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“Wir fordern Diplomaten statt Granaten!”
Air Defender 23

“Wir fordern Diplomaten statt Granaten!”

Walther Koehler

Derzeit läuft das Nato-Manöver „Air Defender 23“. Es war eines der Themen auf der Düsseldorfer Kundgebung am Samstag gegen den Kriegswahnsinn, wo unter anderem der Aktivist und Neurologe Walther Koehler sprach. Hannes Henkelmann hat ihn am Rande der Veranstaltung interviewt. 

Wir wollen über „Air Defender 23“ sprechen. Geben Sie uns bitte zuerst einen Überblick, wie viele Soldaten, Flugzeuge etc. derzeit über unseren Köpfen den Ernstfall proben! 

Das Manöver ist die größte Luftoperationsübung seit Bestehen der Nato. 24 Nationen mit bis zu 220 Flugzeugen und 10.000 Soldaten sind beteiligt. Die Auswirkungen auf die zivile Luftfahrt sind regional erheblich. Und die Bundeswehr schwor die lärmgestressten Anwohner schon im Vorfeld darauf ein, dass sie den massiven Fluglärm der übenden Kampfjets doch bitte als Beitrag zur militärischen Sicherheit Deutschlands ertragen sollten. Bezüglich der Kosten schweigt die Bundeswehr. Auf Anfrage der Linken-Abgeordneten Sevim Dağdelen schätzte die Bundesregierung die Ausgaben für alle Manöver in 2023 auf die Rekordsumme von 311 Millionen Euro. 

Was kritisieren Sie noch am Manöver?

Deutschland wird während „Air Defender 23“ übungsweise zu dem, was es auch in einem Kriegsfall wäre: Logistikknoten und Aufmarschgebiet für Nato-Kampftruppen, die von Westen nach Osten ziehen. Alle Militärflugzeuge, ca. 100 aus den USA und ca. 120 aus anderen Nato-Staaten, wurden innerhalb von wenigen Stunden nach Deutschland und in angrenzende Staaten verlegt. Diese Nato-Jets fliegen jetzt bis an die Grenzen von Russland, Weißrussland und der Ukraine. Das Manöver geht übrigens auf eine Initiative der Bundesrepublik aus dem Jahre 2018 zurück, also weit vor den Ereignissen im Februar 2022. Dennoch lässt sich die Wirkung des Manövers nicht ohne die Betrachtung der aktuellen, prekären Sicherheitslage in Europa bemessen. Dieses gigantische Manöver ist ein weiterer Eskalationsschritt der Nato gegen Russland. Diese Politik ist brandgefährlich. Wir fordern Diplomaten statt Granaten! 

Sie haben sich auch mit den beiden für “Air Defender 23” maßgeblich verantwortlichen Generälen, dem Chef der “US Air National Guard” Michael A. Loh und dem deutschen Luftwaffeninspekteur Ingo Gerhartz, und deren Aussagen befasst. Was können Sie darüber berichten?

Die beiden hochrangigen Soldaten machten schon im Vorfeld deutlich, gegen wen sich das Manöver richtet. So äußerte sich der amerikanische General Loh: „Ich möchte, dass meine Leute anfangen, mehr über unsere drohenden Gefahren – China und Russland – nachzudenken”. Und Luftwaffeninspekteur Gerhartz drückte es so aus: „Mit der Übung Air Defender zeigen wir, dass die Luftwaffe das erste militärische Mittel in einer Krise ist.“ Deutschland werde dabei  „seine Rolle als kollektiver Verteidigungs-Knotenpunkt innerhalb Europas“ wahrnehmen. german-foreign-policy beschreibt es so:  „Deutschland will wieder ganz vorne mitspielen bei der militärischen Klärung der Frage, wer denn auf der Welt das Sagen hat. Mit der Initiative zu ‘Air Defender 23’ im Rahmen der Kriegsvorbereitungen des Nato-Blocks stärkt Deutschland nicht nur seine Stellung im transatlantischen Bündnis, sondern treibt zugleich die Integration europäischer Streitkräfte unter deutscher Führung voran“. Wir lehnen die Militarisierung unseres Heimatlandes und die Kriegsvorbereitungen unserer Bundesregierung ab. Wir fordern: Friedensverhandlungen statt Krieg spielen! 

