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„Ich werde keinen Millimeter weichen“
Porträt

„Ich werde keinen Millimeter weichen“

Tim Kellner alias Love Priest.

Auf der Saisoneröffnungs-Party seines Motorradclubs traf Hannes Henkelmann Tim Kellner alias Love Priest. Ein Gespräch über Post aus Köln, eine Außenministerin, die keinen Spaß versteht, und ein geschenktes Leben. 

Guten Tag, Herr Kellner. Ich habe gehört, Sie hatten eine aufregende Woche. Was ist passiert?

Tim Kellner: Schon öfters ist Post von der Staatsanwaltschaft ins Haus geflattert, ich habe noch einige Verfahren am Laufen, aber was ich jetzt von den Kollegen aus Köln bekommen habe, schlägt dem Fass den Boden aus.Man hat mich zu acht Monaten Haft, ausgesetzt zu drei Jahren auf Bewährung, verknackt. Wohlgemerkt ohne Anhörung, ohne Verfahren. Zusätzlich hat man mir eine Geldstrafe von 1.500 Euro aufgebrummt, zu zahlen an die UN-Flüchtlingshilfe. Der Grund: ich hätte mit einem kleinen, lustigen Clip eine Person des politischen Lebens, gemeint ist Frau Baerbock, beleidigt und verleumdet. Das ist ein §188, Absatz eins. Ein ganz neuer Strafbestand, mit dem man jetzt Kritik, und sei es nur Satire, immer sofort ahnden kann.

Unsere Außenministerin bietet ja einiges an Angriffsfläche. Ich denke dabei an ihre mathematischen Fähigkeiten, ihre geschliffene Rhetorik oder ihr diplomatisches Geschick auf internationalem Parkett. Wie genau haben Sie Frau Baerbock denn vorgeführt?

Das kann ich leider nicht verraten, weil es ein laufendes Verfahren ist. Aber sie bietet für einen Satiriker in der Tat viele Möglichkeiten, sie vorzuführen.

Haben Sie denn Rechtsmittel gegen den Strafbefehl eingelegt?

Ich habe sofort Einspruch eingelegt, und wir dürfen nun auch mit meiner mündlicher Verhandlung rechnen. Für diese werden wir sicherlich Annalenus Baerbockus einladen, die dann gänzlich unbewaffnet auf dem Schlachtfeld der Intelligenz erscheinen wird. Aber darauf kann ich keine Rücksicht nehmen. Also, großes steht uns bevor, eine mündliche Verhandlung am Amtsgericht Detmold. Hierzu lade ich alle Leser herzlich ein. Flutet den Gerichtssaal, um mit mir gemeinsam für unsere Meinungsfreiheit einzustehen. Falls wir widererwartend in Detmold scheitern sollten, gehen wir natürlich durch alle Instanzen. Ich kann allen Mitstreitern versprechen, ich weiche keinen Millimeter.


Wie sind Sie mit der heutigen Veranstaltung  zufrieden? Wie viele Biker haben die erste Ausfahrt der Saison mitgemacht?

Vorab möchte ich sagen, dass ich zirka vor einem Jahr eine schwere Krebsdiagnose bekommen habe. Und ich habe das, bis auf eine letzte Bestrahlungsreihe, die ich Anfang Mai bekommen werde, hinter mir. Ich habe somit ein neues Leben geschenkt bekommen. Und von daher ist das heute auch ein ganz besonderes Ereignis für mich, hier mit so vielen Menschen zu feiern. Das Wetter war gut, 250 Biker waren am Start und wir hatten über den ganzen Tag verteilt rund 1.000 Besucher hier auf dem Gelände. Alles wunderbar. Hinsichtlich der Resonanz bin ich also nicht nur zufrieden, ich bin glücklich darüber.

Warum ist der Brothers Guard MC der einzige Motorradclub, der offen gegen undemokratische politische Entscheidungen auftritt. Wo sind die anderen Biker?

Es liegt mir fern, über andere Clubs zu sprechen oder da ein Urteil zu fällen. Ich kann aber mit Stolz sagen, dass wir der einzige MC waren, der von Anfang an, kritisch war und Haltung gezeigt hat. Das fing bei der Flüchtlingskrise an, als wir die unkontrollierte Zuwanderung, die viele Opfer gekostet hat, kritisiert und auch Mahnwachen abgehalten haben. Wir haben uns immer für krebskranke Kinder, den Tierschutz und auch für die Opfer der Flutkatastrophe im Ahrtal engagiert. Und wir haben in der Corona-Zeit, und da bin ich besonders stolz drauf, Flagge gezeigt.

Wir sind in Paderborn spazierengegangen, dort habe ich auch eine Rede gehalten. Wir haben Haltung gezeigt und uns für unsere Freiheit, Meinungsfreiheit und Bewegungsfreiheit, sprich für unsere Grundrechte, eingesetzt. Es gab andere große Clubs, ich will jetzt keine Namen nennen, die sich beim Impfen haben fotografieren lassen. Ich habe leider keinen anderen MC während der Corona-Zeit auf den Straßen gesehen. Lange Rede, kurzer Sinn, ich kann mit Fug und Recht und mit Stolz behaupten, wir sind ein besonderer Motorradclub. Gegründet in Deutschland, wir haben eine gesunde Haltung zu unserer Heimat, bei uns gibt es keine kriminellen Geschäfte, wir stehen für einander ein und wir trauen uns auch, den Mund aufzumachen. Das macht uns aus, das macht uns einzigartig. Punkt, Ende, Aus!

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