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Putins Treffen mit Kriegsberichterstattern
Ukraine-Krieg

Putins Treffen mit Kriegsberichterstattern

Russlands Präsident Wladimir Putin

Foto: Pixabay/Dimitrij Osipenko

Wladimir Putin traf sich mit kritischen russischen Kriegsreporten. Da wurde über den Stand der ukrainischen Offensive und Probleme der russischen Seite offenbar sehr offen gesprochen.

Am 13. Juni hat sich der russische Präsident Wladimir Putin mit einer Gruppe russischer Kriegsberichterstatter und Telegram-Blogger getroffen. Darunter waren Filatov, Poddubny, Pegov von War Gonzo, Podolyaka und Gazdiev von RT. Einige von ihnen stehen der die Art und Weise, wie der Kreml und das Verteidigungsministerium die „militärische Sonderoperation“ in der Ukraine durchführen, sehr kritisch gegenüber und haben das in ihrer Berichterstattung immer wieder deutlich gemacht.

Aus dem Kreml-Protokoll des Treffens wird klar, dass Putin mit ihnen sehr offen über heikle Fragen gesprochen hat. Er räumte ein, dass es in der Armee „Operettengeneräle“, einen Mangel an Drohnen, Präzisionsmunition und Kommunikationsausrüstung gebe, der jetzt behoben werde.

Er besprach mit den Reportern die Rechtmäßigkeit von Söldnergruppen, die Notwendigkeit, früher oder später eine „Pufferzone“ einzurichten, um die russischen Bürger vor dem systematischen Beschuss durch das Kiewer Regime zu schützen, und er betonte, dass Russland den von Stephan Bandera inspirierten Terrorismus nicht mit Terrorismus beantworten werde.

Mit dem offenen Austausch mit kritischen patriotischen Journalisten geht es Putin wohl unter anderem darum, Front-Einschätzungen jenseits des militärischen Dienstweges zu erhalten. Das zeigt einen reflektierenden Blick auf das System, dem er vorsteht. Und Putin hat auch schon mehrmals Vorschläge der Berichterstatter umgesetzt, sozusagen als Schock für das System.

Putin hat auf dem Treffen aber auch selbst eine Einschätzung zum Stand der Kämpfe in der Südostukraine abgegeben. Hier einige Auszüge:

„Der Feind hat in keinem der Gebiete Erfolg gehabt. Sie haben schwere Verluste erlitten. (…) Die Struktur der Verluste – und sie nähern sich einer Schätzung, die man als katastrophal bezeichnen könnte, was die Verluste an Menschen betrifft – ist für sie ungünstig. Denn Verluste können, wie Sie und ich heute wissen, entweder medizinisch oder unwiederbringlich sein. Und normalerweise, ich fürchte, ich kann mich jetzt irren, sind etwa 25 Prozent, maximal 30 Prozent unwiederbringliche Verluste. Sie liegen bei fast 50 zu 50. Das ist das Erste.

Und das Zweite: Wenn man die nicht unwiederbringlichen Verluste betrachtet – es ist klar, dass die verteidigende Seite weniger Verluste hat – aber dennoch ist das Verhältnis eins zu zehn zu unseren Gunsten: Wir haben ein Zehntel der Verluste der ukrainischen Streitkräfte.

Bei den gepanzerten Fahrzeugen ist es sogar noch schlimmer. Sie haben in dieser Zeit über 160 Panzer und über 360 gepanzerte Fahrzeuge verschiedener Typen verloren.

Das ist nur das, was wir sehen. Es gibt auch Verluste, die wir nicht sehen, die durch Langstrecken-Präzisionswaffen auf Ansammlungen von Soldaten und Ausrüstung verursacht werden, so dass die Verluste auf ukrainischer Seite tatsächlich höher sind. Nach meinen Berechnungen sind es etwa 25, vielleicht 30 Prozent der aus dem Ausland gelieferten Ausrüstung.“

Zurück an der Front erläuterte der Kriegsberichterstatter Marat Kalinin, wie die derzeitige ukrainische Gegenoffensive nicht einmal die erste russische Verteidigungslinie habe erreichen können (sie ist 10 km weit entfernt). Dabei besteht die russische Strategie wohl eigentlich darin, die ukrainischen Streitkräfte zwischen der ersten Verteidigungslinie – vorausgesetzt, sie durchbrechen sie jemals – und der zweiten Linie, die ziemlich stark ist, vollständig zu vernichten. Die dritte Linie ist nur eine zusätzliche Absicherung, die für die ukrainischen Einheiten wohl unerreichbar bleiben wird.

Putin hat sich in dem Gespräch mit der Kriegsreportern auch noch einmal grundsätzlich geäußert: „Wir waren gezwungen, den Krieg, den der Westen 2014 begonnen hat, mit Waffengewalt zu beenden. Und Russland wird diesen Krieg mit Waffengewalt beenden und das gesamte Gebiet der ehemaligen Ukraine von den Vereinigten Staaten und den ukrainischen Nazis befreien. Es gibt keine anderen Möglichkeiten. Die ukrainische Armee der USA und der Nato wird besiegt werden, ganz gleich, welche neuen Waffentypen sie vom Westen erhält. Je mehr Waffen es gibt, desto weniger Ukrainer und das, was einmal die Ukraine war, werden übrig bleiben. Ein direktes Eingreifen der europäischen Armeen der Nato wird das Ergebnis nicht ändern. Aber in diesem Fall wird das Feuer des Krieges ganz Europa verschlingen. Wie es aussieht, sind die USA auch dazu bereit.“

Auch der Ukraine-Korrespondent der New York Times schrieb am 15. Juni, die ukrainischen Truppen würden Gefahr laufen, aufgrund der Besonderheiten der Taktik der russischen Armee zu viel Ausrüstung und Kräfte zu verlieren: „Die Russen versuchen, im Kampfgebiet vor den Hauptverteidigungslinien so viele Opfer zu fordern und so viel Ausrüstung wie möglich zu zerstören, um die ukrainischen Kräfte zu erschöpfen, bevor sie sich ihnen [den Verteidigungslinien] nähern. Dadurch wird die Verteidigungslinie faktisch zu einer Zone der Vernichtung.“

USA, Nato und ihre ukrainischen Fußtruppen werden den Krieg verlieren. Es sei denn, sie riskieren eine völlige Eskalation – über die laufende Luftkriegsübung „Air Defender 23“, nach dem Nato-Gipfel im Juli, über den Einsatz von Bodentruppen oder Atomwaffen. Darüber dürfte in der US-Führung zwischen den extremistischen Neocons und rationaleren Akteuren wie der Pentagon-nahen Rand Corporation keine Einigkeit bestehen.

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