Anscheinend ist Deutschland bereit, sich nach den selbstzerstörerischen Wirtschaftssanktionen auch auf dem militärischen Schlachtfeld für die amerikanischen Interessen zu opfern. 

Es sieht so aus, dass auch der drohende Atomkrieg der USA gegen Russland mit Hilfe von Deutschland organisiert werden würde. Dass dies zwangsläufig die totale Zerstörung und atomare Verseuchung unseres Landes zur Folge haben würde, kann sich jeder leicht ausmalen. Statt dieser perversen Nato-Logik Widerstand entgegen zu setzen, dreht die Bundesregierung zusammen mit den USA weiter an der Eskalationsschraube. Schon vor Beginn des Manövers begann das Säbelrasseln. Bei einem Pressetermin Anfang April in Washington antwortete Luftwaffeninspekteur Ingo Gerhartz auf die Frage nach der Informationspolitik gegenüber Russland: „Wir werden Russland keinen Brief schreiben. Sie werden die Nachricht schon erhalten und verstehen, wenn unsere Flugzeuge ausschwärmen.“  Bisher war es gängige Praxis, dass Nato-Staaten ihre Manöver auf formalem, diplomatischem Weg ankündigten und Einladungen an Militärbeobachter, auch aus Russland und Belarus, aussprachen. Darauf in der aktuellen Phase der militärischen Konfrontation in der Ukraine zu verzichten, ist hochgradig gefährlich und provokativ.  Gegen diese Politik der Eskalation stehen wir auf – wir protestieren! 

Wie real sehen Sie die Gefahr eines dritten Weltkrieges? 

Nun, die bestimmten Muster der Eskalation, die zu einem tatsächlichen Krieg hinführen, haben sich in der Geschichte geradezu zwanghaft wiederholt. Es sind immer die gleichen Vorbereitungsschritte: 
– Psychologische Vorbereitung der Bevölkerung durch die Medien 
– Dämonisierung des Feindes 
– Kriegshetze und Aufrüstung 
– Polarisierung in Freund und Feind 
– Beistandspakte mit der gegenseitigen Verpflichtung, für den Anderen in den Krieg zu ziehen, auch dann, wenn man gar nicht selbst angegriffen wurde. 
Und jetzt wird mit “Air Defender 23” für eine Auseinandersetzung zwischen den beiden größten Atommächten auf dieser Welt geübt. Es ist sehr gefährlich, ein Manöver nicht weit von einem realen Krieg zwischen US/Nato und Russland, mit neuen Waffen und mehr Material und Soldaten als in den Manövern zuvor, so offensichtlich gegen Russland auszurichten. Und es ist Wahnsinn, die atomare Kriegsführung mit einzubeziehen. Ein Fehler bei der Durchführung könnte leicht den dritten Weltkrieg auslösen. 

Was macht Ihnen Hoffnung?

Es freut mich zu sehen, dass die Bevölkerung dem Militarisierungskurs der Bundesregierung zunehmend Widerstand entgegensetzt. So protestierten in den letzten Tagen wieder Menschen in Spangdahlem, Stuttgart-Vaihingen, Wunstorf, Jagel und in Brandenburg/Havel gegen das Nato-Manöver “Air Defender 23”. Der Protest wächst. Und das ist gut so.
Wir, die Antikriegs-AG von Aufstehen Bonn, fordern: 
– Stopp der Waffenlieferungen Deutschlands und der Nato-Staaten an die ukrainische Regierung
– Abzug sämtlicher ausländischer Truppen und Militäreinrichtungen aus Deutschland
– Raus aus der Nato
– Ratifizierung des Atomwaffenverbotsvertrags und Abzug aller Atombomben aus Deutschland

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