mit einem knappen Satz in Richtung des Protokollanten. Chef Hübner indes hob es vom Sitz. „Aha!“, entfuhr es ihm explosionsartig. „Welche Seite genau, Jakob, das muss ins Protokoll!“. Für einen Sekundenbruchteil verrieten die Augenbrauen des Hauptkommissars den Ärger über seinen Lapsus. Er fing sich sofort und setzte betont entspannt nach: „Hast Du die Seitennummer?“ Aber leider hatte Jakob keine, denn eine Nummerierung fehlte gänzlich. Wieder schlug die gespielte Lässigkeit in Furor um: „Dann nummerier alles jetzt! Sofort! Bitte!“ Erst mit dem nachgeschobenen „Bitte“ fiel ihm auch wieder ein zu grinsen. Von seiner Leistung schien er hiernach selbst so peinlich berührt, dass er bis zum Ende des offiziellen Teiles der Veranstaltung weitgehend schwieg.

Der Juniorkommissar legte mir weitere Tweets vor und stellte zu ihnen allerlei Fragen. Ich musste bei allem passen: Die fraglichen Zeitpunkte lagen Monate zurück und ich konnte aus der Erinnerung unmöglich wissen, ob ich sie zu exakt der angefragten Uhrzeit in dieser Form verfasst hatte. Ich bot jedoch an, im Nachgang meine Account-Timeline zu überprüfen und per Mail mitzuteilen, ob die bewussten Texte so von mir stammen. Den Hinweis, dass man sich diese Verzögerung durch einfache Vorabinfo hätte sparen können, konnte ich mir nicht verkneifen. Über alles Gesagte fertigten die beiden jüngeren Beamten schließlich ein Protokoll an. Dieses schloss mit meiner Antwort auf die Frage, wie ich „am heutigen Tag von den Polizisten behandelt worden sei“: „Keine Angaben.“

„Sie werden mich niemals verstehen.“

Während der Wartezeit auf meine Protokollkopie wollte ich meinerseits, mit Alexander Hübner ins Gespräch kommen. Das „dürfe ich gern einmal versuchen“, erlaubte er mir. Ich erklärte, aufrichtiges Interesse daran zu haben, welche Motivlage er habe, mich seit nun fast einem Jahr immer wieder mit Lügen, Verleumdungen, Überfallen und dem Diebstahl meines Eigentums zu drangsalieren. Ausdrücklich gestand ich ihm dabei zu, subjektiv aus „guten Absichten“ zu handeln – auf deren Boden ich gern mit ihm zu einem gemeinsamen Ausgangspunkt kommen würde. So schnell wie er dem Versuch zustimmte, beendete er ihn auch wieder. „Gesprächsversuche mit Ihnen haben keinen Sinn. Ihr Weltbild ist gefestigt und vollständig geschlossen“, erklärte er mir. „Sie werden mich niemals verstehen.“

Während dieser wenigen Sätze kippte seine Miene mehrfach von einem aufgesetzten Lächeln in offenen Ärger um. Bereits unter minimalem Stress, wie in dieser Situation, verriet diesen Mann seine Psychomotorik. Das lässt erahnen, welchen Umgang er mit seinem „Jakob“ pflegt. Für einen kurzen Moment empfand ich so etwas wie Mitleid.

Wir verabschiedeten uns schließlich mit gegenseitiger Versicherung unserer Annahme, wohl bald wieder von einander zu hören.

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